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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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war’s mit Absetzen und Zurücklassen gleich ganz vorbei. Es war meine Schuld, und ich konnte dich nicht einfach so liegen lassen. Also habe ich gemacht, dass ich fortkomme, zurück zu meinem Unglück. Und hier sind wir nun. Es tut mir leid.«
    »Es ist ja nichts geschehen   – Glimfáin, richtig? Mir nicht, meine ich. Aber dir offenbar und deinem Bein. Was wolltest du eigentlich in der Schmiede? Wenn ihr Dwarge euch doch vor uns versteckt?«
    Glimfáin stampfte mit dem Bein auf. Mit dem gesunden. Dazu zerrte seine Faust an seinem Bart. »Das ist ja mein Fehler, kleine Goldammer. Hätt ich nicht tun sollen. Aber ich hörte den Amboss singen, gleich als ich wieder zu mir kam. Wir Gidwargim lieben den Klang, wenn Eisen auf Eisen trifft, und ich konnte nicht widerstehen. Eine Schmiede!, dachte ich. Und ich frohlockte. Glück im Unglück und überhaupt. Was man halt so denkt, wenn man alles bei sich hat, außer einer Handvoll Werg und einer Büchse Fett. Nun gut, dachte ich, es ist keine Gidwargschmiede, aber immerhin. Mit ein wenig Glück würde ich dort genug Werg und Fette finden, so nahm ich an. Schmieden sind Schmieden und ähneln einander. Also marschierte ich los, immer dem Klang des Hammers nach. Ich durfte mich ja nicht offen zeigen. Aber ich hatte wieder Glück. Was sag ich, Glück   – von wegen! Die Schmiede stand offen und war leer, und was fand ich noch? Drei Vahits, die im angrenzenden Haus ihren Rausch ausschliefen. Ich sah sie durch ein Fenster schnarchen und machte mich aufleisen Sohlen zurück zur Werkstatt. Ein Napf mit Fett war schnell gefunden. Hier.« Glimfáin griff hinter seinen breiten Gürtel und holte wie zum Beweis einen Tonnapf hervor. »Nicht viel«, fuhr er fort, »aber es wird langen, denke ich. Werg gab’s indes reichlich!« Er griff diesmal in sein Lederwams und holte zwei Hände voll davon heraus. »Aber dann packte mich der Übermut, huorhm, ja.«
    »Und der tut selten gut«, warf Tallia ein. Sie saß mittlerweile völlig ruhig neben dem grantigen Glimfáin, hatte die Arme hinter sich aufgestützt und die Beine locker übereinandergeschlagen. Sie wirkte ganz so, als täte sie ihr Lebtag nichts anderes, als sich im Abendrot mit Dwargen zu unterhalten.
    »Mir jedenfalls tat er nicht gut. Ich suchte nach ein paar Eisenhaken, um eine zersprungene Kette zu flicken, und ich blieb zu lange. Jemand rief. Die Tür ging auf, und da stand er. Das heißt: Ich dachte, er stünde da. Der Ledir, meine ich. In Wahrheit sah ich nur einen Schatten. Ich erschrak und glaubte, er habe mich erneut gefunden. Das Sonnenlicht blendete mich. Und so hab ich ihn umgerannt, und alles ist nur noch schlimmer geworden.
    Was geschehen ist? Na, schau dich doch um. Meine Barke ist ein besseres Wrack, wie du siehst, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Der verfluchte Ledir! Hat mir während der Nacht aufgelauert in den Bergen. Ich wusste, dass er mir nachspioniert, seit einigen Tagen schon, aber ich dachte, er hätte meine Spur verloren. Wie ich schon sagte: Wir Gidwargim denken zu wenig heutzutage.« Nach seinem nicht enden wollenden Wortschwall brummte Glimfáin irgendetwas Unverständliches in seinen Bart: einige dwargische Ausdrücke, die Finn natürlich nichts sagten; aber sie kamen mürrisch und hart über seine Lippen und verklangen kantig wie scharfer Fels.
    Bestimmt derbe Dwargenflüche, vermutete Finn und grinste schwach. Er hatte genug von dem Versteckspiel. Es wurde Zeit, sich zu zeigen.
    »Beim nächsten Mal«, sagte Finn und kam hinter seinem Baumstumpf hervor, »beim nächsten Mal fragst du besser vorher, wendu vor dir hast. Das erspart anderen Leuten unnütze Rennerei und überflüssige Kopfschmerzen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Glimfáin fuhr unsagbar schnell von seiner Kiste hoch. Die Axt flog förmlich in seine Hand, noch ehe Finn auch nur zwei Schritte getan hatte.
    Der Dwarg wirbelte herum und beäugte Finn wie ein giftiges Insekt, ehe er schnaufend den Atem ausstieß und langsam die breite Klinge sinken ließ, als ob er beschlossen habe, es nicht zu zertreten. Die Dwargenaxt war wie ein silberner halber Mond geschwungen und blitzte feurig unter dem inzwischen glutroten Himmel. Noch nie hatte Finn eine derart glänzende Klinge gesehen: Nicht der winzigste Fleck zeigte sich auf dem spiegelblank polierten Metall. Die rasiermesserscharfe Schneide funkelte, ebenso wie die Augen des Dwargs, und es war schwer zu sagen, was von beidem mehr zur Vorsicht gemahnte.
    »Vielleicht«, sagte

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