Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
offenem Mund starrte Herm den Krieger an. „Auf einem Mondstrahl reisen? Ist das ein Witz?“ Der eiserne Blick Secans sagte ihm umgehend, dass es sich nicht um einen Witz handelte. Er meinte es ernst und wenn Herm alles zusammen zählte, was er über Secan wusste, war es sehr wahrscheinlich, dass seine Legende Hand und Fuß hatte. „Also gut, mal sehen.“ Langsam stand Herm auf und sammelte Energie des schwarzen Mondes, der klar sichtbar für ihn am Himmel stand. Er war beinahe eine volle Scheibe und sandte gut sichtbare schwarze Strahlen über den See zu ihm. Vorsichtig begann Herm, nach den Strahlen zu tasten und zuckte unwillkürlich zusammen. „ Ich kann sie fühlen. Unglaublich! “
Fasziniert griff Herm erneut nach den Mondstrahlen, die sich auf dem Wasser spiegelten und konnte sie nun noch deutlicher spüren, es war als ob er eine Verbindung mit ihnen eingehen konnte. Vorsichtig machte er einen Schritt auf einen der Mondstrahlen, der vor ihm im Wasser endete und stellte verblüfft fest, dass er nicht einsank. „ Wahnsinn. Ich kann auf dem Wasser gehen. “ Die Konzentration aufrecht erhaltend drehte er sich zu den anderen um, die ihn ansahen, als wäre er gerade auf einem Drachen geritten. Schließlich gab Ketara ein lautes Schnauben von sich und folgte ihm auf denMondstrahl. Herm spürte sofort die zusätzliche Belastung durch ihr tonnenschweres Gewicht, doch der Strahl hielt stand. Mit einem Schulterzucken sprang auch Kalinde auf den Strahl, kindliche Unbekümmertheit hatte ihre Vorteile. Ise und Secan kamen zuletzt, beinahe ängstlich betrat Ise seinen Strahl, während Secan gewohnt emotionslos zu ihnen stieß. Ein kurzes Zögern, dann begann Herm im schnellen Laufschritt über den Strahl zu laufen, Ketara direkt hinter ihm. Kurz danach hörte er auch seine drei Begleiter hinter ihm über den See laufen. „ Wenigstens zwanzig Kilometer, da brauchen wir gut drei Stunden. “
Zwei Stunden später hielt Herm einmal mehr an, um eine Wasserpause einzulegen. Das kühle Wasser des Sees war äußerst erfrischend, sowohl getrunken wie auch als Dusche für den erhitzten Kopf. Seine Hoffnung, dass die Nacht auch Kühle bringen würde wie in der Wüste Alterras hatte sich nicht erfüllt. Die Nacht war ebenso feucht und beinahe so warm wie der Tag, drückend und kraftraubend. Gerade, als er wieder los wollte, sah er Secans besorgten Gesichtsausdruck, der sich gen Himmel richtete. Ein schneller Blick nach oben zeigte ihm einige Wolken, die schnell über den Nachthimmel zogen. Es waren mehr geworden in der letzten Stunde, möglicherweise würde es bald ein Gewitter geben. „Hast du Angst vor Regen, Secan?“ Seine Frage war mehr ein scherzhafter Seitenhieb gewesen und Herm hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet. Umso überraschter war er, dass der Krieger seinen sorgenvollen Blick zum Himmel nicht aufgab. „Sikau, sage mir, wenn die Wolken deinen Mond verdunkeln, werden die Mondstrahlen, auf denen wir gehen, erhalten bleiben?“ Sprachlos sah Herm erst auf Secan und dann auf seine Füße, die noch Kilometer vom Ufer entfernt auf einemschwarzen Mondstrahl standen. „Bei allen Wasserdrachen, verfluchter Mist. Lauft, lauft so schnell ihr könnt.“
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„Seht hier, noch mehr geköpfte Soldaten.“ Vorsichtig näherte sich Kira den Leichen der Soldaten, die nur wenige Meter vom Eingang der Haupthalle entfernt in dem Gang lagen, den sie gerade passierten. „Der hier war ein Offizier. Und hier drüben liegt eine Adlige, sicher die Leiterin der Ausgrabungen. Sie trägt das Banner der Trionen. Und hier, seht euch das an. Welch phantastische Arbeit.“ Mit einem freudigen Ruf hob Poca eine Repitierarmbrust vom Boden auf, die neben dem geköpften Offizier gelegen hatte. Unerwartet geschickt spannte er den Mechanismus und prüfte das kleine Magazin der modernen Waffe. Es war offensichtlich, dass er eine solche Waffe nicht zum ersten Mal in den Händen hielt. Schließlich trat auch Perkles neben sie, immer noch sein leuchtendes Schwert aus der Zeit der Legenden in den Händen. „Wir sind jetzt nah, sehr nah. Und dem da hat seine Armbrust auch nicht geholfen, als er geköpft wurde.“ Einmal mehr antwortete der beleibte Händler mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, wenn ihm auch Perkles Worte die Freude über seinen Fund nicht zu trüben schienen.
Wieder bewunderte Kira die steinernen Figuren an den Säulen, die die Decke des Ganges stützten, während sie vorsichtig die halb eingestürzte Halle betraten.
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