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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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»Weder ihr, noch die Großen Leute. Da hast du’s. Ist so eine Art Gesetz bei uns. Wir halten uns auch dran. Ist allemal besser so. Macht weniger Schwierigkeiten. Na ja, und ich habe es vergeigt, aber gründlich, huorhm, ja. Hätte mich in der Schmiede verstecken sollen. Oder ich wäre besser erst gar nicht hingegangen. Aber geschehen ist geschehen, und nun ist alles nur noch schlimmer. Sag, dass ich ein Hornvieh bin!«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich eins bin. Und was für eins. Nun los, sag’s schon!«
    »Du   – äh   – bist ein Hornvieh?«
    »Genau, huaha!«, pflichtete ihr der Rotmähnige polternd bei, und Finn sah zu seinem Erstaunen, wie sich ein breites Lächeln unter dem wilden Bartwuchs zeigte.
    »Wie heißt du, schönes Kind?«, wollte der Fremde wissen.
    »Tallia. Tallia Goldammer.«
    »Huarrhm, das hört sich ja an wie Gold hammer! «, lachte er. »Das gefällt mir. Ein prächtiger Name. Verzeih, wenn ich nicht aufstehe und mich verneige, aber mein Bein macht mir zu schaffen.« Er deutete stattdessen eine Verbeugung an. »Mein Name ist Glimfáin, Grimgláins Sohn«, dröhnte er. »Ich bin ein Gidwargum aus Nemgláins Geschlecht, der einst in Téorlins Grube arbeitete.«
    Tallia starrte ihr Gegenüber an, als erblicke sie plötzlich leibhaftig eine Gestalt aus einem alten Sagenbuch. Was ja irgendwie sogar stimmte, fand Finn. In ihrem Antlitz spiegelten sich in rascher Folge die unterschiedlichsten Empfindungen wider. Finn kam es vor, als säße sie vor einem flackernden Feuer und er betrachte sie durch die von der Hitze zum Wabern gebrachte Luft. Die Gedanken überschlugen sich sichtlich hinter ihrer Stirn. Ein Netz winziger Falten kräuselte sich über ihrer Nase. Ihr Mienenspiel zeigte Abkehr, dann Zweifel, der zu ungläubigem Staunen gerann, bis ihre Verblüffung in jähe Gewissheit verfiel.
    » Ein Dwarg? «, hauchte sie und schlug die Hand vor den Mund. »Ein Dwarg mitten im Hüggelland?«
    »Ein Gidwargum, junge Maid«, betonte Glimfáin. »Du sagst es. Und damit beginnen die Schwierigkeiten. Als wenn ich«, er machte eine kreisförmige Handbewegung, die seine verstreuten Kisten, die Seile und alle sonstigen Gerätschaften umfasste, »nicht schon genug davon hätte. Wie du unschwer sehen kannst, huarrhm!«
    Finn glaubte indes, den eigenen Ohren nicht trauen zu können. Er rieb sich die Schläfen. War er denn mit Blindheit geschlagen gewesen? Er rügte sich im Stillen, denn nach allem, was er von Circendil erfahren hatte, hätte er zumindest ahnen müssen, wen und was er da vor sich hatte. Spätestens hier, im freien Feld, ohne die täuschenden Schatten der Bäume. Anscheinend sah er inzwischen nur noch Feinde. Nichts, rein gar nichts in Glimfáins Verhalten   – vom ersten Umrennen einmal abgesehen   – deutete auf eine Verbindung zu Saisárasar hin.
    War seine eigene Angst vor dem Handlanger Ulúrlims und seinen Criargs und Gidrogs so übermächtig?
    »Ja, das sieht alles ziemlich wüst aus«, sagte Tallia. »Was ist geschehen?«
    Finn, der sich soeben erheben und zeigen wollte, blieb gespannt hinter seinem Baumstumpf hocken, um die Antwort abzuwarten.
    »Ich könnt’s dir sagen, schöne Vahatirmaid«, rumpelte es aus seiner breiten Brust heraus. »Aber es ist schon schlimm genug, dass ich mich dir zeigte. Vom Dich-Hierhertragen ganz zu schweigen. Ein schlimmer Fehler. Ich …«
    »Was hast du dir denn dabei gedacht, mich einfach mitzuschleppen?«
    »Gedacht?«, fragte der Dwarg und zupfte wieder wie wütend an seinem Bart. »Das ist es ja. Wir Gidwargim denken zu wenig heutzutage. Ich hab mich erschreckt, das war’s! Jetzt sag schon selbst: Ein Gidwargum, der sich erschreckt? Erzähl das bloß nicht weiter! Ich dachte, jemand   – jemand anderes stünde vor mir. Ein Feind, so viel kann ich sagen. Und da bin ich losgestürmt, ohne zu denken. Ich rannte los und etwas über den Haufen. Als ich aus der Schmiedekam, standest du mir plötzlich mitten im Weg und genau in meinem Schwung. Erst im letzten Moment erkannte ich, dass du eine Vahatir und obendrein ein Mädchen bist. Was sollte ich machen? Zum Ausweichen war’s zu spät, also hab ich dich hochgehoben und fortgetragen. Du schriest. Ich fürchtete, du könntest dir durch den Ruck etwas gebrochen haben, und noch immer dachte ich, der Feind stünde hinter mir, also bin ich weiter, ohne mich umzusehen. Noch ein Fehler, könntest du sagen, und du hättest Recht. Dann spürte ich, wie du ohnmächtig wurdest, und jetzt

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