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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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irgendwo am Meer, so ähnlich wie da, wo du aufgewachsen bist. Ein Ort ohne Erinnerungen.«
    »Klingt gut.«
    »Ja. Aber wann das sein wird, weiß ich noch nicht.«
    »Na ja, in deiner Branche hast du ja ein längeres Verfallsdatum als ich.«
    Ich lachte. »Was ist mit Familie? Du bist noch jung.«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass ich Dov aufgeben könnte, also müsste mein Mann schon ziemlich verständnisvoll sein.«
    »Erzähl’s ihm nicht.«
    »Ich müsste ihm auch verschweigen, was ich in den letzten zwölf Jahren gemacht habe. Wenn ein Mann erfährt, dass du im Bett schauspielern kannst, fragt er sich hinterher immer, ob du auch bei ihm schauspielerst. In dieser Hinsicht sind Männer leicht zu verunsichern.«
    Mir war klar, dass diese Bemerkung vielleicht auf mich gemünzt war. Wollte sie testen, ob sie mir ein Geständnis in der Richtung entlocken könnte? Ich wechselte lieber das Thema. Ich sagte: »Es ist bestimmt nicht leicht, so eng mit jemandem wie Belghazi zusammen zu sein und zu wissen, womit er sein Geld verdient.«
    Sie nickte. »Man muss gewisse Dinge ausblenden können. Aber es ist nicht unerträglich mit ihm. Er gehört nicht zu den Killern. Dafür steht er in der Hackordnung viel zu weit oben. Außerdem ist er intelligent und nicht unfreundlich. Attraktiv. Vergiss nicht, ich mag Männer. Das ist einer der Gründe, warum ich in meiner Arbeit so erfolgreich bin.«
    »Aber wenn du von ihm bekommen hast, was du wolltest …«
    Ihre Miene wurde ein wenig verschlossener. »Darum kümmert sich dann jemand anders. Du vielleicht, wenn wir unsere Interessen vernünftig koordinieren.«
    »Wie fühlst du dich dabei?«
    »Wie ich mich immer fühle. Aber man scheut nicht davor zurück, das Richtige zu tun, nur weil einem nicht wohl dabei ist.«
    Ich blickte sie beeindruckt an. Den meisten Menschen ist das nicht klar, aber neunzig Prozent aller Moral basieren auf der Frage, womit wir gut leben können und womit nicht. Pulverisiere Hunderte von Menschen aus dreißigtausend Fuß Flughöhe, und du schläfst hinterher wie ein Baby. Töte einen Menschen mit dem Bajonett, und du hast nie wieder süße Träume.
    Womit kann man besser leben?
    Was ist schlimmer?
    Vielleicht spielt es keine Rolle. Letztlich kommt man doch über alles hinweg. Wir sind schon unverwüstliche Kreaturen.
    Es war seltsam, mit ihr im Bett zu liegen. Das Zimmer kam mir vor wie ein sicherer Hafen. Mir war klar, dass meine Entspanntheit sowohl auf den Vorsichtsmaßnahmen beruhte, die ich getroffen hatte, als auch auf meiner festen Überzeugung, dass sie sich gründlich vergewissert hatte, dass niemand ihr gefolgt war. Vielleicht aber war es auch so, dass ein Teil von mir sich so fühlen wollte, aus ureigenen Gründen, unabhängig von der Außenwelt. Kein gutes Zeichen, das wusste ich. Und möglicherweise ein Hinweis darauf, dass ich mich weniger gut auf das Spiel einstellen konnte und weniger gut in der Lage sein würde, es zu überleben.
    Delilah stand auf und ging duschen. Sie nahm ihre Handtasche mit ins Bad, weil sie wusste, dass ich sie sonst durchsucht hätte. Aber natürlich hätte ich nichts Nützliches gefunden. Dafür war sie zu umsichtig.
    Ich lag auf dem Bett und lauschte dem fließenden Wasser. Ich wusste, es bestand zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass sie dort drinnen ihr Handy benutzte und ihre Leute verständigte, wo ich war. Mein Instinkt stufte die Möglichkeit als unwahrscheinlich ein, aber mein Instinkt litt ja vielleicht unter den Nachwirkungen von Whiskey und Sex. Tatsache war, dass ich noch immer eine Gefahr für ihren Auftrag darstellte. Ich musste vernünftig bleiben.
    Als sie herauskam, war sie bereits angezogen. Sie wirkte entspannt und erfrischt. Ich hatte einen der flauschigen Bademäntel des Peninsula angezogen und saß auf dem Bett, als wollte ich gleich schlafen gehen.
    Sie setzte sich neben mich und fragte: »Wie geht’s jetzt weiter?«
    Ich legte eine Hand auf ihren Oberschenkel. »Tja, ich wäre jetzt fit für Runde zwei, und du?«
    Sie lachte. »Mit der Situation.«
    »Ach so, ja. Kannst du mit deinem Handy Textmeldungen verschicken?«
    »Natürlich.«
    Ich nannte ihr die URL von einem meiner verschlüsselten Bulletin Boards. »Das Passwort ist ›Peninsula‹«, sagte ich. »Wie der Name des Hotels. Gib mir Bescheid, wenn du das, was du von Belghazi brauchst, ergattert hast und wo ich dich dann treffen kann.«
    »Willst du wirklich warten?«
    Ich zuckte die Achseln. »Bis jetzt hab ich noch

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