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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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trieb Gwaeth zu höchster Eile an. Der Medhir schwang sein Schwert und preschte an umgestürztem Karren und totem Pony vorbei.
    Ein Kreischen antwortete ihm, wütend und schrill. Es kam von den kreisenden Criargs. Finn sah, wie beide Reiter ihre Flugtiere nach unten lenkten und sich auf den Menschen stürzten. Ihre Axtschwerter blitzten im Sternenlicht. Dann hatte er keine Zeit mehr, nach Circendil zu sehen.
    Mellow wusste Finn an seiner rechten Seite. Der ihnen nächste Gidrog verhielt mitten im Lauf und wirbelte herum. Einen Moment zögerte er, ob er Mellow oder Finn angreifen sollte.
    Doch schon waren die beiden Ponys heran, das eine rechts, das andere links   – im vollen Galopp hieb Finn mit dem Wacala auf den Kopf des Zottelwesens ein, und er sah auch Mellows Klinge blitzen. Tödlich getroffen fiel der Gidrog wie ein Stein.
    »Du nach links!«, brüllte Mellow und zog im selben Moment Vanku zur anderen Seite um die Wagen herum. Es waren die ersten richtigen Worte, die einer der beiden seit ihrem Sturmangriff von sich gegeben hatte. Und erst, als er antworten wollte, bemerkte Finn, dass er selbst längst wie wild und völlig sinnlos schrie.
    Smod schien zu wissen, dass es um Leben und Tod ging. Finn brauchte anfangs die Zügel kaum zu führen. Das Pony flog förmlich auf die Wagen zu und dann an ihrer Außenseite entlang. Er kam dabei dem brennenden Holzgefährt fast zu nahe. Die Flammen blendeten Finn, als sie daran vorbeischossen. Smods Kopf verschwand für Sekunden in einer Wolke dichten schwarzen Qualms; dann sprang er mit einem weiten Satz über ein am Boden liegendes Rad hinweg.
    Finn zog ihn weiter nach rechts, fort von der Uferböschung. Sie waren jetzt hinter dem Wagenkreis und hatten ihn beinahe halb umrundet. Ein Gidrog tauchte vor ihm auf, so plötzlich, als wäre er aus dem Gras geschnellt. Sein aufgerissenes Hauergesicht leuchtete für einen Atemzug im Schein der Flammen. Finn erschrak ob der Wut in seinen Augen und erkannte die feste Absicht zu töten.Im nächsten Moment ritt er ihn über den Haufen, und unter ihm knackte und krachte es fürchterlich. Finn lenkte Smod noch weiter nach rechts und wieder auf die Straße zu.
    Er sah Mellow von der anderen Seite heranpreschen. Zwischen ihnen bemerkte er einen weiteren Gidrog, der die Gefahr, die sich ihm jetzt von zwei Seiten näherte, sofort erkannte. Er zögerte nicht und warf sein Axtschwert Mellow entgegen, der es nicht einmal kommen sah. Mit einem Schrei wurde er von Vankus Rücken gefegt. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass Vanku stolperte und sich im vollen Galopp überschlug.
    Während Finn noch voller Schrecken mit ansah, wie Mellow zu Boden stürzte, war der Gidrog mit einem Mal neben ihm und schlug ihm das Wacala aus der Hand. Die andere Hand des Feindes umfasste seine Wade und hielt sie eisern fest. Ein Ruck und ein Schmerz fuhren durch Finns Bein. Er hatte das Gefühl, es werde ihm aus dem Leib gezerrt. Finn wurde aus dem Sattel gerissen und flog in hohem Bogen durch die Luft. In vollem Schwung krachte er mit dem Rücken auf harten Lehm.
    Er hörte ein Grunzen und wollte aufspringen. Zu seinem Entsetzen vermochte er nicht mehr, sich zu bewegen, ja, nicht einmal mehr zu atmen. Der Aufprall schien alle Luft aus seiner Brust gepresst zu haben, und seine Lungen weigerten sich einfach, sich wieder mit Atem zu füllen.
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht holte ihn der Schrecken jähen Erstickens ein. Doch es war anders als eben, da ihm die Gidrogpranke die Gurgel zugedrückt hatte. Das Gefühl jetzt war so furchtbar und um so vieles schlimmer, dass Finn keine Worte dafür kannte. Ihm war weder ein Keuchen möglich noch auch nur das leiseste Hecheln. Da war nur vollständige Lähmung und eine schiere Angst, die ihn pfählte. Und da lag er, gefangen in seiner eigenen Unendlichkeit. Seltsam weit, weit über ihm gewahrte er das Funkeln teilnahmsloser Sterne zwischen den vorübertreibenden Wolken. Wind rauschte wie zu seinem Hohn in den Büschen.
    Dann stand plötzlich der Gidrog über ihm, den Fuß erhoben,um seinen Schädel zu Brei zu zerstampfen. Finn konnte nur daliegen. Den Mund weit aufgerissen und doch unfähig, nach Luft zu schnappen, sah er hinauf. Kein Laut entrang sich seinen Lippen, und er starrte nur nach oben, blickte unter eine Sohle aus schmutziger, schrundiger Hornhaut oder knorpeligem Leder   – und so blieb er liegen, eine Ewigkeit, bis der Fuß herabfuhr, um seinen Kopf zu zermalmen. Er meinte, noch das Sausen der Luft zu

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