Der verkaufte Patient
kosten wird: Die handelnden Kräfte haben sich
gebunden
. Sie sind selbst Sklaven des Systems. Sie hängen mit drin. Sie wollen noch schnell ihr Schäfchen ins Trockene bringen.
Es gibt im Grunde nur ein Chance: Gulliver muss sich aufrappeln. Wir – der eigentliche Souverän, das Staatsvolk – wir müssen uns auf eine Weise rühren, dass die Stricke gesprengt werden. Die Länderparlamente und das Bundesparlament müssen einen Druck spüren, wie sie ihn noch nie verspürt haben. Parlamentarier – so viel sei ihnen versprochen – werden sehr bald den heißen Atem von uns Patienten im Nacken spüren. Wo immer einer von ihnen auftaucht, werden wir Bürger ihn stellen. Wir werden uns nicht mehr mit Floskeln abspeisen lassen. Bei der Rente habt ihr es mit uns gemacht – nicht noch einmal mit der Gesundheit!
Wir werden Fragen stellen, auf die es nur ein Ja oder Nein gibt: Wollen Sie ein sofortiges Moratorium (= Beendigung) des Konzepts von der Integrierten Versorgung?
Ja oder nein?
Wollen Sie den freien, niedergelassenen Arzt?
Ja oder nein?
Wollen Sie ein Ende der organisierten bürokratischen Erpressung unserer Hausärzte unter dem Vorwand von »Qualitätssicherung«?
Ja oder nein? Wo
llen Sie den Gesundheitsfonds?
Ja der Nein?
Wollen Sie die E-Card (»Gesundheitskarte«)?
Ja oder Nein?
Wollen Sie den sofortigen Stopp weiterer Privatisierungen im Gesundheitsbereich?
Ja oder nein?
Wollen Sie den Wettbewerb der Krankenkassen?
Ja oder nein?
Wollen Sie, dass amerikanische Gesundheitskonzerne Teile unseres Gesundheitssystems übernehmen?
Ja oder nein?
Wollen Sie das Aufbrechen der Black Box und eine wirkliche demokratische Kontrolle für Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen?
Ja oder nein?
Stehen Sie hundertprozentig hinter dem Arztgeheimnis und dem Recht des Patienten aufseine Daten?
Ja oder nein?
Wollen Sie, dass Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen Dienstleistungen anbieten und Geschäfte machen dürfen?
Ja oder nein?
Wollen Sie Callcenter im Gesundheitsbereich?
Ja oder nein?
Wollen Sie niedrigere Arzneimittelpreise?
Ja oder nein?
Wollen Sie eine parlamentarische Kommission zum Einfluss der Bertelmann-Stiftung auf die Gesundheitspolitik?
Ja oder nein?
Wollen Sie eine parlamentarische Kommission zur Entflechtung von Lobbyismus und Gesundheitspolitik?
Ja oder nein?
Sind Sie für eine hundertprozentig klare Trennung zwischen dem Staatsauftrag eines solidarisch orientierten Gesundheitswesens und freiem Markt?
Ja oder nein?
Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Ihnen noch hundert andere Fragen einfallen. Seien Sie hart im Nachfragen und unerbittlich im Nachforschen, ob gemachte Zusagen auch eingehalten werden. Die Politiker müssen wissen: Notfalls werden wir auf die Straße gehen. Notfalls wird es einen Sternmarsch auf Berlin geben. Wir haben den Betrug, die Verschleppung von Skandalen und die Veruntreuung unserer Gelder satt! Wir lassen uns nicht länger ausplündern!
*
Ich will Ihnen etwas sagen:
Kommen Sie, wir steigen aus!
Wir Patienten! Wir sagen nein zur Industrialisierung unseres Gesundheitswesens. Lassen wir die Ärzte nicht allein in ihrem Kampf für eine patientenorientierte Medizin!
Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wer, wenn nicht wir?
John F. Kennedy
Renate Hartwig kommt aus der Sozialarbeit, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Die engagierte Referentin ist mit Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft seit 1993 regelmäßig zu Gast bei Wirtschaftsverbänden, Industrieunternehmen, Banken, Be hörden sowie bei der Akademie Würth. Außerdem arbeitete sie mehrere Jahre als Dozentin für den Bereich Unternehmenssicherung im Bundeswirtschaftsministerium.
Seit 1991 ist Renate Hartwig als Publizistin tätig. Bundesweit bekannt wurde die Bestsellerautorin mit ihrem 1994 bei Pattloch erschienenen Erfolgstitel
Scientology – Ich klage an
.
Mit unserem Gesundheitssystem ist längst kein Staat mehr zu machen. Chronisch Kranke und behinderte Menschen müssen um Hilfsmittel betteln, Patienten werden Medikamente verweigert, Schwestern arbeiten für einen Hungerlohn, Hausärzte werden von der Politik in den Ruin getrieben, die Bürokratien explodieren im gleichen Umfang wie die Beraterhonorare. Und die Kosten steigen und steigen.
Angesichts dieser Entwicklung fühlen sich Millionen von Bürgern verraten und verkauft. Glaubt man den Politikern, dann ist die Privatisierung unseres Gesundheitswesens das letzte Mittel, um das marode System zu sanieren. So wird
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