Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
Vom Netzwerk:
hinüber und stellte sich schützend über ihn.
    Doch der verletzte Gidrog dachte nicht daran, die Criargs auf sie zu hetzen. Beide Vögel fegten jetzt über die Wiese, wurden schneller und schneller.
    Fuoch! Fuasch! Deutlich hörte Finn das schwere Schwirren ihrer Schwingen, die wütend den Boden peitschten. Dazu dröhnte das dumpfe Trommeln ihrer Klauenfüße. Fuoch! Fuach! Fuosch! Der reiterlose Criarg riss den Kopf zu einem gellenden Schrei zurück, und als sei dies ein Zeichen, erhoben sich beide gleichzeitig in die Luft. Dicht zogen sie über den Dornenzaun hinweg. Der Lichtschein des brennenden Brochs erfasste sie für Sekunden. Heftiges Flügelschlagen trug sie durch eine Wolke von Rauch. Dann verschluckte sie die Dunkelheit dahinter. Finn hörte nicht einmal mehr das Schwirren der Schwingen.
    Mellow zu seinen Füßen bewegte sich. Er war noch nicht ganz bei sich, aber er stöhnte und griff sich an die Kehle. Finn kniete sich neben ihn. »Er ist fort«, sagte er, wobei er schlucken und mehrmals ansetzen musste, denn das Sprechen tat ihm weh. Noch meinte er, die eisernen Finger mit den dicken Nägeln um seinen Hals zu spüren. »Er ist fort.«
    Er zuckte zusammen, als abermals Schritte über die Wiese liefen. Er sprang auf und hob das Wacala, bereit, es in alles zu stoßen, was sich ihm näherte. Noch einmal würde er sich nicht forttragen lassen, das schwor er sich. Er packte das Heft, so fest er konnte, und starrte in die Schwärze. Das schnelle Laufen verebbte und brach völlig ab. Plötzlich gesellte sich Hufschlag zu langen, langsameren Schritten.
    Es war Circendils Gestalt, die sich aus dem Dunkel schälte, und er führte die Ponys, sein blankes Schwert in der einen Hand, die Zügel in der anderen.
    Seine Klinge war blutig.
    »Was ist geschehen?«, fragte er. Er kniete ebenfalls nieder und untersuchte Mellow. Der Davenamönch atmete erleichtert auf, als der Vahit die Augen aufschlug.
    »Ein Gidrog wollte uns mit sich nehmen«, antwortete Finn langsam; das Sprechen tat ihm weh. Abermals rieb er sich den schmerzenden Hals. Seine eigene krächzende Stimme kam ihm fremd vor.Er starrte auf das verschmierte Wacala in seiner Hand. Angewidert wischte er es im Gras sauber, so gut es eben ging. »Er fragte nicht und schnappte uns. Ich war nicht einverstanden; und er hat es inzwischen bereut, glaube ich.«
    Mellow seinerseits blickte etwas fassungslos auf Finns blutverschmiertes Gesicht. »Du siehst aus wie   … wie ein Krieger, nehme ich an«, sagte er, ebenfalls krächzend. »Jedenfalls stelle ich mir vor, dass Krieger so aussehen.«
    »Nach der Schlacht sehen sie so aus«, sagte Circendil. »Meistens.«
    »Dann ist eine Schlacht das Letzte, wonach ich mich sehne«, sagte Finn und schüttelte sich. »Wo ist der andere? Es waren doch zwei, oder?«
    »Er ist tot«, antwortete Circendil mit bekümmerter Miene. »Er ließ nicht von mir ab, und ich musste mich seiner erwehren. Und nicht nur er fand den Tod. Ich stieß auf fünf erschlagene Vahits beim nächsten Turm: zwei Mädchen, einen kleinen Jungen, eine Frau und einen Mann. Die Gerberfamilie, fürchte ich. Ich überraschte die Gidrogs dabei, wie sie eben die Leichen durchsuchten. Einer war schneller als ich. Er sprang mich an, kaum dass er mich sah, und würgte mich, sodass ich nicht rufen konnte; der andere rannte fort, in eure Richtung. Ich konnte nichts dagegen tun.«
    »Und jetzt ist er fortgeflogen«, sagte Finn. »Und wir holen ihn nicht mehr ein.«
    »Ob noch weitere hier sind?«, fragte Mellow. »Oder in der Nähe?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Circendil zu. »Ich glaube es allerdings nicht.«
    »Dann war das gar kein Angriff?« Finn rupfte ein weiteres dickes Grasbüschel aus und rieb damit an seinen Händen herum. »Kein richtiger, meine ich? Voran sagtest du, der Angriff auf Mechellinde habe begonnen.«
    »Ich war in zu großer Sorge und darum zu vorschnell. Als ich den Broch brennen sah, dachte ich wirklich, jetzt gehe es los. Aberdas hier? Das war kein Angriff. Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich nehme an, die beiden Criargreiter sind Gandh gefolgt. Vermutlich hat Saisárasar sie dem flüchtenden Wagen nachgeschickt   – er oder derjenige, der den Überfall auf die Wagen der Rudenforster anführt.«
    »Na schön«, meinte Finn. »Aber warum haben sie dann den Broch angezündet?«
    »Haben sie das? Ich reime es mir folgendermaßen zusammen. Sie sahen Gandh mit seinem Wagen hinter dem Heckenzaun verschwinden. Die Gerberwiese war der

Weitere Kostenlose Bücher