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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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noch was übrig!«
    Er schubste sie zu Boden, worauf sie ihm einen Tritt versetzte. Doch er wich ihrem Fuß aus und sprang schwerfällig über ihr ausgestrecktes Bein. Sie ließ ihre tote Tochter fallen, glitt unter Ambrosius’ suchenden Händen hindurch, schlitterte auf ihren empfindlichen Brüsten über den schmutzigen Boden und erreichte das weinende Kind vor ihm. Schützend schlang sie die Arme um das Kleine.
    »Nur zu«, sagte Ambrosius, sichtlich enttäuscht. »Ist ja nicht viel. Davon wirst du bestimmt nicht satt.«
    Immer noch weinend kuschelte sich das Kind in Windys Arme. Suchend rieb es sein Gesicht an ihrer Brust, bis sich sein kleiner Mund um ihre steinharte Brustwarze schloss. Verglichen mit ihrem kleinen Mädchen saugte es nicht sehr stark, aber das war auch nicht nötig.
    Ambrosius nahm die Hand der Frau, steckte die Finger in den Mund und kaute daran. Nach ein paar Bissen spuckte er sie wieder aus und ließ den Arm fallen. »Sie ist noch ganz warm - der Großzahn hat sie getötet. Wir sollten sie noch eine Weile verrotten lassen. Mit ein paar Käfern im Fleisch wird sie viel besser schmecken.«
    Windy rümpfte wieder die Nase. Die tote Frau war die Mutter des Kindes. Auf einmal erwachte ein Gefühl der Fürsorge in ihr. »Dann nimm doch den da«, sagte sie und deutete auf den Leichnam des Mannes. »Der ist schon länger tot.«
    »Wahrscheinlich nur Knorpel und kein Fett«, murrte Ambrosius, stapfte aber dennoch durch den Raum.
    Windy liebkoste den Kopf des Kindes. Es hatte wunderschöne, schwarze Haare, die seinen verformten Schädel und die flache Stirn verbargen. Große, wunderschön große Augen in einem flachen Gesicht starrten sie an, ehe sich die Lider flatternd schlossen. Der Schmerz in Windys Herz ließ ebenso rasch nach wie die Beschwerden in ihrer Brust.
    »Ah!« Ambrosius wich so hastig zurück, dass er auf seinem Hinterteil landete. Er sprang auf und flüchtete zu Windy.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Schau selbst! Ich werde jedenfalls keinen Schritt mehr da rüber machen, selbst wenn da ein fauliges Mammut in einer heißen Sommernacht läge und ich zehn Tage lang nichts gegessen hätte.«
    Vorsichtig drückte Windy das saugende Kind an sich. Sie trat einen Schritt vor und erstarrte fast zu Stein. Die bernsteinfarbenen Amulette um den Hals des Toten - sie waren magisch, wie Sonnenlicht in warmem Eis gefangen. Zerbräche eines der beiden versehentlich, könnten sie beide getötet werden. Das erzählten zumindest die Überlieferungen über ähnliche Schmuckstücke, die die Trolle in der Vergangenheit von den Menschen gestohlen hatten. Sie sprang so schnell zurück, dass dem Säugling ihre Brustwarze aus dem Mund rutschte. Seine Augenlider flogen auf.
    »Du wirst es also teilen müssen«, stellte Ambrosius fest.
    Mit einem Auge behielt Windy den toten Mann im Blick, als könne er plötzlich aufspringen und sie angreifen. Der Säugling reckte den Hals und versuchte, den Mund wieder an ihre Brustwarze zu bekommen. »Was teilen?«
    »Das lebende Fleisch.«
    »Nein!« Sie wich seinem plötzlichen Zugriff aus und rannte durch die Tür ins Freie. Er stürmte hinter ihr her.
    »Fleisch wird immer geteilt«, sagte er.
    »Das ist kein Fleisch - das ist ein Kind!«
    Er ließ sich in die Hocke sinken und lachte. »Sei nicht verrückt! Du bist doch nur traurig, weil du dein Mädchen verloren hast. Du kannst dieses Ding doch nicht wirklich behalten.«
    Ihr war nicht klar gewesen, dass sie genau das vorhatte, ehe sie es ihn sagen hörte. »Ich kann. Und ich werde es tun.«
    Er trommelte mit den Knöcheln auf seine Brust, um ihr Angst zu machen. Sie war nicht beeindruckt und schaute ihn nur missbilligend an, bis er es aufgab. »Wenn du das tatsächlich vorhast«, sagte er und stolzierte im Kreis um sie herum, »dann müssen wir eben abstimmen. Diejenigen, die dafür sind, das lebende Fleisch sofort zu essen, sollen die Hände heben.«
    Er schwang seine Hand nach oben und sah sich um, so wie er es bei den Trollversammlungen immer tat, um zu sehen, wer mit ihm stimmte. Sie beachtete ihn nicht und legte das Kind vorsichtig an die andere Seite, damit es aus ihrer zweiten wunden und geschwollenen Brust trinken konnte.
    »Also gut, diejenigen, die dafür sind, das Fleisch an Kindes statt zu behalten, sollen die Hand heben.«
    Windy hob die ihre, während sie dem Kind einen Kussmund zuwarf. Es hörte kurz auf zu trinken, lachte sie an und streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus.
    »Das sind zwei gegen

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