Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
war ihr nichts anderes übrig geblieben, als ihm zu folgen. Bedauern kam in Herm auf, aus irgendeinem Grund hatte es sich die kleine Mönchin in den Kopf gesetzt, bei Herm zu bleiben und so war ihr keine Wahl geblieben, als ihm weiter zu folgen auf seinem Weg in die Kälte des Nordens, unendlich weit weg von ihrer Heimat.
Plötzlich geschah etwas vollkommen unerwartetes, ohne Vorwarnung krabbelte die kleine Echse, die essich wie auch sonst immer auf Herms Schulter bequem gemacht hatte, an ihm herunter auf den Boden und begann, auf eine kleine weiße Blume zuzulaufen. Verdutzt folgte Herm seinem kleinen Freund zu der Blume, vor der die Echse stehen geblieben war. „ Eine weiße Blume? Aber du isst doch keine Pflanzen? “ Plötzlich und unerwartet erschien das Bild Kiras in seinen Gedanken und Herm verstand. „ Warum auch nicht, einen Versuch ist es wert. “ Mit einem Schulterzucken pflückte Herm die Blume, die seiner Erinnerung nach äußerst selten und in seinem Volk unter dem Namen Nordstern bekannt war. Schließlich setzte sich auch das Chamäleon wieder auf seinen üblichen Platz und so gingen sie gemeinsam zurück zu ihrem Zelt.
Tatsächlich kam es Herm vor, als sei es eine Ewigkeit her, seit er einem Mädchen eine Blume gebracht hatte, als sei es in einem anderen, einem besseren Leben gewesen. „ In einem Leben, in dem nur drei Monde existieren, nicht vier. “ Der vierte Mond war keine Illusion gewesen, in jeder Nacht konnte Herm ihn inzwischen am Nachthimmel neben den anderen drei Monden stehen sehen. Es hatte ihn nicht überrascht, festzustellen, dass er der einzige war, der ihn sehen konnte. Kira schien ihm zu glauben, als er ihr von der absurden Erscheinung berichtete, doch auch sie konnte ihn nicht sehen, so wie auch sonst niemand, niemand außer Herm.
In seine Gedanken an den schwarzen Mond vertieft öffnete Herm die Felle am Eingang und trat zu Kira in ihr Zelt. Überrascht blickte die Kriegerin ihn an, als er mit der Blume in seiner Hand zu ihr ging. Sie war wieder bei Kräften und trainierte schon seit einigen Tagen wieder ihren Körper, wenn auch meist verdeckt vor den Augen des Jagdklans, in ihrem Zelt. Auch jetzt trug sie die festen Leinen, die ihren Körper eng umschlangenund deren Anblick Herms Erinnerung an ihren unbekleideten Körpers zurück brachte.
Von seiner Erinnerung aus dem Gleichgewicht gebracht stellte er sich vor sie, ohne das ein Ton seine Kehle verließ. Herm konnte spüren, wie sein Blut pulsierte und sich seine Kehle zuschnürte, schließlich hielt er ihr wortlos die Blumen entgegen und betete, dass sein Kopf noch nicht die Farbe einer Tomate angenommen hatte. Zu seiner unendlichen Erleichterung verstand Kira seine Absicht auch ohne Worte und nahm ihm die Blume mit überrascht wirkenden Augen aus der Hand. Ein Lächeln zeigte sich in ihrem Gesicht, es war das erste Lächeln, das er von ihr gesehen hatte, seit sie wieder aufgewacht war. „ Wie schön sie doch ist, wenn sie lächelt. “
Mit leuchtenden Augen betrachtete sie sein Geschenk für eine Weile, um die Blume dann behutsam auf dem Kissen ihres Lagers abzulegen. „Also gut, wenn wir schon zusammen in dieser von allen Drachen verfluchten Wildnis reisen, dann musst du lernen zu kämpfen. Komm mit.“ Herm war vollkommen verwirrt. Er hatte mit jeder möglichen Reaktion Kiras gerechnet, aber nicht damit. „ Sie will mir ihre Kampftechnik beibringen? “ Die Möglichkeit, etwas von der talentierten Kämpferin lernen zu können, hob Herms Laune augenblicklich und so griff er sich seine Yamasu und folgte der kleinen Mönchin auf den großen Platz in der Mitte der Zelte.
Wortlos nahm Kira sich einen der vielen langen Speere, die an das Vorratszelt gelehnt waren und ging in die Mitte des Platzes. Ein kurzer Kampfschrei, ein schneller Schlag und das lange Speer war in zwei Teile zerbrochen. Offensichtlich zufrieden mit dem Ergebnis betrachtete sie das kürzere Bruchstück, das ohne Speerspitze nun einem einfachen Kampfstab entsprach,nahm in auf und ging mit ihrem Rücken zu Herm in Kampfposition. Herm bemerkte nun, dass einige der valkallischen Männer und Frauen auf sie aufmerksam geworden waren und teils neugierig, teils amüsiert zu Kira sahen.
Dann begann sie, langsam einfache Formen des Kampfes zu durchlaufen. Nach kurzem Zögern erkannte Herm, dass viele der Formen denjenigen Formen ähnelten, die er selbst erlernt hatte und begann, ihre Bewegungen mit seiner Hellebarde zu kopieren. Zuerst wiederholte sie noch
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