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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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aus ihrer Mattigkeit. Sie bückte sich zwischen den glitschigen, dunklen Steinen und trank, bis sie keinen Durst mehr verspürte.
    Tief im Wasser bemerkte sie einen trägen, silbernen Blitz. Fische. Sie watete vorsichtig zu ihnen, ließ die Hand im Wasser baumeln und bewegte die rosa Fingerspitze langsam hin und her wie einen zappelnden Wurm.
    Eine große, saftige Forelle kam fast in ihre Reichweite geschwommen, flitzte aber wieder davon. Windy konzentrierte sich auf die Bewegungen ihres Fingers und hielt den Atem an, während sie versuchte, den Fisch zurückzulocken. Er glitt ein zweites Mal heran und schwebte gerade nahe genug, um ihn zu packen, als etwas neben ihr ins Wasser platschte und ihn verscheuchte. Sie sah auf und entdeckte eine Horde Trolle auf der Wiese neben dem Teich. Einige hielten Steine in den Händen.
    Sie winkte ihnen zu und stieg aus dem Wasser. Sie zählte elf Trolle, vier erwachsene Weibchen und drei erwachsene Männchen mit zwei kleinen Sprösslingen, bei deren Anblick sie lächeln musste. Zwei weitere, ein Männchen und Weibchen, schienen etwa zwölf Winter zu sein, so alt wie Made. Bereit zur Paarung. Das älteste Weibchen war Frosty, seit Windy denken konnte das Oberhaupt der Horde. Sie erkannte auch Großer Donner und seinen Sohn, Kleiner Donner. Das junge Männchen war vermutlich Kleiner Donners Junge, Flaz. Allerdings hatten die anderen damit begonnen, ihn Stinky zu nennen, als Made und sie die Horde das letzte Mal besucht hatten. Den Namen des Mädchens wusste sie nicht mehr.
    »Entschuldige, dass ich in eurem Teich gejagt habe«, rief sie über das Tosen des Wassers zu Frosty hinüber. »Ich habe niemanden gesehen.«
    »Schon gut«, gab Frosty zurück und spähte an Windys Schulter vorbei in den Wald. »Hast du immer noch dieses Tier dabei?«
    In ihrer Stimme lag keine Boshaftigkeit, deshalb bemühte sich Windy, freundlich zu antworten. »Er ist mein Sohn.«
    »Ein hässliches, kleines Monster.«
    Diesmal verbarg Windy ihren Ärger nicht. »Das finde ich nicht.«
    Die anderen Trolle schlenderten davon und drehten auf der Suche nach etwas Essbarem Äste und Steine um. Frosty zuckte mit den Schultern, kratzte sich und stapfte zum Teich hinunter. »Ich hörte, er ist jetzt immer bei Tag unterwegs. Kann er das wirklich?«
    »Ja.«
    Die alte Trollin verzog den Mund zu einer seltsamen, undeutbaren Grimasse. »Naja, es ist jedenfalls schön, dich zu sehen. Dein Geruch ist uns willkommen.«
    »Mir schmeckt dein Geruch ebenfalls«, erwiderte Windy, obwohl das nicht ganz ehrlich war - Frosty verströmte einen moosigen Gestank, und in den Rissen ihrer Haut wucherten Flechten. Windy fragte sich, wo die Trollvögel waren, die solches Ungeziefer entfernten. »Wo ist der Rest eurer Horde?«
    »Das sind alle.«
    Sie hätte es nicht geglaubt, hätte sie nicht andere Horden ebenso rasch schwinden sehen. »Was ist passiert?«
    »Unfälle. Zwei Männchen wurden vom Tageslicht erwischt. Und dann Menschen, Schwarzhaare, die durch die Berge nach Osten zogen. Sie töteten unterwegs das Wild und manchmal auch uns, obwohl wir sie verjagten. Nachdem sie letztes Jahr durch unser Gebiet gezogen waren, bekamen wir die Hustenkrankheit. Zehn von uns sind daran gestorben. Suchst du einen Mann?«
    »Nein.«
    »Wir haben nämlich keine unverheirateten Männchen. Aber, äh, wenn du bereit wärst, einen Mann zu teilen… «
    Windy biss nicht an. »Nein, ich habe kein Interesse.«
    »Oh, na gut. Wir haben jetzt zwei Kinder bei uns; so viel gab es schon seit Jahren nicht mehr. Vielleicht wird es bald besser.«
    »Ich hoffe es.«
    Ein anderes Weibchen drängte sich zwischen sie, Kleiner Donners Schwester Rose. »Wenn sie sich nicht paaren will, soll sie verschwinden. Wir finden so schon nicht genug Nahrung für alle.«
    Rose wollte Oberhaupt der Horde werden, das war offensichtlich. Windy schwieg.
    »Ich sehe nicht, dass sie dir das Essen aus dem Mund stiehlt«, sagte Frosty.
    Rose schlug sich mit den Händen gegen die Brust, die harmloseste Form einer Herausforderung. »Sie ist keine von uns. Sie hat hier nichts zu suchen.«
    »Dann stimmen wir eben ab.«
    An dieses Ritual war Windy seit langem gewöhnt. Es folgte ihr und Made durch die Welt wie ein Bussard. Sie schmatzte zustimmend, als ein vertrautes hohles Trommeln das Rauschen des Wasserfalls durchbrach. Sie drehte sich um und sah Made zwischen den Bäumen hervortreten, hoch aufgerichtet, all ihrer Versuche zum Trotz, ihn eine bessere Haltung annehmen und den Rücken

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