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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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kommen!«
    Auch ihn zwickte die Müdigkeit in die Fersen. »Ich weiß.« Er dachte an die Tempelpriesterin. Sie mussten einen Weg über den Fluss finden, ohne an der Brücke angehalten zu werden. »Wir müssen sehr vorsichtig sein.«
    Claye wand sich und versuchte, an Xaragittes Schulter emporzuklettern. Sie zog ihn wieder nach unten. »Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand Claye erkennt.«
    »Dann nennt nicht seinen Namen! Ebenso wenig dürfen wir zulassen, dass uns jemand erkennt.«
    Von hinten tönte ein Ruf: »Ihr da!«
    Beim Klang der hohen Stimme schrak Xaragitte zusammen. Yvon marschierte weiter.
    »Ihr da - alter Mann!« Die Oberhirtin rannte hinter ihnen her. Sie konnte noch nicht lange Eunuch sein, dachte Yvon - sie besaß noch zu viel Energie. Die Hirtin grinste die beiden breit und offen an. »Grüße, Grüße, Grüße! Mir war doch so, als hätte ich Euch erkannt, den alten Mann, der Angst vor Löwen hat.«
    Yvon erstarrte. Hatte die Hirtin das vielleicht doppeldeutig gemeint? Baron Culufres Wahrzeichen war der Dolchzahnlöwe - hatte sie etwa herausgefunden, dass Yvon zu Gruethrists Männern gehörte? »Ich bin nur ein einfacher Bauerngemahl, der sich um das Vieh eines anderen sorgt.«
    »Ja, ja, ja. Der Baron hatte tatsächlich vor, die Herden auf jenen Wiesen, abseits des Dorfes, weiden zu lassen. Aber ich überbrachte ihm gerade noch zur rechten Zeit Euren willkommenen Rat. Nun wird er eine Vorhut von Jägern dort hinaufschicken. Wir waren nicht auf eine solche Wildnis vorbereitet, das kann ich Euch sagen. Wir sind Euch sehr zu Dank verpflichtet.«
    »Keine Ursache.« Yvon ging schneller.
    Die Hirtin marschierte neben ihnen her, den Blick höflich von Xaragitte abgewandt. »Ihr seid hier, weil Ihr mein Angebot annehmen wollt, ja? Der Baron belohnt jene, die ihm dienen, äußerst großzügig, und Ihr habt ihm bereits gut gedient.«
    »Nein, wir sind nur zufällig auf diesem Weg unterwegs. Und ich habe mein Wissen nur zu gerne mit Euch geteilt, so wie eine Dame einem Fremden, der an ihre Tür klopft, einen Becher Wasser reicht.«
    »Kann ich Euch auf irgendeine Weise helfen?«
    Yvons Schritte stockten, und er blieb stehen. Er schaute zu Xaragitte. »Ich hätte da eine kleine Bitte.«
    Das Lächeln der Hirtin wurde breiter. »Nennt mir Euren Namen und dann Euer Begehr!«
    »Ihr ehrt uns, indem Ihr nach unseren Namen fragt«, sagte Yvon, Xaragitte höflich miteinbeziehend. Er erinnerte sich an die jungen Schafhirten vom Tag zuvor - zwar passten die Namen dieser beiden Jungen ganz und gar nicht zu ihrem Dialekt und ihrem Aussehen, aber das würde ein adeliger Eunuch aus der Kaiserlichen Stadt sicher nicht bemerken. »Ich heiße Bran. Ich begleite meine Nichte hier, Pwylla.«
    Das Lächeln schwand aus dem Gesicht der Hirtin. Sie blieb stehen und bedeutete Yvon und Xaragitte, es ihr nachzutun. »Bitte, sprecht weiter.«
    Yvon schluckte. »Wir sind seit vier Tagen unterwegs, und zu meiner großen Schande habe ich nichts mehr zu essen, mit dem ich meine Nichte beglücken könnte. Wenn Ihr die Güte hättet, ihr ein wenig Nahrung zukommen zu lassen, werde ich am Fest der Gerechtigkeit für Euch ein Gebet zu Verlogh sprechen.«
    Der Eunuch hob das gebogene Horn an die Lippen und blies mehrere kurze Töne. Dann senkte sie das Horn wieder und hielt ihm auffordernd ihre Hände entgegen. Von dieser intimen Geste überrascht, klemmte Yvon nach kurzem Zögern seinen Stock unter den Arm und streckte ebenfalls die Hände aus. Sie packten einander bei den Handgelenken.
    »Seid gegrüßt, Bruder Bran. Ich heiße Sebius. Wir werden es nicht zulassen, dass unsere neuen, aber teuren Freunde so lange ohne Nahrung oder Wasser zu Fuß unterwegs sein müssen.«
    Zwei kleine, schmutzige Jungen, der eine dunkelhäutig, der andere mit heller Haut, kamen zu Sebius gerannt. Weitere eilten herbei, aber zu spät; sie wurden mit einem Winken wieder weggeschickt. Die Hirtin flüsterte den Burschen einige Befehle zu, worauf diese in verschiedene Richtungen davonliefen.
    Xaragitte sah Yvon fragend an. Er zeigte keine Regung. Sie schob Claye auf ihre andere Hüfte und strich sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht.
    »Aha«, sagte Sebius, der die Geste beobachtet hatte. »Nicht einmal die Göttin Bwnte selbst hatte solch rote Locken, eine solch blasse Haut und derart viele Sommersprossen, als sie in der Verkleidung eines Menschen mit ihrem neugeborenen Sohn über das Hochland von Maedatup schritt.«
    Ein Lächeln huschte über

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