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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jede Reise mit. Darf ich vielleicht fragen, in welcher Verbindung mein Rasirmesser mit der Erschießung des Hauptmannes von Hellenbach steht?«
    »Sie sollen es erfahren. Hier ist der Schlüssel, welcher bei Ihnen gefunden wurde. Nehmen Sie ihn, und folgen Sie uns.«
    Er wurde vor das Zimmer des Barons geführt. Es war vorhin natürlich wieder verschlossen worden.
    »Oeffnen Sie!« meinte der Amtmann.

»Womit? Mit diesem Schlüssel?« fragte Brandt.
    »Ich denke, daß Sie wissen werden, zu welchem Schlosse er gehört, Herr Brandt!«
    »Bei Gott, ich habe keine Ahnung davon!«
    »Nun, schließen Sie nur auf!«
    Er öffnete. Aller Augen waren dabei scharf auf ihn gerichtet. Er blickte in das Zimmer, und ein lauter, fürchterlicher Schrei entfuhr seinen Lippen. Das Entsetzen, welches auf seinem Gesichte lag, war ein wahres. Der Richter hätte jetzt auf die Unschuld des Angeklagten schwören mögen.
    »Herr, mein Heiland!« rief Brandt. »Das ist ja der Baron! Todt, oder wohl gar ermordet!«
    »Treten Sie ein!« gebot der Amtmann.
    Jetzt erst, als er sich in dem Zimmer befand, sah Brandt den fürchterlichen Schnitt am Halse des Todten.
    »Gott! Gott!« sagte er, zusammenschaudernd. »Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten! Ihm, meinem Wohlthäter, meinem zweiten Vater! Meine Herren, wer hat das gethan?«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Ich? Wie soll ich es wissen?«
    »Sie waren ja zur Stunde seines Todes bei ihm!«
    Brandt sah den Sprecher mit starren Blicken an.
    »Mein Herr,« sagte er, »ich will nicht hoffen, daß Sie mich für den Mörder aller Welt halten! Herr Gerichtsarzt, Sie haben die Leiche jedenfalls untersucht. Seit wann ist der Baron todt?«
    »Seit letzter Mitternacht.«
    »Also seit kurz nach meinem Fortgange! Ich wollte ihn warnen, aber er glaubte mir nicht und wies mir die Thür. Nun haben sie ihn doch getödtet!«
    »Sie meinen die beiden Schmuggler?«
    »Ja.«
    »Sie irren. Wie sollten diese Eingang gefunden haben?«
    »Gibt es keine Spur hierüber?«
    »Die brauchen wir nicht. Der Mörder ist bereits entdeckt.«
    »Ah! Wer ist es?«
    »Er nahm nach vollbrachter That den Zimmerschlüssel mit, um den Eintritt zu verwehren, damit die That nicht zu früh entdeckt werde. Dieser Schlüssel wurde in Ihrer Tasche gefunden.«
    Brandt wußte nicht, was er antworten sollte. In seinem Kopfe wirbelte es wie von lauter Rädern.
    »Meine Herren,« sagte er, »ich weiß von diesem Schlüssel nichts. Er muß mir heimlich in die Tasche gesteckt worden sein.«
    »So! Eigenthümlich. Ahnen Sie vielleicht, mit was für einem Instrumente dieser gräßliche Schnitt vollbracht wurde?«
    »Mit einem sehr scharfen, vielleicht mit einem Rasirmesser.«

    »Richtig! Der Mörder hat die Unvorsichtigkeit begangen, das Rasirmesser hier liegen zu lassen. Hier ist es. Kennen Sie es?«
    Er hielt ihm das Messer vor die Augen. Brandt taumelte förmlich zurück. Er schlug die Hände zusammen und rief:
    »Das ist das meinige! Wie kommt es hierher?«
    »Sie müssen das besser wissen als wir!«
    Da sammelte er sich. Das war zu viel, zu viel. Er kniete neben dem Todten nieder, legte ihm die eine Hand auf das Herz, erhob die andere und sagte: »Meine Herren, ich schwöre, daß ich weder der Mörder des Hauptmannes von Hellenbach noch dieses edlen Mannes bin. Wenn ich hiermit die Unwahrheit sage, so mag Gott mich richten in diesem Augenblicke und für alle Ewigkeit. Der Schein ist gegen mich. Ich weiß nicht, wie der Schlüssel in meine Tasche und das Messer in dieses Zimmer kommt. Beurtheilen Sie den Fall nicht nach den jetzt vorliegenden Indizien, sondern helfen Sie mir suchen, den wirklichen Thäter zu entdecken. Ich beschwöre Sie bei Gott und Allem, was Ihnen lieb und heilig ist, mich nicht für den Schuldigen zu halten!«
    Seine Worte hatten einen tiefen Eindruck gemacht.
    »Ich möchte so gern glauben, was Sie sagen,« meinte der Amtmann, »aber es ist nicht mehr als Alles gegen Sie!«
    »O nein; es ist nur Eins oder vielmehr nur Einer gegen mich! Und diesem Einen ist es gelungen, sich auf eine wahrhaft teuflisch raffinirte Weise dieser Beweise gegen mich zu bemächtigen.«
    »Sagen Sie aufrichtig: meinen Sie Baron Franz?«
    »Ja. Wenigstens wüßte ich keinen Anderen.«
    »Wie käme er zu Ihrem Messer? Wie käme der Schlüssel in Ihre Tasche. Sie haben das Messer gestern mitgebracht, mit nach dem Forsthause genommen. Ist der Baron dort gewesen?«
    »Nein. Aber halt! Da fällt mir ein, daß ich – – ah, ja, meine Herren, als ich den

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