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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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in die Zelle hineinragten. »Was ist das?«
    Bran kniete neben ihm. »Das Wasser drückt gegen die Wand. Wir müssen ein paar Schritte zurück, sonst werden uns die Steine zerschmettern, wenn die Mauer nachgibt.«
    »Aber vielleicht können wir so fliehen.«
    »Vielleicht.« Bran packte Made am Arm und zerrte ihn erleichtert und lachend zur gegenüberliegenden Wand. »Komm, Zauberer. Wenn Mutter Bwnte ihre Arbeit verrichtet, sollten wir Sterblichen beiseitetreten.«
    Der Wasserstrom hatte bald den gesamten Boden überflutet und leckte an ihren nackten Füßen. Aus dem Rinnsal wurde eine sprudelnde Fontäne, die ihre Knöchel umspülte.
    »Wie lange müssen wir noch warten?«, fragte Made.
    »Du bist der Zauberer«, sagte Bran erneut.
    »Ich bin kein Zauberer.«
    Er hörte, wie Bran eine Handvoll Wasser schöpfte und trank. »Igitt! Viel zu schlammig, um es zu trinken.«
    »Dann lass es lieber.«
    Bald schon hatte das Wasser die Waden der Männer erreicht, die immer noch in der trüben Dunkelheit gefangen waren. Mades Füße wurden taub vor Kälte. »Was glaubst du, wie hoch wird es steigen?«, fragte er.
    »Streck die Hand aus und sag mir, was du fühlst.«
    Die Decke war gerade mal einen Fuß über Mades Kopf. Er strich mit den Händen über die Oberfläche. »Ich spüre nur das Steindach.«
    »So hoch wird das Wasser vermutlich steigen«, sagte Bran. Er drehte sich um und trommelte gegen die Tür. »Bald werden wir Wassertreten müssen, wenn Bwnte uns nicht noch ein bisschen zu Hilfe kommt.«
    Made watete zu der eingedrückten Wand. Er spürte keinen Wind oder Luftzug, der ihm eine Lücke nach draußen gezeigt hätte.
    »Was machst du da?«
    »Vielleicht wartet Bwnte darauf, dass wir uns selbst helfen.« Seine Finger erforschten die Wand und suchten an den hervorstehenden Steinen nach Halt. Er zog an einem, aber der Stein gab nicht nach. Daraufhin stemmte er die Schulter gegen die Wand und zerr te mit aller Kraft. Plötzlich bewegte sich der Stein, und Mades Finger wurden eingeklemmt. »Au!«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts«, antwortete Made. Er packte den Mauerziegel mit der freien Hand und riss ihn heraus. Der Stein plumpste spritzend ins Wasser, und Made konnte gerade rechtzeitig seine Zehen zurückziehen.
    Bran kam zu ihm geschlurft. »Ich glaube, ich möchte lieber unter Geröll verschüttet werden als ertrinken. Wo? Ah, hier. Spürst du den Mörtel zwischen den Steinen?«
    »Den was?«
    »Den Mörtel. Dieses körnige, bröckelnde Zeug. Wie Sand. Kratz es weg, dann lassen sich die Steine leichter aus der Mauer lösen.«
    Ein weiteres lautes Platschen zeigte an, dass er Recht hatte. Die beiden arbeiteten Seite an Seite, und ließen langsam einen Stein nach dem anderen ins Wasser plumpsen. Wasser sprühte aus der Wand, und es stieg über ihre Schenkel. Durch die Lücke schob sich erst Schotter und dann Schlamm in die Zelle. Plötzlich spürte Made etwas wie Regen an seinem Rücken. Überall um ihn herum prasselten Tropfen ins Wasser.
    »Die Decke!«, rief Bran. »Schnell, zur Tür!«
    Made, der von Kind an gelernt hatte, immer ein Bild seiner Umgebung im Kopf zu haben, verlor selbst unter der Erde nicht die Orientierung. Er kämpfte sich durch Wasser und Schlamm, die ihm mittlerweile bis zum Schenkel reichten, zur Tür und drückte sich gegen den hölzernen Türrahmen.
    Bran dagegen planschte an der falschen Wand herum. »Wo ist die Tür?«
    Ehe Made antworten konnte, ertönte ein Schwall kleinerer Klatscher, gefolgt von lautem Gepolter. Bran stöhnte vor Schmerz, und Made sprang zu ihm, packte seinen Arm und zog ihn zur Tür.
    Zähflüssiges, schlammiges Wasser strömte in die Zelle und sprudelte an ihnen empor, während ihre Füße im Schlamm versanken.
    »Das ist eine dumme Art zu sterben«, sagte Made.
    »Möchtest du lieber… «
    Ein Teil der Decke stürzte mit einem lauten Krachen ein und ließ das Wasser bis über ihre Köpfe aufspritzen. Gleichzeitig hörten sie in der Ferne das Donnern unzähliger einstürzender Steine. Die äußere Wand wölbte sich nach innen und gab schließlich mit einem ohrenbetäubenden Donnerschlag nach. Ein Windstoß folgte, nicht sehr stark, aber beißend kalt und erfüllt von dem Geruch von Regen. Raue Luft, in die sich die Schreie anderer Menschen aus ferneren Bereichen der Burg mischten, strömte herein und schließlich ein gedämpftes Licht, ein dunkelgrauer Schimmer, den nicht einmal alle Wolken der Welt ersticken konnten.
    »Wie geht es dir?«, fragte Made.
    Bran

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