Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
Vom Netzwerk:
und Strähnen an Haar. Ich verband mich notdürftig, ehe ich den Schaden an der Galim untersuchte. Auch wenn es für eure Augen wüst aussehen mag, ergab meine Untersuchung: Das meiste würde ich wieder in Ordnung bringen können. Taue lassen sich spleißen. Risse lassen sich nähen. Aber das Kochend Herz der Galim war gebrochen, und ich würde es abdichten müssen. Da trieb der Wind den Klang eines Ambosses herbei. Eine Schmiede!, dachte ich. Und frohlockte.
    Den Rest kennt ihr. Ich begann Hoffnung zu schöpfen und wurde unvorsichtig. Und jetzt? Nun, da habt ihr mich, einen gestrandeten Gidwargum im Lande der Vahatin. Ja, huorhm, das ist das Ende vom Lied.«
    Er schwieg, und die Anspannung der beiden Vahits löste sich allmählich.
    Finn stand auf und begann aufgeregt, auf und ab zu gehen. »Die vergangene Nacht hatte es ganz schön in sich, mein lieber Schwan.«
    Er warf einen sorgenvollen Blick zu den Bergen hinauf und bemerkte plötzlich, wie spät es inzwischen geworden war. Über dem Bericht des Dwargen war es beinahe vollständig dunkel geworden, aber keiner von ihnen hatte mehr als flüchtig darauf geachtet. Das Rot war verblasst und in einem immer farbloser werdenden Grau versunken, während von Osten her tiefschwarze Wolken über den Horizont quollen: die Vorboten der Nacht. Der halbe zunehmende Mond stand als schräge Schale über dem Cerenath. Bald würde er hinter den Rücken der nachfolgenden Berge untergehen; dochnoch spendete er eine fahle Helligkeit, sodass sie einander sehen konnten. Die ersten Sterne zeigten sich, aber ihr Licht war noch verwaschen.
    Wir sind viel zu spät dran, dachte Finn beunruhigt. Schon vor zwei Stunden hätten wir die Botschaft in Moorreet überbracht und die Rohrammers mit einem kurzen Besuch beehrt haben sollen. Eigentlich sollten wir uns längst auf dem Rückweg befinden. In der Bücherey würde man sie erwarten und in Kürze wohl schon vermissen, nahm er an. Stattdessen hocken wir hier in baldiger Finsternis und im nachtklammen Grase, in halber Wildnis abseits der Straße; und wir hören Dinge, die wenigstens ebenso bedrohlich und unvorstellbar sind wie das bisher Erlebte. Und noch wunderlicher und zugleich verwirrender. Finn gestand sich ein, dass er nicht recht wusste, was er nun tun sollte.
    Konnte Glimfáin den Weg nach Mechellinde gehen? Nein. Dazu war er zu schwer verletzt. Sein Bein würde ihn im Stich lassen. Er würde es wohl nicht einmal mehr bis zur Schmiede schaffen. Also musste Finn sich aufmachen und Smod und den zurückgelassenen Wagen holen. Oder sollte er vielmehr vordringlichst nach Mechellinde eilen und Circendil herbeirufen, damit der Mönch sich der Verletzungen des Dwargen annahm? Ja, das schien das Richtige zu sein. Der Davenamedhir würde wissen, was fernerhin zu tun war. Beim Gedanken an den Dir fiel ihm noch etwas ein.
    »Deine Worte, Glimfáin, machen mich weitaus betroffener, als du vermutlich ahnst. Auch wir, ich meine Circendil, ein paar Freunde von mir und ich, auch wir waren in der vergangenen Nacht vom Tode bedroht. Auch wir wurden angegriffen. Zu viele Zufälle sind nicht mehr zufällig; das wenigstens habe ich von Circendil gelernt. Wenn in derselben Nacht zwei Angriffe des gleichen Feindes an unterschiedlichen Orten stattfinden, so haben beide höchstwahrscheinlich miteinander zu tun.«
    »Was heißen soll?«, fragte Tallia.
    »Was heißen soll: Dieser Auftrag, der Glimfáin in das Khênaith Eciranth hinaufgeführt hat, und Saisárasars Überfall auf das Hüggelland haben etwas gemeinsam. Wir begreifen nur noch nicht, was. Aber dieser Guan Lu, der Glimfáins Windbarke zerstört hat, steht mit den Gidrogs und damit mit Amuul und Lukather im Bunde. Das beweist doch schon das Tier, auf dem er ritt. Folglich müssen wir davon ausgehen, sie kennen einander   – und handeln höchstwahrscheinlich im gemeinsamen Auftrage Ulúrlims. Hier Saisárasar, dort der Ledir. Das bedeutet, Tallia, es gehen nicht nur Dinge vor, die wir nicht verstehen, sondern Dinge, die …«, er deutete auf den nun pechschwarzen Rumpf der Galim , »… die sich buchstäblich über unseren Köpfen und über unsere Köpfe hinweg ereignen. Und das macht alles umso schlimmer.«
    »Ulúrlim?«, wiederholte der Dwarg langsam und erstaunt. »Was   – – was wisst ihr von Fárins Grab?«
    Finn wehrte ab. »Nicht jetzt bitte. Das muss leider warten. Sieh selbst, es ist fast dunkel. Wir müssen zunächst entscheiden, was wir jetzt tun. Gestatte mir nur noch eine Frage. Was

Weitere Kostenlose Bücher