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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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vorkommt. Vielleicht wird da aber immer etwas in ihm sein, das nicht richtig tickt und ihm, wenn eine Sache außerhalb seiner Möglichkeiten liegt, einflüstert: >Los, du weiß doch, was zu tun ist.<«
    »Er wird Hilfe brauchen.«
    »Ja, ganz bestimmt. Er muß wieder lernen, daß es Regeln und Grenzen gibt. Daß wir nicht alles bekommen können, was wir uns wünschen. Daß es weder Abkürzungen noch Hochgeschwindigkeitsstrecken gibt, um ans Ziel zu kommen. Daß man sich eben ins Zeug legen muß, wenn man etwas erreichen will.«
    »Wir machen alle mal Fehler.«
    »Sicher. Deshalb will ich ja wissen, was in seinem Kopf vorgeht, bevor ich eine Entscheidung treffe. Und vielleicht solltest du dich auch einmal mit ihm hinsetzen und ihm genau erzählen, was du alles geleistet hast, um zu erreichen, was du erreicht hast.«
    Ich dachte darüber nach. Natürlich hatte ich vor, mit meinem Bruder zu reden, aber eigentlich wollte ich mit ihm hart ins Gericht gehen und nicht mein Leben erzählen. Doch vielleicht hatte Marta recht, und es wäre sinnvoller, zu tun, was sie vorschlug. Nur: Wie sollte ich das machen, mich mit meinem Bruder zusammensetzen und über diese Dinge reden? Ich war mir nicht sicher, ob ich das hinkriegen würde.
    »Laß uns das Thema wechseln ...« Sie drehte sich ebenfalls, bis sie mir ins Gesicht sehen konnte. »Meinst du nicht auch, es wäre besser, wir wären allein mit Daniel, wenn ich vor ihm den Satz wiederhole, den mir die Yatiri aufgetragen haben?«
    »Du erinnerst dich doch an ihn?«
    »Natürlich erinnere ich mich, bist du verrückt? Wie sollte ich etwas so Wichtiges vergessen? Wie ist das jetzt mit dem Alleinsein? Ich glaube, es wäre mir ausgesprochen unangenehm, vor deiner versammelten Familie als Stammeshexe aufzutreten.«
    »Keine Sorge«, sagte ich lachend. »Meine Oma hat das im Griff. Sie hat allen erzählt, ich sei an den Amazonas gefahren, um irgendwelche Zauberkräuter zu suchen. Außerdem weiß sie, daß sie einen Moment abpassen muß, wenn niemand bei Daniel in der Wohnung ist, damit du und ich hingehen können. Alles bereits eingefädelt.«
    »Wie alt ist deine Großmutter? Schon alt, oder?«
    »Wart’s ab, bis du sie kennenlernst!«
    Um zwei Uhr nachmittags landeten wir in Barcelona. Lolas Mutter erwartete uns am Flughafen. Weder Marta noch ich nahmen ihr Angebot an, uns nach Hause zu fahren. Marc ging es eindeutig dreckig, und er mußte dringend ins Bett. Also teilte ich mir mit Marta ein Taxi.
    »Du sagst uns doch gleich, wie Daniel auf den Satz der Yatiri anspricht?« raunte mir Lola beim Abschied zu.
    »Ich ruf euch an, sobald wir es hinter uns haben. Egal, wie es läuft.«
    »Vergiß nicht, was wir wegen Ker-Central vereinbart haben«, brachte Marc mit glasigen Augen und schwerer Zunge heraus.
    »Gleich morgen setze ich die Rechtsanwälte und Steuerberater drauf an. Schlaf du dich erst mal aus, du siehst furchtbar aus.«
    »Ich weiß, ich weiß . «, brummelte er und trottete folgsam, auf den Gepäckkarren gestützt, hinter Lolas Mutter her.
    »Ruf an, Root!« sagte Proxi noch einmal mit besorgter Miene und wandte sich dann an Marta: »Wenn alles vorbei ist, gehen wir vier zusammen essen, abgemacht?«
    »Abgemacht.« Marta lächelte. »Ist euch übrigens aufgefallen, daß ihr im Urwald eure Web-Namen nicht benutzt habt?«
    »An dir ist echt ’n Hacker verlorengegangen!« Proxi umarmte sie. Sie eilte schon hinter dem Wrack von Megawurm und ihrer Mutter her, da drehte sie noch einmal den Kopf: »Wenn du erst in Arnaus Wohnung gewesen bist, hast du dich bestimmt infiziert.«
    »Und im >100100< will ich auch sehen!«
    Proxi hob die Hand zum Abschied.
    »Okay«, sagte ich. »Zeit für ein Taxi.«
    Ich wurde vor Marta nach Hause gebracht, die in Bonanova wohnte, und winkte ihr nach, als das Taxi in den Passeig de Gracia Richtung Berge abbog.
    »Ruf an, wenn wir zu Daniel können«, hatte sie ernst und ruhig wie immer gesagt, als ich ausstieg.
    Während ich in den Aufzug trat, fragte ich mich, wann ich sie wohl anrufen würde, wann der günstigste Moment dafür gekommen wäre. Die Antwort lag auf der Hand: Sobald ich dem Familienempfang, der mich oben erwartete, ein Ende machen konnte. Ich würde sie am Abend zum Essen einladen ... Oder wäre das zu früh? Ja, und? Ich würde sie anrufen, ich wollte wissen, was sie von meinen Plänen hielt und wie ich sie ihrer Meinung nach in die Tat umsetzen konnte. Fürs erste würde ich

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