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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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erstbeste geeignete nahe Ort, wo ihre Reittiere genug Auslauf fanden zum Landen. Bis das geschehen war, war der Wagen unter den Bäumen in der Straße der Schneider ihren Blicken entschwunden und fast bis zum Marktplatz gerollt. Was also sollten die beiden Gidrogs tun? Ihm nach? Ihm zu Fuß folgen? Auch wenn sie geübte Kämpfer sind: Zu zweit ein ganzes Dorf anzugreifen ist töricht. Das werden sie sich gesagt haben; oder sie besaßen klare Anweisungen. Sie standen, nehme ich an, vor der Wahl: unverrichteter Dinge wieder fortfliegen oder, wo sie schon einmal hier waren, schnell dem Feind ein paar schmerzhafte Stiche versetzen. Vielleicht dachten sie auch einfach an Beute. Möglicherweise drangen sie zunächst in den Broch ein; er liegt näher als die Gerberey. Wann räuchert dieser Vahit für gewöhnlich seine Fische?«
    »Am Nachmittag«, antwortete Finn. »Und auch das nicht jeden Tag. Er entscheidet das, nachdem die Fischer vom See zurück sind und Kekro weiß, wie groß der Fang ist.«
    »Und er abschätzen kann, wie groß sein Feuer dafür sein muss. Nun, heute hat er geräuchert. Wir haben es bemerkt, als wir ankamen, erinnert ihr euch? Also war Feuer im Gang, und ich nehme an, Kekro geriet schnell mit den eindringenden Gidrogs aneinander. Sie kämpften vermutlich, und dabei wird das Feuer außer Kontrolle geraten sein. Fisch ist fettig, und Fett brennt schnell. Die Gidrogs erkannten, dass keine Beute mehr zu machen war, und so werden sie vor den sich rasch ausbreitenden Flammen geflohensein. Auf dem Rückweg zu ihren Criargs stießen sie auf den Pfad über die Wiese und folgten ihm. Noch lockte Beute sie   – oder die bloße Gier nach vergossenem Blut. Das bezahlte euer Bolath und mit ihm seine Familie mit dem Leben.«
    Finn hob fragend die Brauen. »Dann sollten wir umkehren und Entwarnung geben?«
    »Leider nein.«
    Mellow nickte, nahm Circendil die Zügel aus der Hand und sagte: »Ich kann mir auch denken, warum. Wir wissen nicht, wie sie sich verhalten werden, wenn sie vom Tod desjenigen erfahren, den unser Freund Circendil erschlug. Und du vergisst die überfallenen Wagen, die irgendwo zwischen hier und der Seebrücke stecken. Die Rudenforster brauchen unsere Hilfe   – falls sie noch leben.«
    Finn sah von einem zum anderen. »Nur wird der Gidrog sie längst erreicht haben, wenn sie so schnell fliegen, wie du sagtest. Was bedeutet, sie sind schon auf dem Weg hierher, um sich zu rächen, noch während wir erst dorthin reiten.«
    »Sie fliegen so schnell«, bekräftigte Circendil. »Allemal schneller, als wir reiten könnten, selbst wenn wir auf den edlen Rössern der Tanyúnanachin säßen, der vindländischen Sturmreiter. Dennoch müssen wir uns eilen. Vielleicht ist noch nicht alles zu spät. Lasst uns retten, was zu retten ist.«
    »Dann auf zur Brücke«, sagte Mellow und kletterte auf Vankus Rücken.
    »Ich würde mich zu gern waschen«, murmelte Finn. »Es ekelt mich vor diesem Geschmier, vor ihrem Blut   … Aber das muss warten.«
    »Das muss es«, sagte der Davenamedhir. »Auch die Toten müssen warten, solange die Lebenden noch hoffen können.«
    Sie saßen auf. Um abzukürzen, folgten sie dem Pfad schräg über die Wiese zum Flussufer. Dort passierten sie das Zauntor, trieben ihre Ponys an und galoppierten in der Finsternis die Mürmelstraße entlang nach Osten. Der lodernde Broch hinter ihnen wurde rasch zu einem Lichtfleck in der kühler werdenden Nacht. Er war verschwunden, als Finn sich fünf Minuten später umdrehte und über die Schulter spähte.
    Er nahm es als ein gutes Zeichen.
    Noch brannte nicht ganz Mechellinde.
    Sie folgten der Straße, so schnell die Ponys ihre Hufe nur werfen konnten. Die Mürmel schimmerte zu ihrer Linken im Sternenlicht und gab ihnen wenigstens eine Ahnung, wo sie sich befanden. Sie überlegten halblaut, wie weit sie würden reiten müssen.
    Nach der Brücke, hatte Gandh gesagt; aber wie weit dahinter? Und wie schnell war Gandh von der Stelle des Überfalls an gefahren? Finn versuchte, all diese Dinge zueinander in Beziehung zu setzen und kam zu dem Schluss, dass sie etwa nach sieben oder acht Meilen auf die Rudenforster treffen mussten. Oder auf das, was von ihnen übrig war.
    Eine knappe halbe Stunde, eher weniger.
    Ihm wurde wieder flau, als er an Saisárasar dachte.
    Wahrscheinlich befand sich der Schwarze dort vor ihnen und führte seine Gidrogs an. Finns Angst kehrte jäh zurück, als er begriff, dass er ihm in wenigen Minuten abermals begegnen

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