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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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liegen bleiben. Er muß ein Bett haben. Fassen Sie an!«
    Sie packten den Strohsack an, der Eine vorn und der Andere hinten, und trugen ihn nach der Krankenstation.
    Dort war es finster, doch wurde Licht gemacht. Es lag Niemand da als Seidelmann in tiefster Lethargie. Auch Horn war ganz theilnahmslos. Er wurde in’s Bett gelegt und leicht zugedeckt.
    »Wünschen Sie etwas?« fragte der Wachtmeister.
    »Nein«, hauchte der Kranke.
    »Etwa Tee oder Wasser?«
    »Ruhe.«
    »Die soll er haben. Wir müssen jetzt vor allen Dingen die Zelle scheuern, daß sich das Blut nicht festsetzt. Verteufelte Geschichte, so ein Blutsturz! Und dann sehen Sie, wenn sie patroulliren, alle halben Stunden einmal hier nach, wie es steht. So! Und nun löschen Sie das Licht wieder aus!«
    Es wurde finster in dem unheimlichen Raume, in welchem schon mancher Unglückliche gestorben war. Die beiden Beamten gingen. Die Riegel klirrten, die Schlüssel knirschten in den Schlössern, und dann hörte man die Schritte sich entfernen.
    Eine Zeit lang herrschte in der Krankenstation nicht nur tiefe Dunkelheit, sondern auch tiefe Stille. Sodann erklang es leise und vorsichtig: »Seidelmann!«
    Keine Antwort.
    »Herr Seidelmann.«
    Abermals keine Antwort.
    »Wenn Sie nicht antworten, so sind Sie verloren. Ich will Sie ja retten!«
    Aber auch das half nichts. Seidelmann bewegte sich nicht.
    »Vielleicht haben Sie mich nicht genau gesehen. Ich bin Horn, der Apotheker.«
    Das half sofort, denn drüben rauschte die Bettdecke, und eine leise Stimme ließ sich hören:
    »Himmeldonnerwetter! Ist’s wahr?«
    »Ja.«
    »Gott sei Dank! Aber ich hörte doch, daß Sie einen Blutsturz gehabt haben!«
    »Unsinn! Fällt mir gar nicht ein!«
    »Aber diese Kerls müssen doch Blut gesehen haben!«
    »Natürlich! Chemisches Präparat, aufgelöst im Wasserkruge. Ich bin so gesund, wie ein Fisch im Wasser.«
    »Gut, sehr gut! Also auch Sie sind eingezogen!«
    »Leider.«
    »Weshalb?«
    »Als Mitglied der Bande.«
    »Was kann man Ihnen denn beweisen?«
    »Nichts, dachte ich. Aber dieser Fürst von Befour hat entweder den Teufel, oder er ist allwissend. Jetzt soll mir wegen Giftmischerei der Prozeß gemacht werden.«
    »Hat man Beweise?«
    »Ja. Ich gehe auf und davon.«
    »Du lieber Gott! Als ob das so leicht wäre!«
    »Kinderleicht!«
    »Wer’s glaubt!«
    »Kinderleicht, sage ich! Ich will Sie mitnehmen.«
    »Können Sie hexen?«
    »Nein. Heute war ich auf den Kübel gestiegen und guckte durch das Gitter. Da sah ich, daß ein Kranker gebracht wurde. Ich sah schärfer hin und erkannte Sie. Da stand es fest, daß ich einen Blutsturz bekommen würde. Ich mußte hierher in die Krankenstation, um die Flucht mit Ihnen zu besprechen. Wollen Sie?«
    »Ich wage mein Leben.«
    »Das ist gar nicht nöthig, obgleich es den Anschein hat. Aber sagen Sie mir zunächst, wie es mit Ihnen steht! Wessen werden denn Sie beschuldigt?«
    »Hunderterlei bringt man vor.«
    »Hat man Beweise?«
    »Genug.«
    »Verdammte Geschichte!«
    »Ja. Es ist nun einmal das Kreuzdonnerwetter hineingerathen. Hole es der Teufel!«
    »Wie? Herr Seidelmann, Sie fluchen!«
    »Faseln Sie nicht! Jetzt hat die Maske keinen Zweck mehr. Jetzt ist man Wolf und muß heulen.«
    »Richtig. Aber ich hörte, Sie seien todtkrank?«
    »Verstellung.«
    »Ah so!«
    »Aber eine fürchterliche Anstrengung, Tag und Nacht diese Lethargie und Gefühllosigkeit heucheln. Und dabei kann es Einem an jedem Augenblick passiren, daß Jemand Einem unerwartet in die Ohren brüllt, so daß man sich doch verschnappt. Na, bis jetzt ist es gelungen. Das Allerschlimmste war die Unkenntniß mit den äußeren Verhältnissen. Wie steht es da?«
    »Schlecht, sehr schlecht!«
    »Doch nicht!«
    »Oh, viel, viel schlimmer, als Sie denken!«
    »Wieso denn?«
    »Es ist Alles, Alles entdeckt.«
    »Das ist ja unmöglich!«
    »Ach, was Sie denken! Hören Sie! Zunächst ist der Hauptmann gefangen.«
    »Ist’s wahr?«
    »Ja. Er war schon einmal gefangen. Es gelang ihm aber, zu entkommen. Jetzt haben sie ihn wieder. Nun kommt er aber sicher nicht wieder hinaus.«
    »So weiß man, wer er ist?«
    »Natürlich.«
    »Ah, Alles verloren.«
    »Weiter. Die beiden Tannensteiner Schmiede und die beiden Bormänner gefangen. Ferner unsere ganzen Eingeweihten in Gefangenschaft.«
    »Wer hat sie gefangen?«
    »Der Fürst von Befour.«
    »In die Hölle mit diesem Hunde!«
    »Und was noch außerdem geschehen ist und noch geschehen wird!«
    »Erzählen Sie!«
    Der Apotheker

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