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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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würde. Wenn es jemanden gab, dem er niemals mehr gegenüberstehen wollte, dann war es Saisárasar. Aber nein, ausgerechnet zu ihm waren sie unterwegs, und damit nicht genug, sie eilten sich auch noch, so gut sie konnten.
    Plötzlich kam ihm ihr Ritt töricht und unbesonnen vor, geradezu albern und vor allem ohne Aussicht auf Erfolg: Was sollten zwei Vahits und ein Mensch, sei er auch ein Davenamedhir, ausrichten können gegen einen Haufen Gidrogs? Inzwischen konnten zwanzig, dreißig oder sogar noch mehr zu Saisárasar gestoßen sein. Was konnten sie ausrichten, wenn ihre Feinde auf fliegenden Reittieren aus dem Himmel herabstießen und tödliche Axtschwerter schwangen?
    Er blickte hinüber zu Mellow und sah den Jugendfreund stumm und angespannt neben sich; nach vorn übergebeugt stand er imSattel, den Mund verkniffen, den Blick starr geradeaus auf die Straße gerichtet. Es sah aus, als kralle er sich in Vankus Mähne.
    Die Hufe der drei Ponys klapperten laut in der Nacht. Finn überlegte, wie weit voraus man sie wohl würde hören können. Circendil schien keine Bedenken deswegen zu haben; er trieb im Gegenteil Gwaeth immer weiter an.
    Noch nie war Finn in der Nacht, auf der Straße und in diesem Teil des Hüggellands unterwegs gewesen, wie er überhaupt noch nie in seinem Leben dermaßen oft des Nächtens aushäusig gewesen war wie seit seinem Aufbruch aus Moorreet. Was war nur aus seiner Auslieferungsfahrt für Herrn Banavred geworden! Und dem beschaulichen Ausflug, der das hätte sein sollen. Sein altes Dasein: das Ende seiner Tubertel, sein Eintritt in die Werkstatt, die Schriffenstube, sein Schreibpult, Abbado, ganz Fokklinhand mit seinem allgegenwärtigen Mühlensiegel und natürlich Furgos Sorgen in seinem nimmerruhenden Bestreben um vortreffliche Arbeit   – alles das lag so weit zurück, war so unglaublich weit entfernt, als handele es sich dabei um die Erinnerungen eines anderen, um Begebenheiten aus dem Leben eines ihm völlig fremden Vahits. Nichts davon passte auf ihn, der er jetzt voller Bangen in den Steigbügeln stand und mit wehendem Mantel einem ungewissen Schicksal entgegenritt.
    Ihre Ponys begannen zu schwitzen, doch noch erlaubte Circendil ihnen nicht, sich auszuruhen.
    Ein Stück Wald glitt rechter Hand vorbei, zwei oder drei Steinwürfe von der Straße entfernt und von dieser durch einen Streifen grauen Grases getrennt.
    Ein etwas höherer Kalksteinhügel schob sich danach in ihre Richtung. Die Straße lief links an ihm vorbei, und auch die Mürmel machte einen weiten nördlichen Bogen um ihn herum. Der Hügel stieg von Süden her gemächlich an. Erst war er nur eine dünne Linie, die sich zu ihrer Rechten vom Horizont abhob und scheinbar langsam höher kletterte, je näher sie ihm kamen. Vereinzelte Büsche wuchsen auf der Erhebung, oder verkrüppelte Bäume,die verloren im Gras standen. Dort, wo er die Straße erreichte, war er am steilsten und ragte wie ein trotziger Kopf ins Land.
    Der Mürmelkopf.
    Tatsächlich konnte man   – mit einiger Vorstellungskraft und im Dunkeln besser als bei Tage   – an ihm eine senkrecht abfallende Stirn, eine vorspringende Nase, wulstige Lippen und ein rundes Kinn erkennen; und die Grassoden auf dem Kopf endeten als krause Haare, die ihm in die Stirn hingen. Die Straße führte unter dem überhängenden Kinn durch und dicht am Hals entlang. Dahinter machte sie eine scharfe Kurve nach rechts, von wo aus sie der Mittelstraße und der Seebrücke entgegenstrebte.
    Als sie noch etwa hundert Klafter vom Kinn des Kopfes entfernt waren, hob sich zu ihrer Rechten das Gelände und wölbte sich zur Höhe des Hügels hin. Unwillkürlich verlangsamten sie ihre Geschwindigkeit, und nur Sekunden später hob Circendil die Hand und hielt Gwaeth mitten auf der Straße an. Das Pony schnaubte erleichtert; Schaum hing an seiner Trense und tropfte von den Nüstern. Der Mönch beugte sich vor und lobte das brave Tier für die geleistete Anstrengung, während er weiter lauschte.
    Jetzt hörten auch Mellow und Finn, was über den Hügel drang: Die wie gedämpft klingenden Schreie, irgendeine Art von Gepolter und weitere Geräusche, die sie nicht zuordnen konnten. Alle drei zogen ihre blanken Klingen.
    »Wir haben die Überraschung auf unserer Seite«, sagte Circendil. »Das hoffe ich zumindest; denn ob der Criargreiter hier gelandet ist, um Meldung zu machen, das wissen wir nicht. Was immer uns jenseits des Hügels erwartet: Solange sie noch kämpfen, sind auch noch Vahits am

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