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Der Verräter von Westminster

Der Verräter von Westminster

Titel: Der Verräter von Westminster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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her wusste er, dass es sich bei dem Mann um Gallagher handelte, schwieg aber. Falls jemand merkte, wer er war, bestand die Möglichkeit, dass man ihn gleich an Ort und Stelle erschoss.
    »Gehen Sie wieder da rein!«, befahl Gallagher.
    Narraway blieb stehen. » Was wollen Sie?«, fragte er. » Worauf warten Sie? Geht es um Geld?«
    Gallagher schnaubte verächtlich. » Wofür halten Sie uns – für gemeine Diebe? Reicht Ihre Vorstellungskraft nicht weiter? Leute wie Sie können immer nur an das eine denken, Geld, Besitz, immer mehr Geld. Sie glauben, dass es auf nichts anderes als Besitz und Macht ankommt.«
    »Und was glauben Sie?«, fragte Narraway mit betont gleichmütiger Stimme.
    »Gehen Sie wieder da rein!« Gallagher wies mit dem Gewehrlauf auf die Tür des Salons.
    Wieder reagierte Narraway nicht. »Sie halten Ihre Majestät als Geisel, also wollen Sie etwas. Was?«
    »Das sagen wir, wenn es so weit ist. Und jetzt rein da mit Ihnen, wenn Sie nicht umgelegt werden wollen.«

    Narraway gehorchte zögernd. Er hatte in Gallaghers Stimme einen Anflug von Furcht erkannt, und seine nervösen Bewegungen zeigten, dass er innerlich so unter Spannung stand wie eine straff aufgezogene Stahlfeder. Er spielte um den höchsten Einsatz, den er sich vorstellen konnte, und das hier war die einzige Gelegenheit, die er und die anderen Männer hatten. Wenn sie diese Partie nicht gewannen, würden sie alles verlieren.
    Als Narraway in den großen Salon zurückgekehrt war und die Tür geschlossen hatte, sah ihn Lady Vespasia an. »Die Leute hier sind nur Ausführende. Sie warten auf eine Entscheidung von weiter oben«, sagte er rasch. » Vermutlich wird irgendjemand eine Proklamation oder dergleichen bringen und verlangen, dass Ihre Majestät sie unterzeichnet.« Er biss die Zähne zusammen. »Es kann sein, dass wir eine ganze Weile hierbleiben müssen. Wahrscheinlich hat man die Sache dem Premierminister unterbreitet, und sie verhandeln gerade im Kabinett darüber. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, dafür sorgen, dass die Leute nichts Unbedachtes tun, und sie nach Möglichkeit sogar in ihrer Ansicht bestärken, dass sie Aussicht auf Erfolg haben. Falls sie etwas anderes annehmen, müssen wir damit rechnen, dass sie uns alle umbringen, denn sie haben nichts zu verlieren.« Er sah, dass Lady Vespasia bleich wurde. »Es tut mir leid. Es wäre mir lieber gewesen, das nicht sagen zu müssen, aber ich allein habe keine Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Jeder von uns muss die Ruhe bewahren – auch die Dienerschaft. Ich wünschte, ich könnte hinausgehen und ihnen das klarmachen. Unter Umständen geraten alle in Panik, wenn nur ein Einziger die Nerven verliert.«
    Lady Vespasia stand auf. Sie schien ein wenig zu schwanken. »Dann werde ich mir den Verrückten auf der Treppe einmal vornehmen und ihn bitten, dass er mir erlaubt, mit der Dienerschaft zu reden. Vielleicht bist du so freundlich, mir bei dem Versuch zu helfen, ihn von dieser Notwendigkeit
zu überzeugen. Charlotte kommt hier sicher gut allein zurecht. «
    Narraway nahm ihren Arm und wandte sich der Königin zu: »Ma’am, Lady Vespasia wird mit Ihrer Dienerschaft sprechen. Es ist äußerst wichtig, dass niemand die Nerven verliert oder übereilt handelt. Ich werde versuchen, die Männer, die uns hier festhalten, dazu zu bringen, dass man ihr das in unser aller Interesse erlaubt. Ich fürchte, dass wir es hier noch eine Weile aushalten müssen.«
    »Danke.« Auch wenn die Königin das in erster Linie zu Lady Vespasia sagte, galt der Dank auch Narraway.
    »Vielleicht könnte die Dienerschaft alle Anwesenden mit Essen versorgen?«, regte Charlotte an. »Es ist einfacher, wenn man etwas zu tun hat.«
    »Glänzender Gedanke«, stimmte ihr Lady Vespasia zu. »Komm, Victor. Wenn die Leute auch nur einen Funken Verstand haben, werden sie einsehen, dass das ein ausgesprochen kluger Einfall ist.«
    Sie gingen zur Tür, und er hielt sie ihr auf.
    Charlotte sah den beiden mit klopfendem Herzen nach. Sie spürte, wie sich in ihr alles verkrampfte. Sie wandte sich der Königin zu, die sie mit furchtsamen Augen ansah.
    Von draußen hörte man keinen Laut … Kein Schuss fiel.
     
    Kurz vor Mitternacht fuhren Pitt und Stoker in einer Droschke zum Haus Sir Gerald Croxdales, um ihm die wichtigsten Beweise für Austwicks Beteiligung an der Manipulation des Geldtransfers vorzulegen, die zu Mulhares Tod geführt hatte und mit deren Hilfe man erreicht hatte, dass Narraway der Veruntreuung

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