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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Droschke. Es war ein ganz neuer Geist in sie gefahren.
    Als sie in der Wohnung des einstigen Wachtmeisters ankamen, saß – Anton dort. Er lächelte ihnen entgegen, nickte verständnißvoll und sagte: »Fertig mit dem Geschäft?«
    »Mit welchem denn?«
    »Mit dem Geldgeschäft.«
    »Ah, was wissen Sie!«
    »Nur sachte, lieber Freund! Denken Sie, ich hätte nicht gewußt, weshalb man Sie nach der Residenz bestellte?«
    »Was? Sie hätten es gewußt?«
    »Sehr gut. Fragen Sie hier den Herrn Wachtmeister. Ich habe ihm gestern Abend erzählt, daß der Köhler Hendschel den Preis von fünfzehntausend Gulden ausgezahlt bekommen werde.«
    »Woher wußten Sie es denn?«
    »Vom Fürsten.«
    »Und mir sagten Sie vorhin nichts davon!«
    »Das war gar nicht nöthig. Mir scheint, daß Sie Ihren Käse sehr gut verkauft haben.«
    »Ausgezeichnet. Aber eins thut mir leid.«
    »Was denn?«
    »Daß ich Ihnen das Geld weggenommen habe.«
    »Mir? Mir gehörte es ja gar nicht.«
    »Sie haben aber den Hauptmann gefangen genommen, noch dazu mit Lebensgefahr!«
    »Aber Sie haben mir den Weg gezeigt.«
    »Wir hätten wenigstens theilen sollen.«
    »Lassen Sie das! Ich bin Ihnen nicht bös.«
    »Aber sind Sie denn so reich, daß Ihnen fünfzehntausend Gulden so schnuppe sind?«
    »Für mich ist gesorgt.«
    »Sind Sie avancirt?« fragte der Wachtmeister.
    »Noch nicht. Aber da ich den Hauptmann ergriffen habe, wird man wohl ein Einsehen haben. Uebrigens machte der Fürst mir heute eine Ueberraschung, die ich nicht für möglich gehalten hätte.«
    »Freudig?«
    »Sehr. Als er sich vor einiger Zeit hier niederließ, erbat er sich zu gewissen Zwecken zwei Geheimpolizisten, welche unter der Firma von Lakaien bei ihm wohnen sollten. Ich wurde mit Adolf zu ihm commandirt. Es ist uns gelungen, ihm nützlich zu werden, und so machte er uns heute die Eröffnung, daß er uns von jetzt an bis zu unserem Tode eine Pension von jährlich tausend Gulden bestimme. Ist das nicht nobel?«
    »Außerordentlich. Er ist überhaupt ein außerordentlicher Mann. Mir zahlt er ja auch die Pension, ohne daß ich ihm etwas genützt habe.«
    Anton lächelte.
    »Hm!« sagte er. »Vielleicht weiß ich, warum er sie Ihnen zahlt, bester Herr Wachtmeister.«
    »So? Nun, weshalb denn?«
    »Wegen des einzigen Fehlers, den Sie begangen haben.«
    »Das wäre mir unbegreiflich. Sie meinen doch die Flucht Brandt’s damals?«
    »Ja.«
    »Was geht ihm dieser Brandt an?«
    »Er kennt ihn.«
    »Was? So lebt Brandt noch?«
    »Ja.«
    »Und wo befindet er sich?«
    »Das ist Geheimniß. Aber er wird wiederkommen –«
    »Um sofort festgenommen zu werden!«
    »Nein, sondern um zu beweisen, daß er unschuldig war.«
    »Was Sie sagen!«
    »Brandt ist in der Fremde reich geworden. Er hat erfahren, daß Sie ohne Amt und Pension sind, und da er den Fürsten kennt, so hat er ihn beauftragt, Ihnen die Pension zu zahlen.«
    »So bekomme ich sie nicht vom Fürsten, sondern von Brandt?«
    »Ja.«
    »Wer hätte dies geahnt! Hörst Du es, Anna?«
    »Ja«, antwortete sie.
    Sie hatte überhaupt dem Gespräch mit glückstrahlendem Gesicht zugehört, und hatte Veranlassung dazu.
    »Wer aber soll damals der Mörder gewesen sein, wenn Brandt unschuldig war?« fragte der Wachtmeister.
    »Ganz derselbe, welcher im vergangenen Winter Fräulein Anna nach der Restauration lockte.«
    »Wo sie der Fürst errettete?«
    »Ja.«
    »Wer war dieser Mensch? Man kannte ihn ja nicht.«
    »O doch! Es war der Hauptmann.«
    »Herrgott!« entfuhr es dem Mädchen.
    »Ist’s wahr?« fragte der Vater.
    »Ja, der Baron von Helfenstein war es. Der Fürst hat es mir später erzählt.«
    »Und der Baron soll auch damals der Mörder gewesen sein?«
    »Ja.«
    »Wie aber soll dies jetzt noch bewiesen werden können?«
    »Das ist Sache der Juristen und der – Polizei.«
    »Ah! Sind Sie da auch mit thätig?«
    »Ein wenig.«
    »Darf man neugierig sein?«
    »Bitte, nein. Ich kann Ihnen nur sagen, daß dem hiesigen Publikum Gerichtsverhandlungen zur Verfügung stehen werden, wie es noch nie welche gegeben hat.«
    »Na, damals bei Brandt’s Verurtheilung!«
    »Ist nichts gegen jetzt. Ebenso wüßte ich nicht, zu welcher Zeit die Polizei in solcher Thätigkeit gewesen wäre, wie gerade in der Gegenwart. Ich zum Beispiel muß morgen verreisen, um ein Dunkel aufzuklären.«
    »Ist es Amtsgeheimniß?«
    »Streng nicht. Sie wissen, daß der Akrobat Bormann gefangen ist?«
    »Ja.«
    »Er sollte bereits im vorigen Winter ergriffen werden. Das

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