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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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lassen.«
    Steinchens Mutter zerrte riesige Brocken aus dem Gestein in dem hektischen Versuch, Fußtritte in den Fels zu hauen. Windy stand unter ihr. »Wenn die Mädchen fallen, werde ich sie auffangen«, versprach sie. »Ich bin hier bei dir.«
    »Danke«, sagte Wolke. Doch ehe sie eine Höhe erreicht hatte, die dem Zweifachen ihrer Körpergröße entsprach, rutschten ihre Füße wieder ab.
    Windy stemmte die Beine in den Boden und fing ihren Sturz auf. Als sie dabei rücklings umfiel, spürte sie, wie Made von ihrer Schulter glitt und seitlich wegrollte. Das hatten sie oft geübt, damit sie ihn nicht bei einem Sturz mit ihrem Gewicht erdrückte. Sie schob Wolke zur Seite, rappelte sich auf und schaute sich um, ob ihm auch nichts passiert war. Als sie ihn nirgends fand, rannte sie zum Steilhang. »Made! Wo bist du?«
    »Er ist da oben«, sagte Wolke.
    Windy hob den Kopf und entdeckte ihn auf halbem Weg zu den Mädchen. Wie eine Spinne kletterte er den Fels empor.
    Das um seinen Hals gebundene Fell verlieh ihm ein haariges Aussehen. Sie wollte ihm nach, aber Wolke hielt sie zurück. »Nicht! Das schaffst du nicht. Du wirst runterfallen.«
    »Aber er weiß doch gar nicht, wie man eine so hohe Felswand hochklettert.«
    »Dafür stellt er sich aber ganz schön geschickt an.«
    Windy hielt den Atem an. Made stieß auf ein Hindernis und arbeitete sich horizontal die Wand entlang, bis er über sich einen anderen Halt fand. Er tat alles genau so, wie sie es ihm beigebracht hatte, und gab acht, stets nur eine Hand oder einen Fuß vom Felsen zu nehmen. Wenn ihm nur nichts zustieße…
    Die anderen Trolle am Höhlenpfad hatten endlich darüber abgestimmt, die Mädchen zu retten, doch außer Stumpf bot sich keiner von ihnen freiwillig an. Windys Mutter aber fand, Stumpf sei zu schwer, und drängte darauf, dass sich ein anderer aus der Horde an den Aufstieg machte. Und so waren sie nun mit einer weiteren Abstimmung beschäftigt. Windy schüttelte den Kopf und schaute hilflos zu, wie Made zu Blume kletterte und auf sie einzureden begann. Er legte ihr die Hand über das Gesicht, und das allein genügte, um den Bann der Sonne zu brechen. Das Mädchen setzte seinen Weg nach unten fort, die Augen unverwandt auf den Boden gerichtet.
    Unten angelangt hob Wolke sie von der Felswand und drückte sie an sich. »Ich hatte solche Angst!«, heulte Blume tränenüberströmt. Dann wand sie sich aus Wolkes Umarmung und rannte zu ihrer Mutter.
    Weiter oben in der Felswand weigerte sich Steinchen beharrlich, auch nur ein Stück nach unten zu klettern. Made redete unentwegt auf sie ein - so viel konnte Windy erkennen. Er deutete nach unten, aber Steinchen wehrte sich dagegen, den Kopf zu drehen. Als er versuchte, ihre Augen abzudecken, schüttelte sie seine Hand ab.
    »Sie kommt bestimmt gleich runter«, sagte Windy tröstend und beobachtete den langsamen Vormarsch des Sonnenlichts über die Felsen zu ihnen nach unten. Die meisten Trolle hatten sich bereits auf den Weg zu den Höhlen gemacht, ohne abzuwarten, ob das andere Mädchen ebenfalls gerettet wurde.
    Wolke nagte an ihren Knöcheln. »Sie ist so ängstlich, viel ängstlicher als Blume. Ich weiß nicht, ob sie es schafft.«
    Windys Mutter und Stumpf gesellten sich zu ihnen. Offenbar hatte die Horde entschieden, dass er nun doch den Aufstieg wagen sollte. Er blieb kurz stehen und schaute zu den reglosen Gestalten von Steinchen und Made hinauf. »Sieht so aus, als würde ich trotzdem noch zwei retten müssen. Da beeile ich mich lieber.«
    Er kletterte einen älteren Pfad hinauf, eine Sackgasse, an die Windy gar nicht mehr gedacht hatte, die ihn bis dicht zu den beiden Kindern führte. Windy beobachtete seinen Aufstieg und wünschte, sie hätte selbst daran gedacht, diesen Weg zu nehmen, als Wolke auf einmal aufstöhnte. Windy drehte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um Made rutschen zu sehen. Sie schrie, aber er presste sich flach gegen den Fels und fand etwa zehn Fuß weiter unten wieder Halt. »Was ist passiert?«
    Wolke schlug sich die Hand auf den Mund. »Sie hat ihn geschlagen.«
    »Natürlich hat sie das«, rief Windys Mutter. »Der dumme Junge hat ihr dieses grässliche Fell übers Gesicht geworfen!«
    Windy bemerkte, dass ihre Mutter »Junge« gesagt hatte, schwieg aber. »Komm runter!«, schrie sie ihrem Sohn zu. »Komm sofort runter!«
    Er beachtete sie nicht und schob sich langsam wieder den Felsen hinauf. Stumpf hatte auf seinem Pfad die richtige Höhe erreicht, musste aber noch

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