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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Glimfáin, »solltest du dafür in Zukunft weniger überraschend auftreten, Herr Vahatir. Du bist derjenige, den ich in der Schmiede traf, nehme ich an?«
    »Treffen ist genau das richtige Wort dafür. Getroffen hast du mich. Die blauen Flecke werde ich noch in einer Woche sehen können, fürchte ich. Und meine Stirn pocht lauter als sie sollte, falls du mich verstehst.«
    »Das tut mir leid. Ich habe einen …«
    »… einen riesen großen Fehler gemacht, ich weiß«, fiel Finn ihm lächelnd ins Wort. Er trat ohne Furcht bis vor Glimfáin hin und sah zu ihm hinauf. Der Dwarg, schätzte er, würde Circendil gerade bis zur Mitte des Oberarms reichen. Dennoch war er gut zwei Köpfe größer als ein durchschnittlicher Vahit. Und er besaß einen beeindruckend breiten Rücken, hinter dem sich selbst Bholobhorg mitsamt eines Jahresvorrats an Pflaumenkuchen hätte verstecken können.
    »Mein Name ist Finn Fokklin«, sagte er. »Ich heiße dich im Hüggelland willkommen, Glimfáin, Grimglaíns Sohn. Und dein Fehler war gar nicht so groß, wie du vielleicht denkst. Wir Vahitswissen nämlich seit kurzem, dass es euch gibt. Dass es euch immer noch gibt, wollte ich sagen. Wir wissen von eurem Verdienst an den Menschen dieses Landes in den Jahren der Unterweisung. Ich für meinen Teil freue mich, deine Bekanntschaft zu machen.« Er verbeugte sich und genoss es, die Verblüffung diesmal auf Glimfáins Gesicht zu sehen oder besser, zu vermuten   – irgendwo tief unter dessen Bart. Der Dwarg ließ sich wieder auf seine Kiste plumpsen, neigte im Sitzen den Kopf und erwiderte ebenso fassungslos wie stumm den Gruß.
    » Bei Rumóins Schlüssel! Wie könnt ihr davon wissen?!«, brachte er endlich heraus.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Finn. »Erzähl du uns lieber, was wir noch nicht wissen. Woher kommst du? Was führt dich hierher? Was ist das hier für ein Trümmerhaufen? Was ist eine Barke? Wie schlimm geht es deinem Bein? Und wer ist dieser Ledir, von dem du sprichst?«
    Glimfáin zwirbelte seinen Bart und rief: »He, he! Huorhm, nicht ganz so forsch, wenn es dir recht ist! Immer hübsch der Reihe nach. Du tauchst also nicht nur gern überraschend auf. Sondern du lauschst auch noch heimlich im hohen Grase, was? Also wirklich! Merkwürdige Sitten habt ihr, ich muss schon sagen. Aber was rede ich. Ich hab’s ja verdient. Immerhin bin ich auch herumgeschlichen.
    Also denn   – woher ich komme, willst du wissen? Das, fürchte ich, darf ich dir nicht sagen. Ja, die Gruben der Gidwargim sind geheim heutzutage. Das war nicht immer so. Es gab eine lang zurückliegende Zeit, da duldeten wir Menschen in unserer Nähe. Tyrsal war einer von ihnen. Ein Freund der Gidwargim war er. Er ging sogar in Vazarenia ein und aus, denn er genoss Téorlins Vertrauen. Aber das waren andere Zeiten. Téorlins Grube ist nicht mehr; und unser Volk, einst mächtig und stark, verstreute sich und wurde dünner. Wir zerfielen immer mehr in kleine Gruppen, die mal hierhin, mal dorthin gingen. Unsere einstigen Hallen sind heute verwaist oder verwüstet, und ich weiß nicht, was schlimmerist. Einst war vieles großartig unter den Bergen, doch was einst groß war, ist jetzt verloren und vergessen. Zu viel Gold wurde geschürft und zu viel Hoffnung in Dinge gesetzt, die am Ende nur wenig bewirkten außer Streitigkeiten um Erbschaften und unterlassene Pflichten.
    Ich gehöre zu Meróins Schar, so viel darf ich wohl sagen. Ich komme von den Bergen herab, vom Gipfel jenes Berges dort drüben, wenn du es wissen willst, wohin mich ein Auftrag meiner Sippe führte.«
    Er zeigte auf den höchsten Gipfel des Khênaith Eciranth, und Finn antwortete: »Das ist der Cerenath.«
    »Ah, Cerenath nennt ihr ihn? Ein passender Name für den Glutsteinberg. Noch immer sind die schlafenden Feuer unter ihm zu spüren, doch schlafen sie tief. Ich brach gestern Abend auf, um in der Nacht zu reisen, wie es unsere Sitte ist   – seit aberhunderten von Jahren. Denn die Dunkelheit ist die Freundin des Gidwargums, sei es nun in der Nacht oder unter Tage.«
    »Wie bitte?«, rief Finn. »Du brichst des Abends auf, um nachts in den Bergen zu reisen? Und du willst in nur einer Nacht den beschwerlichen Weg vom Cerenath bis hierher zurückgelegt haben? Über Hang und Spalt, durch Schlucht und Geröll, vom Hochmoor ganz zu schweigen? Das ist völlig unmöglich!«
    »Ich ging nicht zu Fuß, kleiner Vahatir«, brummte Glimfáin. »Falls du das dachtest. Wir Gidwargim benutzen Windbarken,

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