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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Stufen hinunterlief. Ich überlegte nicht lange und rannte ebenfalls los. Hoffentlich war Proxi nichts passiert, hoffentlich hing die ganze Aufregung damit zusammen, daß wir einen der Eingänge gefunden hatten.
    Als ich die beiden erreichte, kniete Proxi mit einem Bein auf der Erde und wischte mit der Hand etwas ab, das mich an eine dieser kleinen steinernen Gedenktafeln erinnerte, in die irgendein geschwollener Text eingraviert ist. Jabba kniete ebenfalls auf dem Boden, und ich tat es ihm nach, vom Laufen noch ganz außer Atem. In der Mitte der Tafel war unser Kriegerhelm oder Raumschiff abgebildet, genau wie auf der dreistufigen Pyramide zu Thunupas Füßen. Hätten wir nicht gewußt, daß all dies einem vor fünf- oder sechshundert Jahren ersonnenen Plan gehorchte, wir hätten die Tafel für einen der vielen steinernen Überreste gehalten, die hier überall herumlagen. Doch obwohl sie kaum aus dem Boden ragte und in roter Erde unter Gestrüpp und wildwucherndem Gesträuch verborgen war, war sie nichts Geringeres als das Schloß, das es uns erlauben (oder uns daran hindern) würde, in die Kammer der Yatiri hinabzusteigen.
    »So, und was nun?« fragte ich und half, den Stein mit der Hand zu säubern.
    »Sollen wir versuchen, ihn hochzuheben?« schlug Jabba vor.
    »Und wenn uns jemand beobachtet?«
    »Proxi, halt die Augen auf.«
    »Warum ich?« protestierte sie beleidigt.
    »Weil das Hochheben von Steinen nun einmal Männerarbeit ist«, erklärte Jabba ihr in väterlichem Ton.
    Sie stand langsam wieder auf und klopfte sich die Hände an der Hose ab. »Ihr seid wirklich Idioten.«
    Jabba und ich begannen, jeder auf einer Seite an der Steinplatte zu ziehen, aber der schwere Brocken rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
    »Idioten ...?« schnaufte ich, während ich noch einmal mit neuem Schwung an der Platte zog. »Warum Idioten?«
    Auch der zweite Versuch führte zu nichts. Also begannen wir, den Stein zu zweit in eine Richtung zu drücken, um zu sehen, ob wir ihn so von der Stelle bewegen konnten. Vielleicht saß er ja nicht allzutief im Boden.
    »Weil man zwar ein Paßwort unter Einsatz roher Gewalt knacken kann, wie das von Daniels Computer. Ein Code aber läßt sich nur mit Grips entschlüsseln. Und ich brauche euch ja wohl nicht daran zu erinnern, daß die Yatiri mit Codes gearbeitet haben, ihr Schlauberger. Ein Code ist eine Sprache. Und eine Fremdsprache lernt man nicht, indem man sich auf gut Glück Millionen von Wörtern einprägt in der Hoffnung, daß einige davon der Sprache angehören, die man lernen will. Aber genau das tut ihr im Grunde gerade.«
    Ich richtete mich auf, die Hände ins schmerzende Kreuz gedrückt, und starrte sie an. »Und was will uns das sagen?«
    »Daß ihr aufhören sollt, euch wie Trottel zu benehmen. Schaltet doch mal euren Verstand ein.«
    Nun ja, das klang irgendwie sinnvoll. Da diese ganze Geschichte eher ein Quiz war, kam man wohl wirklich mit Gewalt nicht weiter. »Und wie kriegen wir’s dann auf?« fragte ich. Jabba hatte sich im Schneidersitz auf die Erde gesetzt wie ein dickbäuchiger Buddha.
    »Ich weiß nicht.« Proxi runzelte die Stirn und fotografierte die Platte mehrmals von verschiedenen Seiten. »Aber es steht ja alles auf dem Sonnentor. Also sollten wir uns das noch einmal näher anschauen. Vielleicht haben wir was übersehen bei der Fülle der Details.«
    »Das Problem ist, daß es fast >Uhr vierzehn< ist«, sagte ich mit einem Blick auf Kapitän Haddock.
    Wir schwiegen nachdenklich.
    »Und ich habe einen Wahnsinnshunger«, verkündete Jabba, als sei das etwas Neues.
    »Gehen wir«, beschloß Proxi. »Wir sagen Yonson Ricardo, er soll uns zu einem Restaurant in der Nähe bringen. Da essen wir erst mal, und nachmittags kommen wir wieder her.«
    Ich bückte mich und warf die Erde, die wir von der Steintafel entfernt hatten, wieder drauf, um sie zu verdecken. Marc schob und klopfte mit der Hand die Sträucher zurecht. Dann machten wir uns auf den Weg zum Ausgang.
    »Alles, was wir in Barcelona herausgefunden haben, stimmt wirklich!« Ein zufriedener Unterton war aus Proxis Stimme herauszuhören.
    Und sie hatte recht. Das war ein echt gutes Gefühl.
    Am Ausgang lehnte Yonson Ricardo mit breitem Lächeln auf dem Gesicht an einer der Türen seines Radiotaxis und wartete. Auch er hatte allen Grund, zufrieden zu sein, denn an diesem Tag würde er einen Haufen Geld verdienen, ohne viel dafür zu tun. Wir baten ihn, uns zu einem nahe gelegenen Restaurant zu

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