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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Urwaldregionen in größerem Maßstab abgebildet waren. Diese erwiesen sich als besonders problematisch. Erst als ich all die weißen Gebiete sah, verstand ich, was er uns am Vorabend erklärt hatte: Die Welt ist weder ganz erforscht noch vollständig kartographiert, und selbst die Satelliten können nicht alles vom Himmel aus erfassen, sosehr man es uns auch einzureden versucht.
    Wir vergrößerten die Zeichnungen von der Goldtafel sowie die Karte von Sarmiento de Gamboa unter Zuhilfenahme des Computers und der Drucker von Efraín und Gertrude - und aktualisierten dabei gleich ein wenig ihre WindowsDienstleistungsprogramme, um sie sicherer und effizienter zu machen. Nun würden die berühmten blauen Bildschirme mit ihren Hinweisen auf vermeintlich gravierende Störungen nicht mehr auftreten.
    Besagte Vergrößerungen ergaben, daß beide Karten an den entscheidenden Stellen übereinstimmten, und zwar perfekt. Zu unserer Überraschung stellten wir fest, daß genau dort, wo Sarmientos Karte aufhörte, auch die der Goldtafel endete. Allerdings war auf ihr ein längeres Stück Weg eingezeichnet, das abrupt in ein Dreieck mündete, dessen Form identisch war mit dem Stück Manchegokäse auf der Unterseite des Rings. Ich erzählte den anderen sofort von meiner Entdeckung vom Vortag und holte den steinernen Ring aus der Tasche hervor, um ihnen den Fund zu zeigen.
    »Ich verstehe nicht, welchen Zusammenhang es da geben könnte.« Marta untersuchte den Ring gründlich und legte ihn behutsam auf den Tisch. »Es muß eine Art Visitenkarte sein. Das Ende des Weges bedeutet, daß dort die Stelle ist, wo sich die Yatiri aufhalten.« Sie zeigte mit dem Finger auf das entsprechende Wegstück auf der Goldkarte. »Wir müssen nur noch diese Skizze auf die Militärkarten legen, um ihren Rückzugsort genau zu lokalisieren.«
    Das war leichter gesagt als getan. Die Landkarten der Militärs waren so groß wie Bettlaken, während unsere im Vergleich dazu eher an Servietten erinnerten. Folglich wirkten auch unsere Vergrößerungen entsprechend mickrig. Um nicht verrückt zu werden oder uns die Augen zu verderben, mußten wir extra einen stark vergrößerten Ausdruck von der Zeichnung auf der Goldkarte machen. Als wir ihn endlich vorliegen hatten, stellten wir eine Lampe auf das hintere Ende des großen Eßtischs, den eine Glasplatte bedeckte. Nun konnten wir die Route korrekt lesen und mit Bleistift auf die Militärkarte übertragen. Im Licht der Lampe sahen wir deutlich die schwarze Linie der Skizze, sobald wir an einen der größten weißen Flecken Boliviens, quasi in geographisches Niemandsland, gerieten. Der eingezeichnete Weg führte unerbittlich mitten in dieses Nichts hinein und endete in dem klar erkennbaren auslaufenden Dreieck - eine winzige Pyramide in einer gigantischen Einöde.
    »Was für eine Region ist das?« fragte ich entmutigt.
    »Also Arnau, mein Lieber!« tadelte mich Lola. »Siehst du denn nicht, daß dort in der Mitte klar und deutlich >Keine Daten< steht?«
    »Ja, natürlich.« Efrain setzte sich die Lesebrille auf und beugte sich über den Tisch. »Das ist im Nordosten Boliviens, zwischen den Provinzen Abel Iturralde und Franz Tamayo.«
    »Sind die Provinzen hier nach Personen benannt?« wunderte sich Marc.
    »Viele ja«, klärte Gertrude ihn lächelnd auf. »Während der Diktatur wurden einige zwangsweise umgetauft. Franz Tamayo war bis 1972 das berühmte Gebiet von Campolican.«
    »Ach, du lieber Gott, jetzt wird mir alles klar!« Der Archäologe richtete sich auf. »Unser Weg zu den Yatiri-Indianern führt uns direkt in den Madidi-Nationalpark, eines der wichtigsten Naturschutzgebiete ganz Südamerikas.«
    »Und warum ist dann da alles weiß?« Lola zeigte auf den riesigen weißen Fleck. »Wenn es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, müßte das Innere doch bekannt sein.«
    »Ich habe versucht, es Ihnen zu erklären, Lola«, seufzte der Archäologe. »Es ist ein Naturschutzgebiet von gigantischen Ausmaßen. Sehen Sie, was hier steht: neunzehntausend Quadratkilometer. Wissen Sie, wie groß das ist? Ungeheuerlich. Am grünen Tisch Grenzlinien zu ziehen ist eine Sache und den Fuß dorthin zu setzen eine ganz andere. Abgesehen davon gehört nicht die gesamte Terra incognita hier zum Naturpark. Bedenken Sie, daß ein bolivianischer Nationalpark zwangsläufig an den Landesgrenzen enden muß. Hier sieht man deutlich, daß die unerforschte Region sich bis weit nach Peru und Brasilien hineinzieht. Und, schauen Sie, diese

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