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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Angst vor Großzähnen. Das ließ immerhin ein wenig Klugheit erkennen.
    Nebelhaar hob das Horn an ihren Mund und blies eine Reihe kurzer, klarer Töne. Kurz darauf kam das Trommeln und Scheppern näher.
    Sie füllten ihre Wasserblasen und sprachen leise miteinander, bis sie von einem lauten Krachen weiter oben am Hang unterbrochen wurden. Ein Weißschwanz brach zwischen den Bäumen hervor und erstarrte, den Kopf zum Lärm der Holzscheit- und Pilzmänner gewandt. Dann kamen noch drei Rehe aus dem Wald und blieben stehen.
    Der Junge schlug sich auf die Brust. Der bärtige Mann, das Oberhaupt, gab einem der Speerträger einen Wink, worauf dieser dem Jungen den Speer reichte. Der Junge machte einen Sprung und schleuderte seinen Speer durch die Luft.
    Made staunte. Er hatte Speere bislang lediglich als einen verlängerten Arm mit einer Kralle am Ende verwendet.
    Der Speer bohrte sich in die Flanke des Rehs, das ihnen am nächsten stand, und es brach blökend vor Schmerz zusammen. Die drei anderen stürmten davon. Panisch rappelte sich das Tier wieder auf und lief im Kreis, die Hinterbeine hinter sich her schleifend, während der Speer in seinem Leib wild wackelte. Einer der Speerträger rannte herbei und tötete das Tier mit einem Stoß in den Hals.
    Made war, als stünde er in einer finsteren Höhle, die sich plötzlich zu einer riesigen, neuen Grotte hin öffnete - Speere konnte man werfen!
    Vielleicht waren die Menschen doch nicht so dumm.
    Die Speerträger schlitzten das Tier auf und nahmen es aus. Währenddessen blies Nebelhaar wieder in ihr Horn. Das Trommeln und Scheppern und Schlagen hörte auf, und alle Männer kamen herbei.
    Zwei von ihnen banden das Tier an einen langen Stock. Vielleicht brachten sie das Fleisch zu ihren Frauen. Made hatte sich bereits entschieden, ihnen zu folgen, um dies herauszufinden, als er plötzlich ein Mammut sah.
    Der zottige, rote Riese trottete auf die Wiese. Die Sonne spiegelte sich in den Metallknöpfen an den Enden seiner Stoßzähne. Hinter den schlackernden Ohren saß ein kleiner Mann, und - seltsamer noch - auf seinem Rücken thronte ein Zelt, eine Höhle aus Stöcken und Fellen mit blaugelben Streifen. Zwei Menschen saßen darin.
    Der Junge zeigte den Mammutreitern das Reh. Einer von ihnen rief etwas - die hohe Stimme klang wie die einer Frau - ehe sie sich auf den Weg ins tiefere Tal machten. Ein paar Männer trugen das Reh, die anderen folgten. Made schlich hinter ihnen her wie der langgezogene Schatten einer tiefstehenden Sonne.
    Ihr Weg folgte einem Bachlauf, bis dieser in einen Fluss mündete, der wild über ein steiniges Bett schäumte. Die Männer näherten sich einem Dorf aus Zelten am Flussufer, einer Ansammlung von Höhlen, aus Fellen gefertigt, wie die auf dem Rücken des Elefanten. Dort brannten mehrere Feuer und mahnten Made zur Vorsicht. Diesen Zauber konnte er nicht verstehen. Das eine Mal, als er nach einem Feuer greifen wollte, hatte er sich die Hand verbrannt.
    Made versteckte sich in einem Wäldchen auf einer flachen Anhöhe am Ufer, flussabwärts des Lagers, in dem unglaublich viele Menschen geschäftig umhereilten wie Bienen in einem Stock. Es war unmöglich, sie zu zählen. Obwohl er sie eine ganze Weile beobachtete, entdeckte er keine weiteren Frauen. Er verlor die Hoffnung, dass es außer Nebelhaar überhaupt noch welche gab.
    Erschöpft ging Made zum Fluss und trank. Dann kroch er unter einen umgestürzten Baum und deckte sich für ein kurzes Nickerchen mit Blättern zu. Erfrischt wachte er wieder auf. Der Mond zeigte nur seine halbe Größe und schien fast vom Himmel zu fallen. Made war schon seit vielen Jahren häufig tagsüber unterwegs, auch wenn seine Mutter deswegen viele Ängste ausgestanden hatte. Trotzdem fühlte er sich nur bei Nacht richtig wohl. Als er nun zum Lager schlich, ließ er den Speer in seinem Versteck zurück. Er wollte beide Hände frei haben, falls er etwas fand, das er mitnehmen konnte. Das Messer hing wie immer um seinen Hals.
    Langsam näherte er sich den dunklen Zeltreihen. Der Geruch von Feuer und verbranntem Fleisch erfüllte ihn mit Furcht. Er fragte sich, wie er die Frauen finden sollte, wenn es welche gab. Ein großes Tier hustete am Rand der Zelte, und Made duckte sich.
    Drei schlanke Katzen mit langen Beinen und gepunktetem Fell trotteten durch die Dunkelheit. Made hatte noch nie solche Katzen gesehen. Ihre grünen Augen funkelten. Die eine lief zwischen den Zeltreihen umher, bis sie stehenblieb und mit der Pfote

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