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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ihnen folgte ein Trupp junger Archäologen, die lauter waren als der ganze Speisesaal zusammen. Mit einer Freundlichkeit, die Respekt und Ehrfurcht erkennen ließ, trat Don Gastón auf sie zu und führte sie zu einem großen Tisch im hinteren Teil des Raumes, der für sie vorbereitet zu sein schien.
    Mir stockte das Blut in den Adern. Wenn sie uns sah, waren wir verloren. Meine Freunde hatten ihre Ankunft ebenfalls bemerkt. Wie erstarrt schauten wir der Doctora hinterher. Glücklicherweise hatte sie uns nicht entdeckt, da die Unterhaltung mit Don Gastón und dem Kahlkopf sie völlig in Beschlag nahm. Die Gruppe setzte sich um den langen Tisch, alle redeten und lachten. Sie wirkten zufrieden.
    Proxi flüsterte uns etwas zu, das wir nicht verstehen konnten. »Was sagst du?«
    »Daß wir nicht hierbleiben können«, schrie sie.
    »Aber gehen können wir auch nicht. Wenn wir aufstehen, hat sie uns.«
    »Und was machen wir jetzt?« stammelte Jabba.
    Es war schon zu spät. Aus dem Augenwinkel konnte ich beobachten, wie Marta Torrent gedankenverloren den Blick durch den Gastraum schweifen ließ und er plötzlich an unserem Tisch und dann an mir hängen blieb. Sie musterte mich aufmerksam, und ihr heiterer Gesichtsausdruck wich einem ernsten, höchst konzentrierten.
    »Sie hat mich entdeckt.«
    »So ein Mist!« Jabba schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Es hatte keinen Zweck, weiter Verstecken zu spielen. Ich mußte mich diesem Blick stellen und ihr meinerseits zu verstehen geben, daß ich sie erkannt hatte. Also wandte ich ihr mein Gesicht zu, musterte sie genauso ernst wie sie mich und tat so, als ließe mich der stumme Schlagabtausch kalt. Keiner von uns beiden machte auch nur die Andeutung einer Begrüßung, und keiner wandte den Blick ab. Ich kannte ihr Spiel bereits, so daß es mich nicht unvorbereitet traf. Ich jedenfalls würde nicht derjenige sein, der nachgab oder sich einschüchtern ließ. Und so verharrten wir einige Sekunden, die mir vorkamen wie eine Ewigkeit.
    Als die Situation allmählich unerträglich wurde, beugte der Kahlkopf sich zur Doctora und sagte etwas zu ihr. Ohne den Blick von mir zu wenden, antwortete sie ihm, erhob sich, schob den Stuhl zurück und ging um den Tisch herum auf mich zu. Wie ein Spiegelbild ahmte ich sie nach, stand von meinem Stuhl auf, ließ die Serviette zusammengeknüllt neben meinem Teller liegen und ging ebenfalls los. Aber nur ein paar Schritte, nicht so weit, daß wir uns auf halbem Weg getroffen hätten. Sie sollte in mein Territorium kommen müssen und nicht umgekehrt. Also blieb ich stehen, Jabba und Proxi den Rücken zugewandt. Ich bin sicher, daß sie meine Absicht durchschaute.
    Meine Freunde hatten sie also bei den Ausgrabungsarbeiten des Puma Punku ganz richtig erkannt. Ich war es, der sich geirrt hatte, geblendet von einer allzustarren Vorstellung, wie diese Frau auszusehen hätte und angezogen sein müßte. Leider wirkte sie mit ihrem neuen Äußeren viel jünger und natürlicher, viel menschlicher. Und das irritierte mich mächtig. Doch zum Glück richtete sie weiter diesen eisigen Blick auf mich. Er gab mir das Gefühl, einen Feind vor mir zu haben, und das half mir, gelassen zu bleiben. Ihr weißes Haar war zerzaust und wies noch den kreisrunden Abdruck des Hutes auf, und ihre Arbeitskleidung machte sie gute zehn Jahre jünger. Diese überraschende Verwandlung ließ mich nicht unberührt, zumal sie jetzt unmittelbar vor mir stehenblieb. Wir müssen ein eigenartiges Bild abgegeben haben, denn ihr Kopf reichte mir nur bis zum Hals. Dabei schien sie eigentlich nicht kleiner zu sein als ich. So intensiv war ihre Ausstrahlung.
    »Ich wußte, daß ich Sie sehr bald hier treffen würde, Señor Queralt«, stimmte sie mit ihrer schönen, tiefen Stimme den Begrüßungsdialog an.
    »Auch ich war sicher, Ihnen hier in Tiahuanaco zu begegnen, Doctora Torrent.«
    Wir schwiegen kurz und blickten uns herausfordernd an.
    »Warum sind Sie hier?« wollte sie wissen, obwohl sie diesbezüglich keinerlei Zweifel zu hegen schien. »Weshalb sind Sie hergekommen?«
    »Ich weiß, daß Ihnen das egal ist«, erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, »aber mein Bruder ist für mich der wichtigste Mensch auf der Welt, und ich bin zu allem bereit, um ihm zu helfen.«
    Sie sah mich sonderbar an, und zu meiner Überraschung erschien ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. »Tja, dann hat Daniel mir entweder noch mehr gestohlen als die Unterlagen, die Sie in mein Büro

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