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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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in weicher Erde grub, mit den Zehen in der Erde wühlte, mit den Händen Erde aufschaufelte, die Erde mit den Füßen durchpflügte oder neue Gänge unter der Erde öffnete. Auch die Möglichkeiten, essbare Dinge und die Suche nach Nahrung zu benennen, schienen Made höchst armselig. Dafür gab es Worte wie Krieg, die etwas beschrieben, das nicht greifbar war und das er sich nicht vorstellen konnte. Wenn er Sinnglas bat, ihm die Bedeutung von Krieg zu schildern, fing sein Freund mit endlosen Geschichten an, über die Eindringlinge, ihre Schandtaten und Ungerechtigkeiten.
    Diese Schandtaten waren es, die Sinnglas umtrieben, soviel begriff Made. Sinnglas war den Löwenjägern gefolgt, um sie auszuspähen, als die Flut kam und ihn von seinen Brüdern trennte. Damals war er unterwegs gewesen, um diesen Krieg vorzubereiten. Wenn Made ihn nicht gerettet hätte, würde es vielleicht gar keinen Krieg geben. Der Krieg schien Sinnglas sehr am Herzen zu liegen, und Made war froh, dass er ihm das Leben gerettet hatte.
    Squandral, der Neuankömmling, sprach noch einmal einige Worte; Damaqua wiederholte seine Sätze über das Festmahl und dass es galt, sorgfältig zu überlegen, ehe abgestimmt würde, dann erhoben sich die Männer und verließen die Hütte.
    Made folgte Sinnglas hinaus. Das Gewicht seiner vielen Werkzeuge und Waffen, die beim Gehen gegen seine Beine schlugen, fühlte sich immer noch fremd an. Ebenso seine saubere Haut und die gewaschenen Haare. Er hatte die anderen Männer nachgeahmt und sich dabei fast die Haut wund geschrubbt.
    Sinnglas und seine zwei Brüder trugen Bögen und Köcher bei sich. Made verließ gemeinsam mit ihnen das Dorf, das von einer höheren und festeren Palisade umgeben war als das Lager am Fluss. Sie durchquerten Felder und Wiesen und gingen zum Wald. Lange Zeit sagte keiner von ihnen etwas, bis sie das Dorf und alle anderen weit genug hinter sich gelassen hatten.
    Made konnte seine Zunge als Erster nicht länger beherrschen. »Der Mann, er Nase wie Habicht… «
    »Squandral«, sagte Sinnglas. »Ein großer Mann. Das Oberhaupt seines Volkes, ein Freund meines Vaters, als dieser noch unser Oberhaupt war.«
    »Squandral«, wiederholte Made. »Er will, was wir tun?«
    Sinnglas überlegte. Sein Gesicht trug den gleichen Ausdruck wie Damaquas, als dieser die Pfeife ge raucht hatte. Die beiden Brüder sahen sich sehr ähnlich.
    Die vier Männer folgten einem Pfad durch die Wälder und über einen Bergkamm hinweg. An einer Lichtung auf dem Weg zum Tal wartete eine weitere Person auf sie - einer der beiden Trollvögel, die sich noch vor kurzem an Squandrals Rücken geklammert hatten.
    »Um das herauszufinden«, sagte Sinnglas, »sind wir hergekommen.«
    Ohne Squandral mit seinen markanten Gesichtszügen neben sich, wirkte der Mann weniger schwächlich. Er war schlank und hatte einen langgezogenen, axtförmigen Schädel. Nachdem Sinnglas und er sich mit einem Nicken begrüßt hatten, hockten sie sich nach Trollart auf den Boden, die Arme auf die Knie gestützt. Made kauerte neben ihnen, während Keekyu und Pisqueto ein Stück entfernt warteten.
    »Sei gegrüßt, Menato«, sagte Sinnglas.
    »Grüße auch an dich, Sinnglas.« Menato deutete mit dem Kinn in Mades Richtung. »Das ist also dein fremder Zauberer. Ist es wahr, dass Gelapa ihn mit einem Fluch belegt hat?«
    Wegen der Steine um seinem Hals und der Dinge, die Sinnglas von ihm erzählt hatte, hielten die Menschen im Dorf Made für einen Zauberer. Die Männer begegneten ihm deshalb mit Zurückhaltung, die Frauen hatten Angst vor ihm und mieden ihn, obwohl er ihnen immer wieder versicherte, er sei kein Zauberer. Der einzige andere Zauberer im Dorf war Gelapa, ein alter Mann, der mit seinen Schildkrötenschalen vor Made rasselte, wenn dieser ihm zu nahe kam. Auch ihn fürchteten die Menschen. Wieder etwas, das Made nicht verstand.
    Sinnglas zuckte mit den Achseln. »Gelapa ist schwach. Er trinkt zu viel Medizinwasser. Seine Tränke könnten nicht einmal einen Ochsenfrosch von seinem Krächzen heilen, und seine Flüche würden einen Hasen nicht zum Springen bewegen.«
    »Hm.« Menato zeigte erneut mit dem Kinn auf Made.
    »Er heißt Mahdeh.« Sinnglas gelang es nicht, die tiefen Kehllaute von Mades Namen richtig auszusprechen. »Er stammt von jenseits der Berge.«
    Menato lächelte. »Squandral nennt ihn Geier, wegen der Art und Weise, wie er über der Ratsversammlung thronte. Er hat einen verdammt hungrigen Blick.«
    »Hm«, sagte Sinnglas.

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