Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
Vom Netzwerk:
Glimfáin brummend fort. »Ich verließ, wie gesagt, Meróins Schar und ging meinem Auftrag nach. Ich setzte die Galim in Fahrt und erreichte glücklich den Gipfel des Cerenath. Und ich hatte weiterhin Glück: Ich fand, was ich dort oben suchte, obwohl ich anfangs wenig Hoffnung besaß. Ich hätte frohen Mutes sein können. Aber da war etwas, das mich zunehmend beschäftigte. Seit meinem Aufbruch hatte ich das Gefühl, nicht allein zu sein. Als ob mich scharfe Augen beobachteten, heimlich und aus der Ferne. Ich tat, als bemerkte ich nichts, und legte mich meinerseits auf die Lauer. Dadurch erblickte und stellte ich ihn. Zuerst hielt ich ihn für einen Gidrog, doch es war ein Mensch, obwohl er auf einem Criarg ritt.«
    »Criarg!«, rief Finn atemlos aus. Er holte tief Luft. »Und ein Mensch! Du hast demnach Saisárasar gesehen!«
    Glimfáin musterte Finn mit wachsamem Blick. »Du verbindest eine böse Erinnerung mit diesem Namen, wie ich sehe.«
    »Ach, wenn es nur eine wäre.«
    »Ich verstehe«, nickte der Dwarg. »Das ist wohl eine andere Geschichte. Aber auch jener Mensch war ein anderer. Es war ein Mensch, ein Ledir. Oder ich habe niemals einen gesehen, so viel war mir gleich klar. Er hat mich erst verspottet, dann verhöhnt und schließlich herausgefordert. Ich sollte ihm geben, was ich gefunden hatte. Wenn mir mein Leben lieb wäre und ähnlicher Unsinn. In seiner Einfalt   – oder seinem Hochmut?   – ließ er mich seinen Namen wissen. ›Ich bin Guan Lu‹, sagte er. ›Merke dir meinen Namen gut. Gib heraus, was ich haben will. Oder er ist das Letzte, was du dir wirst merken können.‹
    Ich verlachte ihn und zeigte ihm meine Axt. Da floh er, aber mein Unbehagen blieb. Er war noch in der Nähe, das spürte ich. Und ich bin sicher, er beobachtete fortan jeden meiner Schritte. Ich wartete den ganzen gestrigen Tag, bis endlich die Dunkelheitkam, ehe ich ablegte. Ob er mir folgte, wusste ich nicht, aber in der Nacht hörte ich wenigstens einmal das Rauschen von Schwingen.
    Ich blieb mit der Galim nahe den Hängen der Berge, obwohl das gefährlich war. Gefährlicher aber würde es für ihn sein, hoffte ich, denn Criargs fliegen schneller als Windbarken schweben, und ein Sturm zog herauf und tückische Winde begannen zu wehen. Vielleicht, so dachte ich, streift er eine Felswand und stürzt in einen der Schründe. Aber den Gefallen tat er mir nicht. Mit der Morgendämmerung erkannte ich dann seinen Plan. Auf einem der niederen Grate hockte er wie ein Aasvogel und erwartete mich.
    Er ließ seinen Criarg aufsteigen und umrundete mich mehrmals. Dann stieß er aus der aufgehenden Sonne herab, gerade als sie mich, der ich nach Osten fuhr, am stärksten blendete; und er oder sein Criarg ließen einen gellenden Ruf ertönen.
    Im nächsten Moment zerbarsten fünf oder sechs Feuerkelche an Deck, und etwas zerschlitzte die Trageblase der Galim   – die Krallen des Criargs, wie ich vermute. Er aber bewarf mich mit dem gemeinen Feuer aus Ulúrcrum, dessen Flammen nicht einmal mit Wasser zu löschen sind. Ketten rissen, und Taue fingen Feuer.
    Die Galim neigte sich und verlor rasend schnell an Höhe. Guan Lu   – oh ja, ich merkte mir seinen Namen!   – nahm wohl an, ich hätte den sicheren Tod vor Augen, denn er lachte höhnisch und drehte ab. Ich achtete nicht länger auf ihn, denn unter mir bemerkte ich einen Fluss, und ich hoffte, im seichten Wasser niedergehen zu können. Es hätte die Barke gerettet.
    Leider«, Glimfáin ballte die Hände zu Fäusten, »leider habe ich sein Bett um ein Geringes verfehlt. Noch immer brannte es rings um mich her. Eine weitere Kette zerriss heulend. Sie zerschmetterte etwas vor meinen Augen. Ich sah nichts mehr vor Qualm und Splittern. Auf den letzten Klaftern sackte die Trageblase in sich zusammen, und wie durch ein Wunder fing sie nicht ebenfalls Feuer. Die Galim aber fiel wie ein Stein. Dann prallte sie auf. Und blieb liegen. Dort, wo ihr sie jetzt seht. Ich wurde herausgeschleudert.Wie viele Klafter ich umherwirbelte, bis ich endlich aufschlug, kann ich nicht sagen. Ich verlor die Sinne.
    Irgendwann erwachte ich.
    Die Flammen an Bord hatten sich selbst verzehrt, auch wenn sie noch eine ziemliche Weile schmorten, wie ihr selbst sehen könnt. Es war längst Tag geworden. Mein Bein schmerzte. Mehr als alles andere an mir, will ich damit sagen. Ich war lange Zeit damit beschäftigt, mir nur die gröbsten Splitter aus dem Fleisch zu ziehen. Blut hatte ich verloren, Fetzen an Haut

Weitere Kostenlose Bücher