Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
nach Kahilis. “ Während Hassem noch darüber nachdachte, warum sie die Insel von der dem Kontinent abgewandten Seite anfuhren, begann Blakman, der glatzköpfige Navigator des Schiffes, hektisch Anweisungen zu geben. Wenig später fuhr die Melissa langsam bei halben Segeln unter einer neuen Flagge, deren Anblick Hassem für einen Moment erstarren ließ. Sie zeigte einen schwarzen Mond, der sich über einer kleinen Insel erhob, die von Wasser umschlossen war. Obwohl sowohl das Motiv als auch die Flagge einfach gehalten waren, strahlte sie eine Aura von Erhabenheit aus. Was Hassem aber am meisten verblüffte, war die Tatsache, dass sie ihm bekannt vorkam. „ Die Flagge zeigt Kahilis, kein Zweifel. Aber woher kenne ich sie? Und seit wann hat eine verfluchte, verlassene Insel eine Flagge? “ Noch während Hassem darüber nachdachte, woher er die neu gehisste Flagge der Melissa kannte, gab der Ausguck einen neuen Ausruf. „Zwei Segel backbord voraus. Unser Geleitschutz ist da.“
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„ Kahilis. Endlich! “ Mit einem großen Schritt verließ Herm das Beiboot der Esmeralda und betrat den Strandan der Westküste der verfluchten Insel. Der Sand unter seinen Füßen war fein, nahezu weiß und wäre die Sonne nicht beinahe ebenso stark wie in der Wüste Alterras, könnte er fast glauben, auf Schnee zu stehen. Der Strand zog sich auf einer Breite von mehreren Kilometern etwa hundert Meter tief in die Insel, wo er an dichten Wald grenzte. Ise, Kalinde und Secan betraten hinter ihm den Strand, ausgerüstet mit Rucksäcken, großen Wasserflaschen und breiten, kurzen Schwertern.
Admiral Gurpa hatte sie auf der Fahrt bereits darauf vorbereitet, welches Klima sie auf der Insel vorfinden würden. Er nannte den dichten Wald, der hinter dem Strand begann, Regenwald und hatte Schauergeschichten über die drückende feuchte Luft erzählt, die einem Mann in Stunden alle Kraft rauben konnte. Wozu sie allerdings extra viel Wasser mitnehmen sollten, wenn die Luft doch so feucht war, hatte Herm nicht wirklich verstanden. Größere Sorge wie der Wald auf der Insel machte ihm Kalinde. Er hatte die junge Runenleserin an Bord zurücklassen wollen, doch Ise hatte argumentiert, dass sie unter ihrer Aufsicht sicherer wäre. Vermutlich hätte sie allein zurückgelassen versucht, ihnen mit ihrer Magie doch zu folgen und sich in Gefahr gebracht. Die Argumente waren überzeugend, aber dennoch fühlte Herm sich nicht wohl dabei, Kalinde mit zu nehmen. Sie bemühte sich stets, erwachsen zu wirken, besonders wenn er in der Nähe war. Doch obwohl sie bereits den Körper einer Frau hatte, war sie noch immer ein Kind und Kinder waren leichtsinnig, genau das was er nicht auf seiner Reise zum schwarzen Turm gebrauchen konnte.
Mit einem leisen Grollen stieg nun auch Ketara aus dem Wasser an den Strand und schüttelte sich mit schnellen Bewegungen ihr Fell trocken. Sekunden später ging Wohlbefinden von ihr aus, während Herm undseine Begleiter vor Wasser triefend und fluchend neben ihr standen. „ Wie verträgst du nur diese Hitze? Kommst du nicht genau wie ich aus dem kalten Norden? “ Er erwartete keine wirkliche Antwort, doch das stille Schmunzeln in seinem Kopf war deutlich spürbar. „ Bah, immer noch umgeben von Frauen. Selbst ohne Kira rauben sie mir den letzten Nerv. Bei allen Monden, wie ich sie vermisse. “
Schließlich besann sich Herm wieder auf seine Umgebung und suchte mit seinen Augen den Horizont nach den Eindrücken aus seinen Träumen ab. „ Eine zerstörte Stadt. Eine verbrannte Ebene. Felsen. “ Konzentriert versuchte er einmal mehr, sich auf seine Träume zu fokussieren, doch wie auch sonst waren seine Erinnerungen verschwommen. Es war, als ob seine Träume ihm stets klare Bilder zeigten, doch sobald er die Träume verließ, waren die Bilder wie von einer Glocke aus Milchglas umgeben, die ihn alles nur verschwommen sehen ließ.
„Seht ihr die Rauchwolke dort im Südosten?“ Ises Arme zeigte auf die gut sichtbare Wolke, die weit hinter dem Wald liegen musste, der vor ihnen lag. „Ich habe so etwas schon einmal gesehen, bei einem erloschenen Vulkan im Norden meiner Heimat. Er spuckt noch ab und zu heißen Rauch in die Luft.“ Mit einem Schlag war Herm hellwach. „ Ein Vulkan. Verbrannte Erde. Das muss es sein. “ Nach einem kurzen Zögern wandte er sich seinen Begleitern zu. „Der Vulkan ist unser Ziel. Einer von uns Runenlesern hält stets Verbindung zu seiner magischen Quelle, damit wir schnell reagieren können.
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