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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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grinste dümmlich. Blut rann aus einem langen Kratzer an seiner Wange. »Ich lebe«, schrie er. »Und ich bin frei! Lass uns fliehen, solange wir können!«
    Inmitten des Wasserschwalls kraxelten sie über den Steinhaufen und kletterten aus einem klaffenden Loch in den Grundmauern ins Freie. Made schaute nach oben und sah, wie der Regen an einem eingestürzten Teil des Dachs hineinströmte, dort, wo zuvor ihre Zelle gewesen war. In einer Grube neben der Mauer sammelte sich das gesamte Wasser, das den Hang hinabströmte. Fontänen spritzten auf, als Bran durch diesen Tümpel rannte und den Weg hinunter zum Fluss einschlug.
    Made lief hinter ihm her.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er. Er dachte an die Berge hinter ihnen, den Schäferpfad in die Wildnis.
    Bran blieb stehen und packte Mades Arm. In der regennassen Luft waren seine Gesichtszüge sogar auf diese kurze Entfernung nur verschwommen zu erkennen. »In die Stadt, um den Baron zu sehen.«
    »Warum? Lass uns in die Berge gehen.«
    »Ich werde zum Baron gehen und mich seiner Gnade ausliefern. Heute Abend findet der Maskenball statt. Zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang wird er die Gestalt Verloghs annehmen und allen Bittstellern Recht sprechen. Ich werde zum Fest gehen und ihn um Gnade bitten. Vielleicht gestattet er mir, ihm weiterhin zu dienen.«
    »Aber warum? Sie wollten dich töten. Komm mit mir!«
    Bran hob das Gesicht in den Regen. »Das ist mein Leben, Freund Claye, ein anderes gibt es für mich nicht. Wenn ich so nicht weitermachen kann, hat das Leben keine Bedeutung mehr für mich.«
    »Dann werde ich mit dir gehen«, entschied Made.
    »Das brauchst du nicht. Es wäre besser für dich, in die Berge zu fliehen. Du brauchst nur zwischen diesen Hügeln hoch… «
    »Nein, ich werde mit dir gehen und dem Baron sagen, was ich weiß, was ich gesehen habe.« Sollte Portia Acrysys wegen nicht in der Stadt sein, würde er zurück zu dem Steinhaus gehen, wo er sie zuletzt gesehen hatte, und eine Möglichkeit finden, dort mit ihr zu sprechen. »Und dann werde ich meinem eigenen Weg folgen, weit weg von deinem Volk.«
    »Du hast mir schon zweimal das Leben gerettet! Ich flehe dich an… «
    Ein Mann schleppte sich den Berg hinauf und kam auf sie zu, über den Pfad, der zu der eingestürzten Burg führte. Bran spannte sämtliche Muskeln an. Auch Made machte sich auf einen Kampf gefasst, doch der Fremde stemmte sich gegen den Regen, die Kapuze seines Mantels tief über das Gesicht gezogen, und eilte ohne ein Wort oder einen Blick an ihnen vorüber.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte Bran.
    »Ich komme mit dir«, antwortete Made.
    Bran nickte, und sie gingen zusammen weiter. Die beiden Männer stolperten, rappelten sich auf, rutschten erneut aus, und schlitterten so den matschigen Hang hinunter zu dem brausenden, braunen Fluss. Auf der anderen Seite hinter den Stadtmauern sahen die Häuser mit ihren spitzen Dächern und die engen Straßen völlig verlassen aus. Die Boote waren auf die Uferböschung gezogen, und weit und breit waren keine Dämonen zu sehen. Flussabwärts hing die Brücke wie eine schwarze Narbe über der grauen Haut des Tages. Kleine Gestalten eilten in Richtung Stadt; jede von ihnen machte kurz vor einem Wachhäuschen halt, das mitten auf dem Brückenbogen thronte.
    Bran blieb stehen und schaute zum Fluss. »Wir müssen irgendwie da rüber. Wir könnten eines der Boote nehmen. Die Dämonen sind wohl tief im Schlamm vergraben und verstecken sich vor der Strömung und… «
    »Was ist mit der Brücke?«, fragte Made und deutete darauf.
    »Sie ist bewacht«, sagte Bran. »Man würde uns erkennen.«
    »In diesem Regen könnte ich dich nicht von meiner Mutter unterscheiden.«
    Bran hob den Kopf zum Himmel und lachte. »Ja, die Kaiserin hat befohlen, dass sämtliche Brücken bewacht werden müssen, also wird auch diese ständig beaufsichtigt, obwohl sie unter der Nase des Barons liegt. Aber Brückenwache ist ein langweiliger Dienst und den Dummköpfen vorbehalten. Also nehmen wir die Brücke.«
    Der Schlamm schmatzte unter Mades Zehen, als sie der überschwemmten Straße an einigen kleineren Gebäuden vorbei folgten. »Und wenn sie uns nicht passieren lassen?«
    »Sollten wir kämpfen müssen, nimmst du dir diejenigen vor, die ich noch übriglasse.« Bran ballte die linke Hand zur Faust. »Und dann rennen wir wie Graukatzen in die Stadt. Du musst immer dicht bei mir bleiben.«
    »Kämpfen, rennen, bei dir bleiben.«
    »Aber halte dich hinter mir,

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