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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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Füßen fiel auch das furchtbare Krampfen in ihrem Magen wie ein Ballast von ihr ab. Dafür stellte sich zum ersten Mal seit beinahe einer Woche ein altbekanntes Gefühl wieder ein – Hunger. Nachdem sie die hohe See durchquert und wieder Küste erreicht hatten, hatte sie etwas Brot und ein wenig Wasser zu sich nehmen können, doch stand das in keinem Verhältnis zu den Mengen, die sie vorher unfreiwillig verloren hatte.
    Langsam drehte sie sich um und betrachtete noch einmal die gewaltige Festung, die den Hafen überschattete wie ein Gebirge. Die Seefestung Magystras hatte ihr den Atem verschlagen, schon als sie das gewaltige Bollwerk aus der Ferne das erste Mal erblickt hatte. Nun, mit dem sicheren Stand des Festlands unter sich, nahm sie noch einmal den einzigartigen Anblick in sich auf. „ Sind alle Städte des großen Landes so riesig, all ihre Festungen so gewaltig? “
    Kira hatte auf ihrer Reise zum großen Hafen von Mito einige Städte von Begos gesehen und auch Mitoselbst war beeindruckend für sie gewesen, doch der Anblick Magystras und seines riesigen Hafens war mit Nichts auf Begos vergleichbar. Über einhundert Schiffe lagen an den Stegen und doch schien das Schiff, mit dem sie eingelaufen war, eine besondere Attraktion zu sein. Viele der Männer und Frauen an den Stegen bestaunten den „Wasserdrachen“, wie das Schiff von Fürst Toga getauft worden war. Die kleine Flotte aus hochseetüchtigen Schiffen war der ganze Stolz des Fürsten von Mito, der den Reichtum seiner kleinen Provinz aus dem Handel mit den Städten des großen Landes bezog.
    Der Empfehlungsbrief ihres Meisters hatte ihr die Passage auf dem „Wasserdrachen“ beschert, die sonst unbezahlbar gewesen wäre und nun befand sie sich am Ende ihrer Reise, auf einem Steg stehend und betrachtet von dutzenden neugieriger runder Augen. Sie hatte schon vorher Fremde aus dem großen Land gesehen, aber noch nie so viele auf einmal. Sie waren größer wie auf ihrer Heimatinsel, besonders die Männer, und ihre Haare hatten die Farben aller Herbstblätter, von Rot bis Gold. Auf Begos gab es nur schwarz- oder braunhaarige Männer und Frauen, doch das war nicht der einzige Unterschied – die Kleidung, die Architektur, sogar die Gerüche dieser Stadt und ihrer Bewohner wirkten fremd auf sie und mit einem Schlag wurde ihr bewusst, das sie eine Fremde war, fremd in einer Stadt und Kultur von der sie nichts wusste. Sie würde auf der Hut sein müssen.
    Ihren Rucksack über die rechte Schulter geworfen ging sie langsam mit sicherer werdendem Schritt den Steg entlang zur Stadt, während der Kapitän des „Wasserdrachen“ seine Kommandos zum Löschen der Ladung brüllte. Ein Brotverkäufer befand sich am Ende des Steges, was sofort ihre Laune hob, endlich feste Nahrung ohne Schimmel. Sofort meldete sich ihr Magenmit einem zustimmenden Knurren, als sie geradewegs auf den Verkäufer zuging.
    Vier Männer befanden sich beim Verkäufer und sahen ihr ungeniert zu, wie sie sich näherte, drei von ihnen wirkten schmutzig und betrunken, der Vierte war mehr ein Junge als ein Mann, seine Haut war heller wie die der anderen Männer, und er wirkte beinahe so fremd an diesem Ort wie sie selbst.
    Gerade als sie den Verkäufer, der sie erwartungsvoll ansah, nach dem Preis für einen Laib Brot fragen wollte, legte einer der betrunkenen Männer seine Hand auf ihr Hinterteil und atmete seine nach billigem Fusel stinkende Fahne in ihren Nacken. „Isch wette, du bischt eine Prinzessin, oder? Willst du mich nischt als Prinz nehmen? Hier, meine Mitgift.“ Mit einem Lachen warf er ihr ein Kupferstück vor die Füße und begann, sie mit beiden Händen an der Hüfte zu fassen.
    Kira sah sich blitzschnell um, an dem Grinsen des Händlers konnte sie sehen, das hier keine Hilfe zu erwarten war. Der Junge mit der hellen Haut war einen Schritt zurückgewichen und hatte die Hand auf seine kurze Axt gelegt, die in einem kostbar verzierten Waffengürtel an seiner Hüfte hing. Doch er schien zu jung, um effektiv eingreifen zu können und auch die Stadtgarde war nicht in ihrer unmittelbaren Umgebung zu sehen. Blieben drei betrunkene grobschlächtige Seemänner, muskulös und mit langen Messern in ihren Gürteln bewaffnet, die sich offensichtlich eine Art von Vergnügen mit ihr wünschten, das sie nicht würde geschehen lassen.
    Noch bevor der Mann der sie zuerst berührt hatte, sie vollständig umrundet hatte, startete sie ihren Angriff. Explosionsartig schoss ihr Knie in seine

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