Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
Vom Netzwerk:
lachte. »Es gibt keine Belagerung mehr. Habt Ihr es noch nicht gehört?«
    »Glaubt mir, Mylady, wir wissen nichts«, sagte Yvon, jedoch ohne es zu wiederholen.
    »Vor zwei Tagen kam die Nachricht: Gruethrists Bergfried ist gefallen, und sogleich durchquerten wir das Schöne Gewässer. Die Dämonen haben gut gespeist, das kann ich Euch sagen, aber das mussten wir in Kauf nehmen.«
    »Die Burg ist gefallen?«
    Die Hirtin blieb neben ihnen stehen und lächelte so breit, dass man ihr rosafarbenes Zahnfleisch sah. »Oh ja. Sie ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt, sagte der Baron. Der Baron hat Mittel und Wege, derartige Dinge zu erfahren.«
    »Was ist mit Lady Gruethrist?«, fragte Xaragitte.
    »Man hört nur traurige Kunde.« Die Hirtin zuckte mit den Achseln, und ihr Lächeln verschwand. »Aber ihre Mutter, Lady Ambit, gewährte uns Zuflucht in ihrer Burg, und ihr Gemahl schwor gestern erst höchstpersönlich dem Baron einen Treueid. Vielleicht wird sich doch noch alles zum Guten wenden. Ho!« Letzteres rief sie einem der Ochsen zu, der sich anschickte, weiterzulaufen. »Ich bitte Euch vielmals um Verzeihung, aber ich muss weiter. Ihr werdet doch zur Burg Gruethrist kommen, oder? Der Baron ist ein guter Herr, und er wird viele Männer brauchen, die ihm dienen.«
    Yvon holte tief Luft. »Wartet - wenn Ihr Eure Herden über den Fluss und in die höhergelegenen Täler treibt, dann hütet Euch vor den Löwen. Sie werden nachts kommen und Eure Kälber schlagen.«
    »Löwen? Aiih! Letzte Nacht hörten wir schon die Wölfe. Dieses Land ist eine einzige Wildnis. Wie schaffen es anständige Frauen nur, hier zu leben?«
    Xaragitte, die Claye in ihren Armen wiegte, war ganz still geworden.
    »Mein Bedauern, Herrin«, sagte der Eunuch sogleich. »Das war nicht böse gemeint, ganz und gar nicht böse gemeint, aber ich hatte etwas anderes erwartet. Aiih!«
    »Es ist nicht mehr so schlimm wie es früher einmal war«, sagte Yvon.
    »Es ist schlimm genug. Habt vielen, vielen, vielen Dank für Eure Warnung!« Die Hirtin sagte es drei Mal, während sie davonging, und zog damit die Aufmerksamkeit der Götter auf sie herab, die sich bestimmt zanken und jemandem Ärger bringen würden. Sie stupste die Herumstreuner sanft mit ihrem Stock und trieb sie zur Herde zurück. Sollte es Ärger geben, würde sicher nicht sie darunter zu leiden haben.
    Yvon lehnte sich auf seinen Gehstock, unsicher, welche Richtung sie nun einschlagen sollten.

Kapitel 3

    Clave blies die Wangen auf, und sein kleines Gesicht lief rot an. Xaragitte klopfte ihm auf den Rücken, bis er aufstieß und eine Mundvoll Milch ausspuckte. Sie wischte sich die geronnene Flüssigkeit von der Schulter und rieb die Handfläche an ihrem Rock sauber.
    »Warum habt Ihr sie vor den Löwen gewarnt?«, fragte sie Yvon. Ihre Stimme klang kalt und fern wie die Berggipfel.
    Er strich mit der Hand über die kahle Stelle, wo vor kurzem noch sein Kriegerzopf gehangen hatte. Ohne ihn fühlte er sich wie ein Mammut ohne Rüssel.
    »Lord Ambit hätte keinen Treueid geschworen, wenn der Baron nicht eine Kompanie bei ihm stationiert hätte, um einen solchen Eid zu erzwingen«, sagte er. »Also hat uns die Hirtin vermutlich das Leben gerettet. Auf jeden Fall hat sie uns davor bewahrt, aufgegriffen zu werden. Bei den Göttern von Krieg und Gerechtigkeit war ich ihr eine Nachricht von gleichem Wert schuldig.«
    »Möge die Göttin sie verrotten lassen, mögen die Löwen sie alle umbringen«, zischte die Amme verbittert, obwohl es unklug war, jemand in Bwntes Namen Böses zu wünschen. Sie schniefte. »Und wohin sollen wir jetzt gehen?«
    »Das habe ich mich gerade auch gefragt. Wir werden wohl versuchen müssen, Lady Eleuates Burg zu erreichen.«
    »Aber das liegt doch in der Richtung, aus der wir gekommen sind. Und zwar noch einige Meilen weiter!«
    »Sonst können wir nirgends hin. Immerhin ist Claye offiziell mit ihrer Tochter verlobt.« Außerdem bedeutete das für sie beide - oder drei - noch eine Woche Wanderschaft.
    Xaragitte nickte, zögernd erst, dann entschiedener. »Wie sollen wir dorthin kommen, wenn das Heer des Barons im Tal liegt?«
    Yvon strich sich über den Bart. »Wir werden uns dem Heerzug anschließen, als gehörten wir zu den Familien, die von einem Ende des Tales zum anderen reisen.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht? Niemand kennt uns, niemand wird uns erkennen. Und sie marschieren in die gleiche Richtung wie wir.«
    »Aber sie… «
    »Und sie haben Essen und

Weitere Kostenlose Bücher