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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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brach das Siegel und entnahm ein Pergament, das mit Marteks Handschrift beschrieben war. Lautlos las er die Zeilen der letzten Nachricht seines Bruders, um dann überrascht zu Herm aufzuschauen. „Pendrak ist zerstört?“Noch immer von Wut und Trauer über die Zerstörung seiner Heimat und den Tod seiner Eltern ergriffen, antwortete Herm nur kurz mit brüchiger Stimme. „Ja, der große Raubzug aus Valkall vor drei Jahren. Ich habe Martek in der Burg begraben, so wie er es wollte.“
    Langsam las Borresch die Nachricht zu Ende, um dann das Pergament aufzurollen und in seine Weste zu stecken. „Und, hast du die Prüfungen der drei Türme abgelegt? Martek schreibt, das du ein Magier werden willst?“ Der durchdringende Blick des alten Händlers hatte die gleiche Wirkung auf Herm, wie früher der Blick seines alten Lehrers. Er war stets ein schlechter Lügner gewesen und so hatte Martek es zumeist schnell aus ihm herausbekommen, wenn er etwas Verbotenes angestellt hatte. „Der blaue Turm hat mich abgelehnt, nun wollte ich erst einmal euch aufsuchen, genau genommen habe ich auch kein Geld mehr.“ Herm hatte seine Worte genau gewählt und darauf geachtet, das er nicht log. Er ließ lediglich einige Informationen weg, aber alles was er sagte entsprach der Wahrheit.
    „Pah! Also gut, du kannst eine Weile bleiben und dich in der Küche nützlich machen. Wir finden sicher einen Weg, deine Reisebörse neu zu füllen. Später musst du mir mehr erzählen über deine Heimat und wie das alles passiert ist, aber nicht mehr heute.“ Mit diesen Worten, die mehr wie ein Befehl zum Aufbruch klangen, erhoben sich Borresch genau wie auch Martha und Dorm, die in den letzten Minuten sehr still am Tisch gesessen hatten. Es war offensichtlich, dass sie Borresch mochten und mit ihm trauerten. Das Abendessen war vorüber und so ging auch Herm nachdenklich zurück in seine Kammer. „ Was hatte Martek noch an seinen Bruder geschrieben? “ Herm hatte genau aufgepasst, die Frage nach der Zerstörung Pendraks kam, nachdem Borresch etwa ein Drittel der Nachricht gelesen hatte. Was stand dann aber in den übrigen Zeilen,die Marteks Bruder lediglich mit der Frage nach seiner Magierausbildung kommentiert hatte? Ein ungutes Gefühl stieg in Herm auf, die prüfenden Blicke des alten Händlers, die lange Nachricht seines alten Lehrers, deren Inhalt er nicht kannte, seine Notlüge als er auf die Prüfungen angesprochen wurde – als das zusammen gab Herm ein mehr als unbehagliches Gefühl.
    In seinem Zimmer angekommen, setzte er sich auf sein weiches Bett und begann langsam, seine Ausrüstung und Waffen zu überprüfen und zu reinigen. Das kleine Chamäleon saß noch immer auf dem kleinen Tisch neben seinem Bett und kaute genüsslich ein Insekt, dessen lange Beine noch aus seinem Maul ragten. „ Nun mein kleiner Freund, wollen wir uns morgen das Midsommerfest ansehen? “ Als ob sie seine Gedanken verstanden hätte, hielt die kleine Echse kurz inne und wackelte bestätigend mit seinem Kopf, bevor sie weiter an ihrer Mahlzeit kaute.
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    Herms Laune war an diesem Morgen ausgezeichnet. Er hatte trotz der eher gedämpften Stimmung beim gestrigen Abendmahl seine Vorfreude auf das Midsommerfest nur schwer unterdrücken können und so war er besonders früh aufgestanden, um den Tag in vollen Zügen genießen zu können. Lediglich Martha war schon wach gewesen, als ihn sein Weg in die Wäschekammer des Anwesens geführt hatte. Mit frisch gewaschener Kleidung am Körper und einem soliden Frühstück aus Brot und würzigem Käse im Magen fühlte er sich gut vorbereitet und war losgezogen, die fremde Stadt zu erkunden.
    Mit bewundernden Blicken schritt er die prächtig geschmückte Hauptstraße entlang, die zu dem zentralen Marktplatz der Stadt führte. Unzählige kleine Buden waren über Nacht errichtet worden, an denen Schausteller ihr Können zeigten und reisende Händler ihre Waren anboten. Mit staunendem Blick folgte er der Vorführung von drei kleinen Männern, die dutzende kleine Kugeln in der Luft jonglierten. Immer schneller flogen die farbigen Kugeln zwischen den Männern hin und her, vollführten Achten und Kreise bevor die Artisten schließlich in einem atemberaubenden Finale zwischen ihren Würfen Sprünge und Saltos einlegten. Unter tosendem Beifall beendeten die Schausteller ihre Darbietung und wurden mit zahlreichen Kupfer- und Bronzestücken bedacht, die sie erst emsig einsammelten und dann unter dem Gelächter der Massen ebenso

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