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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Leben. Wir müssen sie irgendwie heraushauen; zum planvollen Vorgehen bleibt keine Zeit. Reitet mir nach und seht dann, was ihr tun könnt!«
    »Also auf sie mit Gebrüll«, sagte Mellow grimmig.
    Circendil lächelte. »Das kann nicht schaden. Es wird sie zumindest überraschen; ob es sie erschrecken wird, werden wir sehen.« Damit trieb er Gwaeth vorwärts, und Finn und Mellow folgtenso dichtauf, wie sie es vermochten, Seite an Seite und die Wacalas drohend erhoben.
    Der Anblick, der sie erwartete, als sie um den Hals des Kalksteinhügels bogen, strafte selbst ihre schlimmsten Vorstellungen Lügen.
    Fünf offene Wagen, einfache Gefährte der Rudenforster, standen dicht beieinander zwischen der Straße und dem Ufer. Sie bildeten die einzige Schutzwehr einiger Vahits, die dahinter ausharrten: Es war ihnen mehr schlecht als recht gelungen, sie zu einem Kreis zu schließen. Ganz nahe am Mürmelkopf war ein sechster Wagen von der Uferböschung gerutscht und auf die Seite gekippt. Eins der Vorderräder steckte zerbrochen im Uferschlamm. Das davorgeschirrte Pony klagte jämmerlich und zerrte hilflos an der überfluteten Deichsel; niemand kümmerte sich darum. Die Ladung, Kisten, Fässer, Taschen und Säcke, schwappte wild verstreut darum herum im flachen Wasser. Ein reiterloser Criarg näherte sich dem Durcheinander, und er beäugte aufmerksam das um sich schlagende Pony.
    Drei tote Vahits lagen im zerfurchten Gras oberhalb der Böschung; zweien fehlten die Köpfe, der dritte schwamm fast in einem See aus Blut. Ein Stück weiter krümmte sich ein sterbender Criarg auf dem Rücken; ein Flügel stand in einem irrwitzigen Winkel ab; seine Beine zuckten noch, und einer der Klauenfüße schloss und öffnete sich immer wieder, als wolle er noch bis zum letzten Moment Beute schlagen.
    Ein Gidrog, tot wie die Vahitfrau, die er in beiden Händen hielt, hing über einem Stein am Straßenrand; er hatte der Frau das Genick gebrochen. Doch etwas musste ihn von hinten angegriffen haben, mit einem langen Stab, der in seinem Rücken steckte; an den drei blutigen Spitzen, die aus der Brust ragten, erkannte Finn, dass es eine Mistgabel war.
    Ein weiterer Gidrog war über einem Baumstumpf am Rand der Straße zusammengebrochen. Auch in seinem Rücken klaffte eine Wunde, die ihn viel Blut und das Leben gekostet hatte; doch was immer ihn getötet hatte, es steckte nicht mehr in ihm.
    Ein umgekippter zweirädriger Karren versperrte dahinter die Straße. Ein totes Pony, dessen zertrennte Wirbelsäule weißlich aus dem zerfetzten Fleisch unter der Mähne herausragte, hatte ihn gezogen. Seine in den Augenhöhlen verdrehten Augäpfel leuchteten in der Nacht wie weißgetünchte, nasse Kiesel.
    Alles das nahm Finn in einem Atemzug auf, doch jener Atemzug wollte und wollte nicht enden. Wieder kam es ihm so vor, als wären die Sekunden zäh geworden wie zuckriger Honig, als betrachte er ein zeitloses Bild des Grauens. Er hörte nichts außer dem Pochen und Rauschen seines eigenen Blutes.
    Verwundert bemerkte er, wie sich Smods Muskeln zwischen seinen Beinen bewegten, schien ihm doch alles starr zu sein, festgefroren in der Zeit und für alle Tage ein Abbild des Grauens.
    In Wahrheit preschte er voran. Während Smods Hufe noch über Kisten und tote Leiber sprangen, stürmten sechs Gidrogs auf die Wagenbarrikade ein: vier am Boden und zwei aus der Luft.
    Weitere Feinde entdeckte Finn nicht; und sonst schienen aus ihren Reihen auch keine mehr zu leben.
    Eines der Gefährte brannte. Ob dies aus Absicht oder Unachtsamkeit ihrer Verteidiger geschehen war oder weil die Angreifer ihn angesteckt hatten, war einerlei. Aber seine Flammen bildeten eine zusätzliche Gefahr für die Vahits, die sich hinter den Fuhrwerken verschanzt hatten. Schon leckten erste Zungen am Holz der anschließenden Wagen. Aufgrund der hochschlagenden Feuerschlieren mussten sich die beiden Criargreiter darauf beschränken, über den Eingeschlossenen zu kreisen; aber sie sahen die Vahits unter sich und lenkten die zu Fuß Angreifenden durch lautes Rufen.
    Wie viele der Rudenforster im Schutz der Barrikade noch lebten, konnte Finn nicht erkennen. Aber er sah Bewegungen hinter Planken und Rädern, er hörte Rufe oder Schreie, nur bekam er nicht mit, wovor sie einander warnten. Wenigstens zwei hielten fast abgebrannte Fackeln in beiden Händen, mit denen sie nach den Gidrogs schlugen, sobald sich einer daranmachte, über einen der Wagen zu steigen.
    Circendil rief: »In Davens Namen!« Er

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