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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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erreichte, sah er am Ende des Hanges etwas aufblitzen und duckte sich instinktiv hinter einem Dickicht. Dornen zerkratzten ihm die Haut, als er durch die Zweige spähte.
    Vor ihm erstreckte sich eine zweite Reihe Menschen in schlichten, braunen Kleidern, schweigend, mit erhobenen Speeren. Sie standen dicht an dicht in einem Bogen, schräg zu den lauten Holz- und Pilzmännern.
    Made schlich hinter ihnen entlang und zählte sie. Es waren mehr Menschen als Trolle in der größten Trollgruppe! Und alles Männer. Er nahm einen Kiefernzapfen und schleuderte ihn auf den letzten Mann der Reihe. Sein Kopf schnellte herum, und er gab seinem Nachbarn einen Stoß. Made grinste und zog sich zurück.
    Wieder knurrte sein Magen. Er floh vor den zwei Männerreihen, die sich langsam aufeinander zu bewegten wie ein riesiger Löwenkiefer, und machte sich auf die Suche nach Wasser und vielleicht sogar etwas zu essen, ehe er weiter nach einer Gefährtin Ausschau hielt.
    Er lief durch den Wald, bis das Trommeln nur noch schwach in der Ferne zu hören war. Als er ein Wasserrinnsal entdeckte, folgte er ihm den Berg hinab, bis es in einen steinigen Bachlauf strömte, der kurz darauf über einen Steilhang in die Tiefe abfiel. Made blieb auf einem Felsvorsprung stehen und beobachtete den flachen, kurvigen Weg des Bachs bis zu einem Teich in der Wiese. Ein dunkelblauer Punkt am Himmel entlang, gefolgt von einem weiteren, auf dem Weg zu einem fernen Nest. Vielleicht würde er dort frische Eier finden.
    Am Waldrand neben dem Bach entdeckte er einen Kothaufen, Größe und Form nach zu schließen von einem Großzahn. Er war staubig weiß, also mindestens mehrere Tage alt. Made bückte sich und schnupperte. Der Kot roch alt. Dennoch, sollte sich ein Großzahn in der Gegend herumtreiben, musste er sein Schlaflager mit großer Sorgfalt wählen. Andererseits könnte er dann vielleicht auf frisches Aas stoßen.
    An dem kühlen, klaren Teich hockte er sich zu Boden. In seiner Vorstellung hatte Made sich stets als Abbild seiner Mutter gesehen, als einen Troll. Das Gesicht mit der zweigförmigen Nase, dem nussrunden Mund und den strubbeligen Haaren, das ihm aus dem Wasser entgegenblickte, überraschte ihn immer noch. Er strich sich das Haar über die hässliche, hohe Stirn, ehe eine Frau sie sehen konnte.
    Wenn er mehr Zeit unter Menschen verbrachte, fing er vielleicht an, sich wie sie zu sehen, und dann würde er in seinem Spiegelbild vermutlich einen Troll finden.
    Ehe er in sein Abbild eintauchen konnte, um das Wasser zu trinken, hörte er Stimmen. Menschen! Er nahm den Speer und verbarg sich im Dickicht. Drei Gestalten betraten die Wiese.
    Ihm stockte der Atem, seine Knie wurden weich.
    Einer der Menschen war eine Frau!
    Er richtete sich auf, holte tief Luft und beugte sich unsicher vor.
    Sie hatte schlaffe Brüste und ein rundes Gesicht mit weicher Haut wie eine Frau. Aber ihre Hüften waren schmal wie die eines Mannes. Wie die Männer trug sie glänzende Ringe um den Hals und ähnliche Bänder an den Armen. Ihre Haut war schwarz wie polierter Fels und ihr Haar nebelgrau wie die Stoppeln eines alten Trolls.
    Made blies die Backen auf und stieß die Luft wieder aus. Er hatte gehofft, Frauen wären - nun ja, er wusste es nicht. Etwas hübscher.
    Die beiden anderen waren Männer. Die Haut des Jüngeren hatte einen weichen Braunton, und seine Haare waren schwarz und dick wie Mades. Er war groß und schlank und hatte noch weniger Haare an seinem Kinn als Made. Der dritte Mann trug einen Bart und hatte wie Made ein bleiches Gesicht. Seine braunen Haare waren straff nach hinten gekämmt und wie Weinranken ineinander verschlungen. Obwohl er etwas kleiner war als Nebelhaar und der Junge, wirkte er aufgrund seiner breiten Schultern kräftiger als sie. Männer mit Speeren folgten ihnen.
    Der bärtige Mann durchsuchte die Wiese und ging den Teich entlang zum Bach. Als er den Großzahnkot entdeckte, winkte er die anderen herbei. Er musste ihr Oberhaupt sein, entschied Made für sich. Selbst Ambrosius, der kein besonders gutes Oberhaupt war, schaute sich alles genau an und machte die anderen Mitglieder der Gruppe auf Dinge aufmerksam.
    Der Geruch oder der Anblick des Kots versetzte sie in große Aufregung. Sie unterhielten sich eifrig, gestikulierten und deuteten in die Richtung des Lärms, den die Holzscheittrommler und Pilzschepperer machten. Die Männer mit den Speeren vollführten stoßende Bewegungen in Richtung des Kothaufens. Also hatten selbst Menschen

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