Der verlorene Troll
Fingerspitzen auf den Boden. »Es sind die Eindringlinge, die uns schaden. Unser Dorf wurde vom Schlimmsten verschont, aber die Flut hat das zahme Vieh der Eindringlinge davongespült, ganze Herden davon. Nun kommen sie, zertrampeln unsere Felder und jagen das Wild und den Bison, die wir sonst essen würden. Sie sagen uns, dass wir mehr Getreideabgaben leisten müssen. Der Löwe wird uns noch alle verschlingen.«
Made runzelte die Stirn. Ein Löwe konnte sicher mehrere Handvoll Menschen fressen, aber kein Löwe, den er je gesehen hatte, wäre fähig, alle Menschen aus dem Dorf zu verschlingen.
Sinnglas nickte. »Das haben ihre Gesandten auch zu uns gesagt, obwohl unsere Saat spät gepflanzt wurde und weniger Ertrag bringt als gedacht. Sie wollen ihre Herden zum Weiden in unsere Berge bringen und kamen deshalb, um den Löwen und die Wölfe zu töten, die hier oben leben. Aber die Flut hat ihre Herden ertränkt, also werden sie nicht kommen. Damaqua sagt, das sei ein Zeichen, dass wir ihnen weiterhin gefällig sein sollen. Aber ich sage, sie werden nächstes Jahr kommen, wenn sie wieder stärker sind und wir schwächer. Es ist besser, wenn wir jetzt zuschlagen, solange unsere Faust noch Kraft hat.«
Menato schürzte die Lippen. »Squandral ist der gleichen Ansicht. Er respektiert und fürchtet den Löwen. Aber wir sind zu schwach, alleine zu handeln, deshalb wird Squandral nicht ohne Damaqua in den Krieg ziehen.«
»Ohne Damaqua oder ohne unser Dorf? Damaqua wird für den Frieden sein, aber wir sind uneins. Es werden nicht alle für ihn stimmen.«
»Aber für dich auch nicht.«
Sinnglas schüttelte den Kopf. »Nein.«
Made schüttelte ebenfalls den Kopf, zur Übung, damit er nicht länger die Zunge herausstreckte, wenn er Nein meinte. Pisqueto schaute Made an, streckte die Zunge heraus und riss die Augen auf. Ein Grinsen huschte über Keekyus Gesicht, und Made lachte laut.
Eine Zeitlang saßen alle schweigend da. Die Sonne schien warm auf Mades Rücken, seine Haut sehnte sich nach Schatten.
»Wir müssen etwas tun«, sagte Menato schließlich. »Wenn wir die Eindringlinge nicht aufhalten, müssen wir nach Süden über die Berge fliehen und dort, wo unsere Feinde leben, um Land kämpfen.«
»Einige sind bereits gegangen«, sagte Sinnglas. »Sie zogen im vergangenen Winter über die Berge, kamen aber nie an.«
»Wir müssen etwas tun, egal was. Das ist Squandrals Meinung.«
Sinnglas’ Mund wurde schmal. »Ich werde ein Überfall-Kommando zusammenstellen, so wie die Trupps, mit denen wir das Land unserer Feinde jenseits der Berge heimsuchen. Nur werde ich meine Männer diesmal hinunter in die Täler führen, die uns die Eindringlinge gestohlen haben. Damaqua wird das nicht verhindern können.«
»Das ist gut.«
»Während sich die Alten heute Abend in der Ratshütte treffen, werde ich zum Tanz rufen. Aber es wird allein meine Unternehmung sein, nicht der Wille unserer Dorfes.«
»Es ist ein Anfang«, sagte Menato. »Ich werde Squandral davon berichten.« Er erhob sich.
Während er zwischen den Bäumen verschwand, gesellten sich Made und die beiden anderen zu Sinnglas.
»Das lief gut«, sagte Pisqueto und strahlte wie ein Halbmond. »Der berühmte Squandral wird an unserer Seite stehen, wenn wir kämpfen! Wie könnten wir da verlieren?«
»Ich habe nicht gehört, dass Menato uns das versprochen hätte«, sagte Keekyu.
»Ich auch nicht«, gab Sinnglas zu. »Wahrscheinlich werden wir diesen Überfall alleine machen.« Dann lächelte er ebenfalls, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der zwischen der grimmigen Miene Keekyus und der jungenhaften Freude Pisquetos lag. »Vielleicht werden wir nur zu dritt sein.« Er schaute zu Made. »Oder sogar zu viert.«
»Vier«, sagte Made entschieden. »Was ist, wir gehen tun?«
»Wir jagen und töten den Löwen aus dem Tal«, sagte Keekyu. »Sofern wir es können und wenn der Löwe nicht uns zuerst tötet.«
Pisquetos Lächeln schwand, und er hüpfte nicht länger aufgeregt hin und her.
»Was er sagt, ist richtig«, sagte Sinnglas. »Aber ohne den Löwen zu ihrem Schutz werden die Eindringlinge Angst haben.«
»Vier von uns nicht brauchen, um Löwen töten«, sagte Made und schwang die Arme, um zu zeigen, wie er ganz allein einen erwürgt und erstochen hatte. »Ich töten Löwe, einmal, nur ich. Von aus dem Baum ich gefallt, ich steche Löwen in Herz. Bringt mich zu Tal, wo Löwe ist und ich ihn töten.«
Die drei Männer schwiegen einen Moment lang. »Du
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