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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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nichts von meinen Kontaktleuten gehört. Bis jetzt konnten die mir noch kein Licht darauf werfen, wer hinter mir her war und warum. Und wie sie mich gefunden haben. Im Übrigen komme ich zur Zeit sowieso nicht an Belghazi heran. Da scheint es nur vernünftig, dir den Vortritt zu lassen.«
    »Ist es auch. Wer auch immer in Macau hinter dir her war, die haben mit Sicherheit keine unbegrenzten Möglichkeiten. Sie brauchen Zeit, um neue Leute in Position zu bringen.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Aber du musst vorsichtig sein. Ich weiß, du weißt das selbst, ich weiß, du bist ein Profi. Aber Belghazi ist ein gefährlicher Mann. Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, dass ich schon einigen Männern begegnet bin, die ohne jeden Skrupel handeln? Auf ihn trifft das ganz besonders zu.«
    »Inwiefern?«
    »In Monte Carlo hab ich gesehen, wie er einen Mann getötet hat. Mit den Füßen und den bloßen Händen.«
    »Ja, er hat Savate trainiert, ich weiß.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht bloß trainiert. Er hat einen Silbernen Handschuh in Savate und war Vereinsmeister in Boxe-Française. Er trainiert mit Rinderhälften. Mit seinen Kicks kann er gezielt einzelne Rippen brechen.«
    »Das sollte er patentieren lassen. ›Belghazis Fleischklopfer‹.«
    Sie lachte nicht. »Und er hat immer ein Rasiermesser dabei.«
    »Schön für ihn«, sagte ich.
    Sie sah mich. »Ich würde es nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
    »Weißt du, was Verkäufer lernen müssen?«, fragte ich und sah sie an. »Dass nach Ladenschluss nichts mehr verkauft wird. Ich hab doch schon gesagt, dass ich dir den Vortritt lasse. Du musst mich nicht noch weiter überzeugen.«
    Sie lächelte, und nur für einen Moment meinte ich, dass das Lächeln seltsam traurig wirkte. »Okay, ich verstehe schon.«
    Wir schwiegen kurz. Dann sagte sie. »Verrat mir nur eins: Glaubst du, ich sei mit dir ins Bett gegangen aus … taktischen Gründen? Um dich zu manipulieren?«
    Ich sah sie an. »Bist du?«
    Sie blickte zu Boden. »Das musst du schon selbst rausfinden.«
    Noch ein Kuss, sonderbar zögerlich nach der ganzen Leidenschaft von kurz zuvor, und dann war sie weg. Ich wartete fünfzehn Sekunden, schlüpfte dann aus dem Bademantel und zog mich an. Meine restlichen Sachen waren noch in der Reisetasche. Ich wartete eine weitere Minute, spähte durch den Türspion und vergewisserte mich mit der SoldierVision, dass der Gang vor der Tür leer war. Ich trat hinaus und ging über verschiedene Treppen und Quergänge ins Erdgeschoss. Ich nahm den Hinterausgang, der auf die Hankow Road führte, lief hinüber zur Nathan Road und fuhr mit dem Aufzug runter zur U-Bahn. Ich wandte einige sehr offensive Tricks an, um mich zu vergewissern, dass ich nicht verfolgt wurde. Nein, alles in Ordnung. Ich war vollkommen allein.

7
    ICH ÜBERNACHTETE IM RITZ CARLTON, auf der anderen Hafenseite. Es war schade, dass ich das Peninsula verlassen musste, aber Delilah wusste, dass ich dort war, und könnte dieses Wissen weitergeben. Diese mögliche Verbindung musste gekappt werden.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich frisch. Ich dachte an Delilah. Sie brauchte diese Zeit, die ein oder zwei Tage, in denen Belghazi »Termine in der Region« hatte. Ich vermutete, dass sein Vorhaben auf dieser Reise genau das war, worauf Delilah und ihre Leute gewartet hatten. Vermutlich rechneten sie damit, dass irgendwelche Ergebnisse der Reise auf seinem Computer landen würden, irgendetwas Wichtiges, und dann würden sie handeln.
    Aber warum hatte sie an dem Abend in seiner Suite schon versucht, auf den Computer zuzugreifen? Vielleicht nur, weil die Gelegenheit günstig gewesen war. Als Aufwärmübung. Ja, das könnte sein. Aber sicher war ich mir nicht. Zumindest noch nicht.
    Und natürlich setzten alle meine Mutmaßungen voraus, dass sie mir die Wahrheit gesagt hatte. Aber auch das wusste ich nicht mit Sicherheit. Ich brauchte mehr Informationen, irgendetwas, woraus ich meine Schlüsse ziehen konnte. Ich hoffte, sie von Kanezaki zu bekommen.
    Ich duschte und rasierte mich, nahm dann ein genüssliches Bad in der prächtigen Wanne, ehe ich zum Empfang ging, um auszuchecken. Die hübsche Rezeptionistin musterte mich einen Moment und entschuldigte sich dann höflich. Ehe ich mir noch Gedanken machen konnte, was das bedeuten mochte, kam sie auch schon mit dem Manager zurück, einem dürren Typ mit Bleistiftschnurrbart.
    »Ah, Mr. Watanabe.« Er sprach mich mit dem Namen an, unter dem ich

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