Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Staunend sah Kira auf die kunstvoll gearbeiteten Säulen und die steinernen Figuren, die an den Füßen der Säulen scheinbar wachsam in den Gang blickten. „ Was für kunstvolle Arbeiten. Sie wirken beinahe wie echte Menschen. “ Kira war ebenso erstaunt gewesen wie Poca, anstatt eines primitiven Höhlensystems auf derart prächtige Gänge und Hallen zu stoßen, lediglich Perkles schien nicht überrascht und ging mit festen Schritten voraus.
„Nach diesen Zeichnungen müssen wir gleich links abbiegen und erreichen dann die zentrale Halle. Dort ist dann der Schatz.“ Poca wedelte immer noch aufgeregt mit den Karten in die Richtung, in die sie gingen, imGegensatz zu Perkles schienen ihn die geköpften Leichen in den Gängen nicht weiter zu beunruhigen. Schließlich bogen sie um die letzte Ecke und näherten sich der von Poca beschriebenen zentralen Halle, als Perkles Schwert plötzlich noch stärker zu leuchten begann als zuvor. Zuerst dachte Kira, dass er selbst es bewirkt hatte, um die Beleuchtung zu verstärken, doch sein abruptes Anhalten belehrte sie eines besseren. „Hier ist Magie am Werk. Alte Magie.“
Nervös blieb nun auch Kira stehen. Es gefiel ihr gar nicht, dass Perkles sein Schwert nun noch verbissener in seinen Händen hielt wie zuvor. „ Alte Magie? Was soll das sein? “ Ihren selbst gemachten Kampfstab fest in ihren Händen trat sie neben den Krieger, dessen Augen die Wände um sich herum aufmerksam musterten. „Was soll das bedeuten? Ist es das Buch?“ Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie Perkles, der sich nun aus seiner Starre löste und weiter in Richtung ihres Ziels ging. „Vielleicht ist es das Buch, vielleicht auch etwas anderes. Wir werden es schon bald wissen.“
<==>
Majestätisch baute sich der schwarze Turm vor Hassem auf und schien alles andere auf der Welt zu überragen. Die drei großen Tore des Turms wirkten gleichermaßen abstoßend wie anziehend auf ihn, jedes einzelne rief ihn ebenso zu sich wie es ihn von sich stieß. „ Drei Tore. Aber welches soll ich nehmen? “ Hassem sah die Tore nicht zum ersten Mal, aber noch nie war er so nah. Dieses Mal sah er verschiedene Schriftzeichen auf den großen Eingängen, die in die schlangenförmigen Säulen führten. Konzentriert sah erauf die Zeichen, doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte sie nicht klar erkennen.
Dann spürte er es. Es war wie eine Barriere. Ein Kraftfeld, das den Turm umschloss und jeden Versuch, sich ihm zu nähern, unmöglich machte. Der Turm zog ihn zu sich, kraftvoll und unwiderstehlich, und doch konnte er ihn nicht erreichen, zurückgestoßen von einem unsichtbaren Schild. Immer stärker drückte er gegen die Barriere, immer kräftiger wurde der Druck, bis ihn der Lockruf des Turms zu zerreißen schien. Schmerz durchlief seinen Körper und raubte ihm die Kraft zum Atmen, bis er schließlich die Besinnung verlor.
Schweißgebadet wachte Hassem auf und sah für einen Moment orientierungslos in den Sternenhimmel. Umgehend spürte er Shimos Wärme und Zuneigung durch seinen Bund und kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Er lag an Deck der Melissa, angelehnt an den Horntiger, den sie vor wenigen Tagen zuvor an der Küste Keldurs an Bord genommen hatten. Seitdem schlief Hassem stets von Shimo bewacht, dem Kapitän und der Halsabschneiderbesatzung der Melissa traute er nicht einen Meter weit. „ Der Turm, er ist von einer Barriere umgeben. Was mache ich, wenn ich ihn erreiche und die Blockade nicht durchbrechen kann? “ Für einen Moment war er versucht, Nakang nach der Barriere zu fragen, doch dann verkniff er es sich, den seltsamen Mann aus Begos anzusprechen. Er war der Kapitän der Melissa und die Mannschaft gehorchte ihm, doch er war genauso wenig ein Seemann wie Hassem selbst. Oder wie die Frau, die ihn begleitete. Bera war eine außergewöhnlich schöne Frau, eine jener Schönheiten, die den Jagdinstinkt eines jeden Mannes erwecken und ihn dann ins Verderben führen konnte. Hassem würde keinen derartigen Fehler machen, daseinzige was ihn lockte war der schwarze Turm und die Macht, die er ihm versprach.
„Land voraus, Süd-Südwest.“ Die Stimme des alterrischen Seemanns im Ausguck der Melissa riss Hassem aus seinen Gedanken. Zusammen mit dem Kapitän, seiner Begleiterin und dem zweiten Seemann ging er zur Reling, um die Küstenformation zu betrachten, die langsam in Sicht kam. „ Süd-Südwest? Wieso nähern wir uns von Osten, wozu der Umweg? Niemand fährt von Osten
Weitere Kostenlose Bücher