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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hände bekommen werden.«
    »Oho! Das wäre ein Wunder!«
    »Wie man es anfängt! Locken wir sie in eine Falle!«
    »Das wird sehr schwer halten.«
    »Vielleicht leichter, als Sie denken. Ist Ihnen hier die rothe Mühle bekannt?«
    »Gewiß. Soll diese etwa die Falle sein?«
    »Ja, allerdings.«
    Da machte der alte Förster eine Bewegung des Schreckes und sagte:
    »Was fällt Ihnen ein, Vetter! Wollen Sie den guten Wilhelmi in Verlegenheit bringen?«
    »Nein, sondern zu einer Belohnung will ich ihm verhelfen.«
    »Wieso?«
    »Weil er mein Verbündeter ist.«
    »Sapperment! Der? Davon habe ich ja gar nichts gewußt. Hast Du es gewußt, Bärbchen?«
    »Kein Wort!«
    »Man braucht nicht Alles mitzutheilen, selbst einem Vetter nicht,« lachte Arndt. »Ich habe dem Musterzeichner und seinem Bruder sehr viel zu verdanken. Sie haben mich auf die Spur gebracht.«
    »Auch dem Musterzeichner?«
    »Ja. Der Waldkönig ist bei Beiden gewesen.«
    Das interessirte den Staatsanwalt natürlich am meisten. Er griff sogleich in das Gespräch ein, indem er fragte: »Was hat er bei diesen Beiden gewollt?«
    »Den Musterzeichner hat er als Briefträger engagirt. Dieser hat so gethan, als ob er bereit sei, mir aber Mittheilung davon gemacht.«
    »Warum dem Gerichte nicht?«
    »Weil er glaubte, durch mich Dasselbe zu erreichen, und weil es erst in voriger Nacht geschehen ist. Ich bat ihn, zu schweigen.«
    »Schön! Und sein Bruder, der Müller?«
    »Sollte dem Waldkönig seinen Keller vermiethen.«
    »Donnerwetter!« stieß der Förster hervor. »Der König war wohl gar selbst bei ihm?«
    »Ja.«
    »Warum hat er das nicht gemeldet?« fragte der Staatsanwalt.
    »Er sagte es mir.«
    »Hm! Man scheint, wie es mir vorkommt, hier zu denken, daß Sie die Direction führen!«
    »In dieser Angelegenheit führe ich sie allerdings. Ich habe auch den Müller um Verschwiegenheit gebeten.«
    »Aber wozu wollte der König den Keller?«
    »Zum Zuschütten. Es liegt hier ein Räthsel vor, welches man noch zu ergründen hat. Vielleicht gelingt dies uns heute. Ich möchte vorschlagen, als Belohnung für den Müller die Pascher nebst ihren Anführern bei ihm zu fangen.«
    »Glauben Sie, daß dies von Vortheil sein wird?«
    »Ja. Es wird dadurch alles Blutvergießen verhütet.«
    »Wie wollen Sie das anfangen?«
    »Soviel ich weiß, kommen die fremden Pascher mit Ihren Packeten zuerst. Ich führe sie zur Mühle –«
    »Sie denken, daß sie Ihnen folgen werden?«
    »Ja. Sie werden mich für den Pascherkönig halten.«
    »Unglaublich!«
    »Ganz sicher.«
    »Wie wollen Sie die Leute zu diesem Glauben bewegen?«
    »Das lassen Sie meine Sorge sein! Ich begebe mich jetzt nach der Mühle, um mit dem Müller zu sprechen. Sie finden sich nach einiger Zeit mit Ihren Mannschaften ein. Diese Letzteren werden heimlich in die Mühle postirt, und nachher führe ich die Pascher hinein in die Wohnstube. Dann sind sie unser.«
    »Aber, ich bitte Sie, glauben Sie wirklich, daß die Pascher in diese Falle gehen werden?«
    »Gewiß.«
    »Aber fein ist die Schlinge ganz und gar nicht!«
    »Es wird sich zeigen, wer Recht hat.«
    Der Gefragte zuckte die Achseln, der Grenzofficier ebenso; aber der alte Förster meinte:
    »Hört, Ihr Leute, macht, was er will. Er hat ganz sicher wieder einmal einen Geniestreich ausgeheckt, der Haare auf den Zähnen hat. Ich gehe auch mit!«
    »Alter! Was fällt Dir ein!« warnte Frau Barbara.
    »Nichts fällt mir ein, als daß ich mir den Spaß auch mit ansehen will. Verstanden, meine Alte?«
    »Aber die Gefahr!«
    »Gefahr? Rede keinen Unverstand! Der Vetter saßt, daß kein Blutvergießen stattfinden werde, und er weiß zu halten, was er verspricht!«
    »Recht so!« lobte Arndt. »Meine Herren, es ist jetzt nicht Zeit, lange Berathungen zu halten. Ich verspreche Ihnen, die Pascher in Ihre Hände zu liefern, wenn Sie binnen jetzt und einer Viertelstunde sich so nach der Mühle schleichen, daß Sie von keinem Schmuggler gesehen werden. Gehen Sie darauf ein, gut! Wo nicht, dann machen Sie, was Sie wollen. Ich werde in diesem Falle in der Mühle abwarten, ob Ihnen der Fang gelingt. Ich gehe!«
    Er entfernte sich und hörte nur noch die Stimme des Försters:
    »Wer klug ist, der folgt ihm. Er weiß, was er will; das habe ich heute ganz deutlich gesehen.«
    Die Mühle klapperte laut, ein Zeichen, daß Wilhelmi auch heute in Arbeit sei. Er hörte klopfen und öffnete. Als er Arndt erblickte, war sein Erstaunen ebenso groß, wie seine Freude über diesen so

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