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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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feine Schraffierung hier ist ebenfalls geschütztes Gebiet. Teile des Parks, die sich nicht im geographischen Niemandsland befinden.«
    »Dort ist nur Urwald eingezeichnet«, hielt Marc ihm entgegen.
    »Was sonst sollte in einem Naturpark am Amazonas eingezeichnet sein?« Marta zeigte auf Tiahuanaco: »Das heißt also, daß die Yatiri Taipikala um 1575 verlassen haben, also genau zu der Zeit, als Sarmiento de Gamboa unerklärlicherweise Kenntnis von ihrer Fluchtroute erhielt. Davor lebten sie überall zerstreut in den Dörfern des Altiplano. Sie mischten sich unter die Bauern oder starben zuhauf an den von den Spaniern aus Europa eingeschleppten Krankheiten.« Der Finger der Doctora zeichnete behutsam die Bleistiftlinie auf der Militärkarte nach.
    »Sie brachen in Richtung La Paz auf, das sie aber nie erreichten, nahmen den Weg über die hohen, schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real, zu deren Überwindung sie das Flußtal des Río Beni nutzten. Vielleicht besaßen sie Boote, vielleicht auch nicht, schwer zu sagen, obwohl die eingezeichnete Route eindeutig den Wasserläufen folgt.«
    »Aber die Konquistadoren hätten eine Gruppe von Booten voller Indios doch sofort entdeckt«, gab Proxi zu bedenken.
    »Ohne Zweifel«, stimmte die Doctora zu, und sowohl Efraín als auch Gertrude nickten. »Daher kann man sich auch nur schwer vorstellen, wie es ihnen gelungen sein sollte. Wenn es sich überhaupt so abgespielt hat. Denken wir außerdem an die Aussage von Sarmiento de Gamboa: >Zwei Monate über Lande. Vielleicht marschierten sie ja zu Fuß, gaben sich als Handelskarawane aus, um die gepäckbeladenen Lamas zu erklären. Oder sie waren in kleinen Gruppen unterwegs, in Familienverbänden, obwohl das weitaus gefährlicher gewesen wäre, vor allem mitten im Urwald. Sehen Sie mal, wie die Route hier vom Río Beni abweicht und mitten in den Dschungel hineinführt, in unerforschtes Gebiet.«
    »Das gehört doch zum Madidi-Nationalpark«, stellte ich fest. »Hat man dort Zutritt?«
    »Nein«, sagte Gertrude. »Alle Parks unterliegen einem strikten Reglement. Um hineinzugelangen, braucht man Sondergenehmigungen, die nur zu Studien- oder Forschungszwecken ausgestellt werden. Jetzt halten die zuständigen Stellen oft die Hand auf, weil Ökotouristen und Abenteuerreisende in diesen Schutzgebieten allmählich zu wichtigen Einnahmequellen werden. Das gilt auch für die lokalen Indianergemeinden. Allerdings müssen sich die Besucher, die eine Genehmigung bekommen, an verbindliche Routen halten. Diese führen nicht allzuweit in den Dschungel hinein und bergen daher keine großen Gefahren.«
    »Welche Art von Gefahren?« fragte Marc gequält.
    »Kaimane, Giftschlangen, Jaguare, Insekten ...«, zählte Gertrude ungerührt auf. »Apropos! Sie werden sich impfen lassen müssen«, sagte sie und sah uns alle drei an. »Sie sollten unverzüglich eine Apotheke aufsuchen, um sich dort die Spritzen zu besorgen. Und anschließend müssen Sie sich in die Internationale Poliklinik begeben, gar nicht weit von hier. Dort lassen Sie sich am besten gegen Gelbfieber und Tetanus impfen.«
    »Und wir müssen uns die Spritzen selbst kaufen?« fragte mein Freund verwundert.
    »Na ja, das Impfen ist gratis, aber die Spritzen muß man mitbringen.«
    »Ist es denn wirklich nötig, das jetzt gleich machen zu lassen?« fragte ich wenig begeistert.
    »Ja«, erwiderte Gertrude. »Je eher, desto besser. Wir sollten das nicht auf die lange Bank schieben, schließlich wollen wir so bald wie möglich aufbrechen. Ich begleite Sie, wenn Sie wollen. In dreißig Minuten sind wir wieder zurück.«
    Bevor wir mit unseren Sachen, angeführt von der Medizinerin, das Haus in Richtung Apotheke verließen, drehte ich mich noch einmal zu Efrain und Marta um: »Vielleicht denken Sie inzwischen darüber nach, wie zum Teufel wir rechtfertigen sollen, daß wir in den Madidi-Park wollen. Mit welchem Forschungsprojekt wir die Eintrittsgenehmigung erhalten.«
    »Sie werden es kaum glauben«, entgegnete der kahle Archäologe, »genau das hatten wir vor.«
    In der Internationalen Poliklinik ließen wir uns widerspruchslos piksen, obwohl mir der Ort nicht besonders geheuer war. Doch die hygienischen Verhältnisse waren annehmbar. Als ich zuversichtlich war, daß ich nicht an einer Infektion oder einem Abszeß sterben würde, hielt ich mutig den Arm hin. Allerdings hatte ich Angst vor Nebenwirkungen. Gegen Tetanus war ich geimpft worden, und ich konnte mich nicht erinnern, daß die

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