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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ersetzt worden. Die Wände waren frisch gestrichen. Selbst das Einschussloch über der Stelle, wo Rafter gestanden hatte, war verschwunden.
    Die Mächte, die die Geschicke von Drake & Sweeney lenkten, hatten gestern Abend einiges investiert, um sicherzustellen, dass dieses Ereignis nie stattgefunden hatte. Im Lauf des Tages würden vielleicht ein paar Neugierige diesen Raum sehen wollen, und man hatte dafür gesorgt, dass es hier absolut nichts zu sehen gab.
    Die Mitarbeiter hätten ja für ein paar Minuten ihre Arbeit vernachlässigen können. In unseren erlauchten Hallen duldete man keinen Schmutz von der Straße.
    Es war eine kaltblütige Vertuschungsaktion, und leider verstand ich die Logik, die dahinter stand, nur zu gut. Ich war einer der reichen, weißen Jungs. Was hatte ich eigentlich erwartet? Ein Blumenarrangement von Misters Kumpels von der Straße?
    Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Aber bei dem Geruch nach frischer Farbe wurde mir übel.
    Wie jeden Morgen lagen auf meinem Schreibtisch die Washington Post und das Wall Street Journal, am selben Platz wie immer. Früher hatte ich den Namen des Boten gewusst, der sie dorthin legte, doch inzwischen hatte ich ihn längst vergessen.
    Auf der ersten Seite des Lokalteils der Post, knapp unterhalb der Mitte, waren das Polizeifoto von Devon Hardy und ein langer Artikel über die gestrige kleine Krise.
    Da ich annahm, dass ich mehr wusste als irgendein Reporter, überflog ich den Artikel nur. Dennoch erfuhr ich einige interessante Einzelheiten. Die roten Stangen waren kein Dynamit gewesen. Mister hatte ein paar Besenstiele in Stücke gesägt, mit dem bedrohlich wirkenden silbrigen Klebeband umwickelt und uns damit in Todesangst versetzt. Die Pistole war eine gestohlene 44er Automatik.
    Weil es die Post war, stand in dem Artikel mehr über Devon Hardy als über die Opfer. Allerdings sah ich zu meiner Zufriedenheit, dass von Seiten der Kanzlei Drake & Sweeney nicht die kleinste Information durchgesickert war.
    Laut einem gewissen Mordecai Green, Leiter des Rechtsberatungsbüros in der 14th Street, hatte Devon Hardy viele Jahre als Hausmeister im Botanischen Garten gearbeitet und seinen Job infolge einer Budgetkürzung verloren. Anschließend hatte er wegen Einbruchs ein paar Monate im Gefängnis gesessen und war dann auf der Straße gelandet. Er hatte mit Alkohol und Drogensucht zu kämpfen gehabt und war immer wieder wegen Ladendiebstahls festgenommen worden. Greens Büro hatte ihn mehrmals verteidigt.
    Sofern er eine Familie gehabt hatte, wusste sein Rechtsanwalt nichts von ihr.
    Was das Motiv betraf, so konnte Green nur Vermutungen anstellen. Er sagte, Devon Hardy habe eine Wohnung in einem alten Lagerhaus gehabt, aus der er kürzlich auf die Straße gesetzt worden sei.
    Eine Zwangsräumung ist ein juristischer Vorgang, für den Anwälte erforderlich sind. Ich konnte mir ziemlich genau vorstellen, welche der zahllosen Kanzleien in Washington Mister aus seiner Wohnung vertrieben hatte.
    Green sagte, das Rechtsberatungsbüro in der 14th Street werde durch Spenden finanziert und arbeite ausschließlich für die Obdachlosen. »Früher, als wir noch Bundeszuschüsse bekamen, hatten wir sieben Rechtsanwälte. Inzwischen sind wir nur noch zu zweit.«
    Es war kaum verwunderlich, dass das Journal die Story nicht brachte. Wäre einer der neun Justitiare des fünftgrößten Strumpfherstellers des Landes getötet oder auch nur leicht verletzt worden, hätte die Geschichte auf der Titelseite gestanden.
    Gott sei Dank war es keine größere Story geworden. Ich saß an meinem Schreibtisch, ich las die Zeitung, ich war heil und unversehrt und hatte jede Menge Arbeit. Und ich hätte ebenso gut neben Mister in der Leichenhalle liegen können.
    Polly kam um kurz vor acht und brachte ein breites Lächeln und einen Teller selbstgebackene Kekse mit. Sie war keineswegs überrascht, mich an meinem Schreibtisch zu sehen.
    Alle neun Geiseln erschienen zur Arbeit, die meisten vor dem offiziellen Beginn.
    Es wäre ein allzu offensichtliches Zeichen von Schwäche gewesen, zu Hause zu bleiben und sich von seiner Frau verwöhnen zu lassen.
    »Arthur ist am Telefon«, meldete Polly. Es gab in der Kanzlei mindestens zehn Arthurs, aber nur einen, der ohne Nachnamen auskam. Arthur Jacobs war der Seniorteilhaber, der Vorstandsvorsitzende, die treibende Kraft der Kanzlei, ein Mann, den wir sehr achteten und bewunderten. Wenn die Kanzlei ein Herz, eine Seele besaß, dann war es Arthur. In

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