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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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essen, solange sie können. Das nächste Spektakel sollten wir aufsparen, um sie nach der schlechten Ernte von ihrem Hunger abzulenken.« Er drehte den Kopf. »Und wenn etwas Zeit verstrichen ist, wird es leichter sein, die Menschen daran zu erinnern, dass in Wahrheit die Wyndaner an allem Schuld haben und nicht ein barfüßiger, armseliger Schäferbursche, den man zum Ritter ernannte.«
    »Wartet«, rief Bran und trat auf den Eunuchen zu.
    Sogleich bedrohte ihn der Soldat in der Ecke mit seinem Speer.
    Sebius blieb auf der Türschwelle stehen. »Was ist, Schäferbursche? Hast du deine Schafe verloren?«
    »Lasst uns etwas zu essen und zu trinken bringen.«
    »Trinken? Zu trinken können wir euch geben.« Er starrte in den Gang hinaus, die dunklen Stufen empor. »Soviel Wasser, wie ihr wollt, ehe wir darin ertrinken. Wird das genügen? Romy?«
    »Ja, Herrin?«, antwortete Romy vor der Tür.
    »Denk doch bei Gelegenheit daran, einen Eimer in den Regen hinauszustellen. Aber bitte, nimm einen sauberen Eimer, nicht einen, der bereits als Nachttopf benutzt wurde. Wenn er voll ist, bringst du ihn hier herunter, damit unsere Gäste sich daran laben können.«
    »Ja, Herrin.«
    »Sebius«, sagte Bran sehr sanft. »Essen.«
    Sebius stieß einen übertrieben langen Seufzer aus. »Romy?«
    »Ja, Herrin?«
    »Dieser Regen hat den Boden so gründlich durchnässt, dass die Ratten aus ihren Löchern vertrieben werden. Sie jagen den werten Damen der Stadt Angst ein. Solltest du die Zeit dafür finden, geh mit einigen deiner Männer in die Stadt und fange ein paar von den Biestern. Achte darauf, dass sie schön groß und fett sind. Und gib acht, dass du sie nicht verärgerst oder ähnliches; dann lass sie hier in der Zelle frei. Lebend.«
    »Ja, Herrin.«
    Acrysy kicherte.
    »So, bitte schön, Bran«, spottete der Eunuch. »Solltest du weiterhin so lästig sein, werde ich meine Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken und dein Leben doch nicht schonen.« Mit dem Mittelfinger der linken Hand wischte er sich einen Schweißtropfen von der Stirn. »Dieses Gespräch hat mich so erschöpft, dass ich sämtliche Aufgaben für heute ruhen lassen werde und mich stattdessen lieber etwas entspanne. Wirst du mir auch für jede Ratte, die du fängst und verspeist, dreimal danken?«
    Bran spuckte auf den Boden - einmal, zweimal, dreimal. Made wunderte sich, wie er das mit seinem trockenen Mund überhaupt fertigbrachte. »Ich danke Euch dreimal.«
    »Ts, diese Beleidigungen.« Der Eunuch nahm die Fackel aus dem Halter vor der geöffneten Tür. »Kommt, Acrysy.«
    Made stürmte auf den Wachposten in der Ecke los und schwang die gefesselten Fäuste in die Höhe, um den Speer beiseitezuschlagen. Während seine Hände am Speerschaft entlang nach oben glitten, drehte sich der Soldat um und schmetterte den Stock gegen Mades Schläfe. Made sank zu Boden. Er hörte das Lachen des Soldaten, dann ertönte das harte, metallische Geräusch des Türriegels.

Kapitel 24

    Made holte tief Luft. Der Qualm und der Gestank des Fackelöls hingen noch schwer in der Luft und mischten sich mit dem Parfüm des Eunuchen und dem fleischigen Gestank der Soldaten. Bran kniete neben ihm am Boden.
    »Bist du verletzt?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Made. Er hatte seine Fesseln kurz über die Speerklinge reiben können, aber es hatte nicht ausgereicht, um sie zu durchtrennen. »Und du?«
    »Nichts Schlimmes, nur mein Stolz hat gelitten. Wenn man jemandem jahrelang treu diente, erwartet man, dass diese Treue auch erwidert wird.«
    Made rollte sich auf die Füße und kroch zu der scharfen Steinkante, um seine Arbeit an den Fesseln fortzusetzen.
    »Ich habe sie falsch eingeschätzt«, gab Bran zu. »Dabei gehörte mein Urteilsvermögen eigentlich zu meinen Stärken; es war sogar einer der Gründe, warum ich erst zum Ritter, dann zum Hauptmann ernannt wurde. Und trotzdem habe ich sie falsch eingeschätzt, alle. Ich hätte nie gedacht, dass Romy seine Loyalität mir gegenüber vergessen und Acrysys Befehle befolgen würde.«
    Urteilsvermögen, Loyalität - noch mehr unbekannte Worte. »Warum tun sie das, Bran?«
    »Was meinst du?«
    »Warum tut dein Volk, was andere Leute ihm sagen? Riesen«, er verwendete das Wort aus Sinnglas’ Sprache, »tun nur das, was sie für gut halten, oder sie stimmen darüber ab, was allen nützt. Selbst Sinnglas’ Leute suchen nach einer Einigung oder gehen getrennte Wege.«
    Bran marschierte im Dunkeln hin und her und trat gegen die Tür. »Die

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