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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie habe.«
    »Sie werden sehr bald ruhen, denn mein Messer wird Ihnen eine Ruhe verschaffen, welche länger währen wird, als Ihnen lieb sein kann.«
    »Hundsfott! Schurke!«
    »Ganz so wie Sie, nur nicht gar so schlecht! Wir sind fertig mit einander, wir haben nichts mehr mit einander zu schaffen, gar nichts mehr. Nur eins will ich Ihnen noch sagen: Nämlich, ich gehe jetzt und verbiete Ihnen, mir zu folgen! Laufen Sie mir dennoch nach, so mache ich von meinen zwei Messern Gebrauch. Merken Sie sich das!«
    »Hund! Ich werde Dir nachlaufen bis an’s Ende der Welt. Ich will mein Geld haben, mein Geld!«
    »Wage es doch! Versuche es doch! Leb wohl, alter Sünder! In der Hölle sehen wir uns wieder.«
    Er wendete sich zum Gehen, aber im Nu hatte ihn Seidelmann beim Arme.
    »Halt!« rief er. »Nicht fort! Keinen Schritt weiter!«
    Da drehte der Apotheker sich wieder um, erhob den Arm zum Stoße und drohte:
    »Laß’ los – sonst – – –!«
    Seidelmann ließ wirklich los und stieß einen Ruf des Schreckens aus. Sein Auge war auf die Thür gefallen, unter welcher jetzt der Förster erschien. Der Apotheker aber, welcher der Thür den Rücken zukehrte, glaubte, er selbst sei es, der ihm solchen Schreck verursacht habe. Er lachte höhnisch auf und sagte:»Da hat man die feige Memme! Erst droht sie, und im nächsten Augenblicke zittert sie vor Angst. Seidelmann, Dich holt der Teufel noch lange nicht; Du bist ihm zu armselig. Da kann er mich viel besser und eher gebrauchen.«
    »Darum holt er Dich jetzt!« erklang es hinter ihm.
    Er fuhr herum, ließ das Messer fallen und fuhr so weit zurück, daß er fast in den Schacht gestürzt wäre. Der Förster war herein getreten. Er hielt das Gewehr in der einen Hand »bei Fuß« und in der anderen die Laterne, welche er draußen angebrannt hatte, ohne daß es die Beiden im Inneren bemerkt hatten. Ueber seine beiden Achseln ragten die Gewehrläufe seiner zwei Begleiter, welche hinter ihm standen, herein.
    »Heiliger Gott!« stieß der Apotheker hervor.
    »Rufe den Himmel nicht an, nachdem Du gesagt hast, daß Dich der Teufel braucht, Schurke!« donnerte ihm Wunderlich entgegen.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?« fragte Horn dennoch.
    »Der Teufel bin ich, und Dich will ich, Giftmischer! Halt, keinen Schritt vor! Laß’ das Messer liegen. Sobald Du Gegenwehr versuchst, bekommst Du eine Kugel!«
    Und sich an den frommen Schuster wendend, sagte er:
    »Guten Morgen, mein verehrtester Herr Seidelmann! Was giebt mir denn die Ehre Ihrer Anwesenheit? Wollen Sie vielleicht wieder einmal Kirche halten im Saale der Schänke?«
    Der Gefragte antwortete nicht.
    »Da mag nur Ihre liebe Familie wieder für sammtne Sesseln sorgen, damit die Herrschaften hübsch weich sitzen! Wo ist denn eigentlich das Geld hingekommen, welches damals eingesammelt wurde?«
    »Vertheilt,« stieß der Gefragte hervor.
    »Ach so! Man hat aber leider nichts davon bemerkt. Und was ist aus den sechstausend Gulden geworden, welche Sie damals im Auftrage der Brüder und Schwestern der Seligkeit hier im Gebirge vertheilen sollten, um das Elend, welches bei uns herrschte, zu mildern?«
    »Vertheilt,« erklang es wieder.
    »Wunderbar! Auch vertheilt! Und abermals hat kein Mensch etwas davon bemerkt! Sie werden Gelegenheit bekommen, es zu beweisen, hochehrwürdigster Schuster! Man ist sehr begierig, Sie zu sehen und Ihnen die ehrerbietigste Hochachtung zu erweisen, besonders in der Residenz. Sie haben doch die Güte, uns zu begleiten?«
    »Ich habe mit Ihnen nichts zu schaffen!«
    »Aber wir mit Ihnen. Und zur Erleichterung eines intimen Verkehres habe ich einige gute Riemen und feste Schnuren mitgebracht. Sie sind meine Gefangenen!«
    Der Apotheker hatte sich noch nicht von der Stelle bewegt. Seidelmann stand so, daß nicht gut auf ihn gezielt werden konnte. Die zwei Laternen verbreiteten jetzt eine größere Helle als vorhin die eine, und bei diesem Scheine sah er, daß zwei ganz morsche Bretter der Wand nur ganz lose noch zusammen hingen. Ein Gedanke der Rettung durchzuckte ihn. Nur hinaus in die finstere Nacht! War er draußen, so fand man ihn sicherlich nicht wieder. Er sah den Hund nicht, welcher hinter den drei Männern stand.
    »Ich, Ihr Gefangener?« rief er. »Noch nicht!«
    Er that einen Sprung vorwärts und prallte so an die Bretterwand, daß die morschen Hölzer hinaus flogen. Es entstand eine genügend große Oeffnung für ihn. Im Nu war er hindurch und hinaus.
    Wilhelmi war beim Sprunge des Schusters schnell

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