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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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werdet! Im ersten Moment ist es wirklich schwerlich zu glauben! Aber hört selbst! Mellow wird jetzt zu euch sprechen. Und wenn ihr seine Worte vernehmt, bedenkt dabei immer eins! Er spricht nicht nur zu euch als mein Sohn, sondern auch und vor allem als eingesetzter Landhüter des Hüggellandes! « Er sprang vom Fass herunter, und verhaltener Applaus folgte ihm nach. Vor allem die bier- und goldgierigen hielten sich zurück.
    Dann kletterte Mellow auf das Fass.
    Er sah übernächtigt aus und wenig heldenhaft; auch das kalte Wasser, das er sich beim Aufstehen ins Gesicht gespritzt hatte, war nicht imstande gewesen, die tiefen dunklen Ringe unter seinen Augen fortzuwaschen. Finn fragte sich, ob er selbst wohl ähnlich aussah.
    »Liebe Nachbarn!«, begann Mellow. »Verehrte Rudenforster! Wie ihr alle wisst, ist es uns nach langem Suchen gelungen, Ianam, den Sohn Gandh Blässners, im Wald wiederzufinden.« Er hob die Hand, als neuerliches Gemurmel einsetzte. »Wie ihr alle ebenfalls wisst, wurde seine Schwester Gatabaid weiterhin vermisst. Wir alle haben sie gesucht. Wir nahmen fälschlich an, sie habe sich im Wald verlaufen. Und wir fürchteten alle miteinander das Schlimmste.«
    Die Vordersten in der Menge gaben nach hinten weiter, dass er die Worte vermisst wurde und nahmen an verwendete und sie Gatabaid längst hinter ihrer Mutter entdeckt zu haben glaubten. Wieso fälschlich? , fragten andere.
    »Was immer ein jeder von euch als das Schlimmste befürchtete«, sagte Mellow lauter, »es reicht bei weitem nicht an das heran, was Finn und ich dann tatsächlich vorfanden! Dies wird er euch gleichselbst berichten. Für den Moment sei euch gesagt: Ja, wir haben Gatabaid errettet! Und wir haben sie sicher heim nach Rudenforst gebracht!«
    Jetzt brandete richtiger Beifall auf. Hochrufe wurden laut. Jemand fing damit an, seinen Hut in die Luft zu werfen. Andere taten es ihm nach, und es hätte nicht viel gefehlt, und die Menge hätte zu tanzen begonnen.
    »Leute!«, rief Mellow mehrmals und breitete die Arme aus. »Leute!«
    Kampo und Sahaso warfen sich einen Blick zu und rollten ein weiteres Fass vom Hof herbei. Ein Brett wurde über beide Fässer gelegt, und dann zog Mellow Finn neben sich nach oben, sodass alle ihn sehen konnten. »Leute!«, rief er abermals. »Nun seid doch ruhig! Hier steht Finn Fokklin! Und ich schwöre, jedes seiner folgenden Worte ist die Wahrheit, so fürchterlich sie auch sei! Ich war dabei! «
    Jetzt bemerkten selbst die Tumbesten und Ausgelassensten den ungewöhnlichen Ernst in seiner Stimme. Nach und nach fingen die ersten an, nach vorne zu starrten auf die beiden Vahits, die weder glücklich noch stolz wirkten, was sie eigentlich hätten sein sollen. Sie standen vielmehr bekümmert und niedergeschlagen da; auf ein Mal kehrte eine höchst angespannte Ruhe ein. Finn begann zu erzählen.
    Nachdem er mit seinem Bericht bis zur Rudenforster Honigweise gekommen war, erörterten Finn und Mellow vor aller Ohren noch einmal die Schlussfolgerungen, die sie aus dem Erlebten zogen und die sie in der Nacht bei ihrer Ankunft in der Krummen Kiefer mit den Rohrsangs besprochen hatten.
    Dann trat wirkliche Stille ein, und kein Applaus erklang, als Finn und Mellow von den Fässern sprangen.
    Rorig stieg seinerseits wieder hinauf, winkte Giunda Blässner herbei und hob Gatabaid neben sich auf das Brett.
    »Um alle Zweifel zu zerstreuen«, sagte er laut und vernehmlich.»Bitte sag uns, Gatabaid: War an dem, was wir eben hörten, irgendetwas falsch oder unwahr?«
    Das junge Mädchen schüttelte den frisch gewaschenen Kopf. »Es ist alles wahr«, sagte sie leise, und noch einmal, lauter: »Es ist alles wahr!«
    Rorig bedankte sich und half Guinda, Gatabaid wieder herunterzunehmen.
    Geraune und gemurmelte Ungläubigkeit liefen durch die Menge.
    Finn bemerkte Kopfschütteln allenthalben, bis sich ein älterer Vahit durch die Menge nach vorne drängte. Es war Toman Raller, und er rief: »Das alles ist völlig unmöglich! Noch nie sind Fremde ins Hüggelland gekommen! Niemand außer uns weiß, wo das Hüggelland liegt! Niemand kennt den Alten Weg! Oder kommt ihn gar herauf! Niemand, sage ich! Und solche Vögel, wie ihr sagt, die gibt es nicht. Und dann noch zottelige Wesen   … Beim Bier deines Vater, ich bitte dich, Herr Mellow! Das ist ein schönes Märchen. Oder ein schlechtes, wenn ihr damit Eindruck schinden wollt! Damit könnt ihr meinetwegen Kinder erschrecken und habt es wohl auch getan, was schon schlimm

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