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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wache. Wir können ja glücklicher Weise über genug Leute verfügen.«
    »Diese Letzteren werden aber nothwendig gebraucht!«
    »Wozu?«
    »Dann, wenn Sie die Anderen bringen.«
    »Da brauchen wir keinen einzigen Mann.«
    »Wieso?«
    »Ich schließe sie Alle ein.«
    »In den Keller?«
    »Ja.«
    »Wollen wir nicht erst nach den Packeten sehen?«
    »Nein. Ich habe keine Zeit dazu. Und wenn ich die Leute bringe, so müssen sie die Packete auch wirklich im Keller sehen, um nicht Verdacht zu schöpfen.«
    »Schön! Ganz wie Sie wollen! Ich wünsche nur, daß der zweite Theil Ihres Streiches ebenso gelingt, wie der erste!«
    »Hoffen wir es.«
    »Nehmt ihnen die Masken ab!«
    Dieser Befehl des Gensd’armes wurde ausgeführt, und nun war manches Gesicht zu sehen, welches den Beamten nur zu gut bekannt war, und dessen Besitzer öfters schon die Bekanntschaft des Strafrichters und auch des Gefängnisses gemacht hatte. Arndt bekümmerte sich nicht darum. Er ging wieder fort, dem Haingrunde zu.
    Als er diesen erreichte und an seine Uhr sah, zeigte diese auf halb nach der ersten Stunde. Er lauschte, hinter einem Baume stehend. Niemand war zu sehen. Bald aber hörte er nahende Schritte. Es kam ein Mann, welcher eine Maske vor das Gesicht gebunden hatte. Als derselbe vorübergehen wollte, sagte Arndt mit gedämpfter Stimme: »Halt! Die Parole!«
    »Gottfried von Bouillon!« lautete die Antwort.
    »Gut!«
    Er trat hinter dem Baume hervor und reichte dann dem Ankömmlinge die Hand.
    »Kommen die Andern bald?«
    »Ich habe sie für jetzt bestellt.«
    Aus diesen Worten erkannte Arndt, daß er einen der beiden Seidelmanns vor sich habe.
    »Schön!« sagte er. »Haben Sie auch die Parole ausgegeben, Herr Seidelmann?«
    »Natürlich! Ah, Sie kennen mich! Vater sagte allerdings, daß er gestern bemerkt habe, Sie seien der Hauptmann selbst.«
    Hätte Arndt geahnt, daß auch der Baron nahe sei, so hätte er seine Rolle jedenfalls mit etwas weniger Vertrauen gespielt. Er antwortete: »Wer ich bin, ist gleich; aber seien Sie froh, daß ich hier bin. Ohne mich wäre doch die Sache wieder ganz verteufelt in die Brüche gegangen.«
    »Ist’s möglich?«
    »Sogar wirklich!«
    »Inwiefern?«
    »Ich befinde mich bereits zwei Stunden hier in der Nähe und habe sehr aufmerksam recognoscirt. Es patrouilliren Grenzer durch die Schlucht.«
    »Sapperment!« sagte Fritz Seidelmann erschrocken. »Was ist da zu thun? Wir müssen Denen da drüben entgegen, um sie zu warnen!«
    »Ist bereits geschehen. Sie sind in Sicherheit.«
    »Wo?«
    »In der Mühle.«
    »Was? In der rothen Mühle?«
    »Natürlich! Es ist ja keine andere in der Nähe.«
    »Alle Wetter! Wie kommen Sie auf die Mühle? Halten Sie dieselbe für sicher?«
    »Ja. Sie nicht?«
    »Man ist sich über Wilhelmi noch nicht klar geworden.«
    »Und dennoch haben Sie seinen Keller gemiethet!«

»Auch das wissen Sie?«
    »Ein schlechter Hauptmann, der nicht weiß, was in seiner Compagnie vorgeht!«
    »Ja, nun ist es sicher, daß Sie der Hauptmann sind. Das von dem Keller hätten wir Ihnen eigentlich vorher melden sollen. Ich hoffe jedoch, daß Sie verzeihen werden.«
    »Zur Meldung haben Sie auch heute Gelegenheit.«
    Arndt war hoch erfreut, das Gespräch auf dieses Thema gebracht zu haben. Nun wurde wohl das Räthsel betreffs des Kellers gelöst.
    »Ja,« antwortete Seidelmann. »Wir haben nämlich bemerkt, daß der Gang von der Mühle, den wir doch später zu benutzen haben, gerade unter dem Keller fortgeht, und daß die Decke so dünn ist, daß der Müller durch irgend ein Geräusch auf uns aufmerksam werden könnte. Zwar liegt der alte Stollen so, daß –«
    Er hielt inne und lauschte.
    »Hören Sie etwas?« fragte Arndt.
    »Ja. Wenn man hier patroullirt, so ist es nicht gerathen, unsere Leute hier zu erwarten. Man könnte uns bemerken. Sie kommen Alle in gerader Richtung von der Eiche her, und so können wir Keinen verfehlen. Gehen wir also näher hinzu, in den Wald hinein.«
    Arndt folgte ihm, und nun trat ihnen auch sogleich Einer entgegen, welcher sich durch die Parole legitimirte. Mehrere kamen, und so war es unmöglich, den verborgenen Gang wieder zu erwähnen.
    Es dauerte nicht lange, so meldete Seidelmann, daß jetzt Alle anwesend seien, und darauf hin befahl Arndt den verlarvten Leuten, ihm zu folgen.
    Sie schienen sich nicht wenig darüber zu wundern, daß er sie direct nach der rothen Mühle führte. Unterwegs aber flüsterte Seidelmann ihm fragend zu: »Also, Sie halten den Müller

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