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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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paar Wochen zum ersten Mal gesehen hatte, musste er laut lachen: wie sie nebeneinander hergingen, beide mit hochgerecktem Kopf und offenem Mund, als wollten sie die Luft kosten. Wie die Schnäbel zweier abgestoßener Teekannen vor dem Einschenken. Jetzt lachte er nicht mehr.
    Tom kauerte sich in den Schmutz und prüfte die Festigkeit des Käfigs in den Ecken, indem er den Daumen in die Maschen des Drahtgeflechts drückte.
    »Wir nehmen sie nicht mit«, wiederholte Joe mit einem finsteren Blick auf die Hündin, die sich an Toms Bein schmiegte. Eins ihrer Ohren war schartig, ebenso ihr Maul, und dass sie den Kürzeren ziehen würde, konnte man förmlich riechen. Die Ratten würden sie in Stücke reißen, sobald sie sie entdeckten.
    Tom zog eine Rolle Eisendraht aus seiner Hosentasche.
    »Sie wird nicht bellen«, sagte er mit ruhiger Gewissheit und umwickelte die Scharniere des Käfigs mit dem Draht.
    »Was du glaubst, spielt keine Rolle. Sie kommt nicht mit. Und damit basta.«
    »Sie wird nicht bellen«, sagte Tom noch einmal und streichelte der Hündin den Kopf.
    Joe hätte dem Köter am liebsten einen Fußtritt verpasst. »Sie bellen alle«, gab er störrisch zurück. »Das hast du mir selbst eingetrichtert, hast du’s vergessen?«
    »Sie nicht. Ich schwör’s. Nicht mal ein Winseln, auch nicht in der dunklen Höhle unter der Queen Lane. Die ist still wie ein Grab.«
    »Du meinst …«
    »Ich hab sie schon paarmal mitgenommen, Joe. Fünfmal seit Sonntag.«
    »Was hast du?«
    »Sie ist ein Rattenfänger. Ich wollte sehen, was sie taugt.«
    Joe starrte ihn mit weit aufgerissenem Mund an.
    »Und sie ist gar nicht übel«, fuhr Tom fort. Seine Mundwinkel zuckten, während er der Hündin einen Arm um den Hals legte und ihr über die Schnauze strich. Die Hündin schmiegte den Kopf in Toms Achselhöhle und sah Joe mit ihren rosaroten Augen eindringlich an. »Wirklich nicht übel.«
    Tom empfand Genugtuung über Joes Erstaunen, aber als er sagte, die Hündin sei nicht übel, hatte er nicht ganz die Wahrheit gesprochen. Denn sie war gut, sie war sogar ausgezeichnet. Hätte Tom es nicht mit eigenen Augen gesehen, er hätte es nicht geglaubt. Sie hatte ja auch ganz und gar nichts von einem Rattenfänger. Ratten zu jagen war etwas, das man einem Hund nicht beibringen konnte. Entweder er hatte Spaß daran oder nicht, so einfach war es. Wenn diese Hündin keine Lust dazu hätte, wäre nichts zu machen. Außerdem blieb sie bei ihm, und Tom hatte nichts dagegen. Er mochte die warme Kuhle, die ihr zusammengerollter Körper in der Decke hinterließ, und die Art, wie sie die Schnauze ohne viel Aufhebens in seine Hand schmiegte, wenn er mit dem Essen fertig war. Er liebte ihre Gesellschaft.
    Eines Nachmittags, als die Hündin schon fast eine Woche bei ihm war, hatte Tom einen Käfig mit den Viechern in seine Wohnung bringen müssen, nachdem der Wirt des King’s Head auf dem Cock Hill für die einhundert Ratten, die er bestellt hatte, nicht zahlen wollte. Als Tom die Tür aufstieß, hob die Hündin den Kopf vom Bett. Er stellte den Käfig auf den Boden und schnippte zur Begrüßung mit den Fingern, aber sie würdigte ihn keines Blicks. Ihre rosaroten Augen waren auf den Käfig geheftet, ihre geblähten Nüstern bebten. Auch die Ratten konnten die Hündin riechen. In dem voll gepackten Käfig fingen sie an zu kreischen und krabbelten wild durcheinander. Ihr schmutzstarrendes Fell drückte sich durch die engen Maschen des Drahtgeflechts. Tom schnippte noch einmal mit den Fingern, aber auch diesmal nahm die Hündin keine Notiz von ihm. Als wäre er Luft. Ganz langsam erhob sie sich auf die Vorderbeine und leckte sich mit ihrer rosa Zunge über die Schnauze. Ihr Blick war scharf und konzentriert wie der eines Taschendiebs, und ein silbriger Speichelfaden tropfte ihr aus dem Maul, als sie mit fester Entschlossenheit von dem niedrigen Bett sprang und auf die sich im Käfig windenden Ratten zuschlich, den Bauch dicht über den gesplitterten Dielen. Staunend sah Tom ihr dabei zu. Und dann, ohne weiter nachzudenken, tauchte er seine Hand in den Käfig, zog eine Ratte heraus und warf sie quer durchs Zimmer. Es war ein Riesenvieh, dick wie der Oberschenkel eines Mannes, aber ungeheuer wendig, und es flitzte auf die Zimmerecke zu, in der ein zerschundener dreibeiniger Hocker stand. Doch die Hündin war schneller. Noch bevor die Ratte den Raum durchquert hatte, stürzte sich die Hündin auf sie und packte sie. Die Ratte versuchte, sich aus dem

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