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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sieben Jahren hatte ich dreimal mit ihm gesprochen.
    Ich sagte ihm, es gehe mir gut. Er gratulierte mir zu meinem Mut und meinem Durchhaltevermögen, und ich fühlte mich fast wie ein Held. Ich fragte mich, wie viel er wusste. Vermutlich hatte er zuerst mit Malamud gesprochen und arbeitete sich nun nach unten vor. Bald würde man sich Geschichten über die Geiselnahme erzählen, und dann Witze. Die Episode mit Umstead und der Vase würde zweifellos viel Heiterkeit erregen.
    Arthur wollte sich um zehn mit uns im Konferenzraum treffen und unsere Aussagen auf Video aufnehmen lassen.
    »Warum?« fragte ich.
    »Die Jungs von der Prozessabteilung halten das für eine gute Idee«, sagte er.
    Trotz seiner achtzig Jahre war seine Stimme glasklar. »Seine Familie wird wahrscheinlich die Polizei verklagen.«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Und uns wohl ebenfalls. Die Leute prozessieren auf Teufel komm raus.«
    Zum Glück, hätte ich beinahe gesagt. Wo wären wir ohne Prozesse?
    Ich dankte ihm für seine Anteilnahme. Er verabschiedete sich und rief den nächsten an.
    Der Aufmarsch begann bereits vor neun: Ein beständiger Strom von Gratulanten und Neugierigen suchte mich in meinem Büro heim, und alle waren tief besorgt und erkundigten sich nach Einzelheiten. Ich hatte viel Arbeit zu erledigen, doch ich kam nicht dazu. In den ruhigen Augenblicken zwischen zwei Besuchern starrte ich auf die Akten, denen ich mich widmen sollte, und fühlte mich wie betäubt.
    Meine Hände weigerten sich, nach den Unterlagen zu greifen.
    Alles hatte sich verändert. Die Arbeit war nicht mehr so wichtig. Mein Schreibtisch war nicht lebensnotwendig. Ich war dem Tod begegnet, ich hatte ihn beinahe gespürt, und es war naiv von mir gewesen zu denken, ich könnte mit einem Schulterzucken weitermachen, als wäre nichts geschehen.
    Ich dachte an Devon Hardy und die roten Stangen mit dem Gewirr bunter Drähte. Er hatte Stunden damit verbracht, dieses Spielzeug zu bauen und seine Aktion zu planen. Er hatte eine Pistole gestohlen, war in die Kanzlei eingedrungen und hatte einen entscheidenden Fehler gemacht, der ihn das Leben gekostet hatte.
    Und niemand, nicht ein einziger meiner Kollegen, interessierte sich auch nur flüchtig für ihn.
    Schließlich verließ ich die Kanzlei. Der Andrang wurde immer größer, und ich musste mich mit Leuten unterhalten, die ich nicht ausstehen konnte. Zwei Reporter riefen an. Ich sagte Polly, ich hätte außer Haus einiges zu erledigen, und sie erinnerte mich an den Termin mit Arthur. Ich ging zu meinem Wagen, ließ den Motor an, schaltete die Heizung ein und dachte lange darüber nach, ob ich an dieser Rekonstruktion teilnehmen sollte. Wenn ich nicht hinging, würde Arthur verärgert sein. Einen Termin mit Arthur ließ man nicht platzen.
    Ich fuhr davon. Es war eine seltene Gelegenheit, etwas Dummes zu tun. Ich war traumatisiert. Ich musste weg hier. Arthur und der Rest der Kanzlei würden für eine Weile auf mich verzichten müssen.
    Ich fuhr in Richtung Georgetown, hatte aber kein besonderes Ziel. Die Wolken waren dunkel, die Passanten hasteten durch die Straßen, die Räumfahrzeuge waren in Bereitschaft. In der M Street kam ich an einem Bettler vorbei und fragte mich, ob er Devon Hardy gekannt hatte. Wohin gingen Obdachlose bei einem Schneesturm?
    Ich rief im Krankenhaus an und erfuhr, meine Frau werde noch für Stunden in einer Notoperation sein. Aus unserem romantischen Mittagessen in der Cafeteria des Krankenhauses würde also nichts werden.
    Ich kehrte um, fuhr am Logan Circle vorbei nach Northeast, in den weniger schönen Teil der Stadt, und fand das Rechtsberatungsbüro in der 14th Street, Ecke Q Street. Als ich meinen Lexus am Straßenrand parkte, war ich sicher, dass ich ihn nie wiedersehen würde.
    Das Büro nahm die Hälfte eines dreistöckigen, roten Backsteinhauses im viktorianischen Stil ein, das seine beste Zeit hinter sich hatte. Die Fenster im obersten Stock waren mit verwitterten Spanplatten vernagelt. Nebenan befand sich ein heruntergekommener Waschsalon. In der Nähe gab es sicher auch Crack-Häuser.
    Den Eingang zierte eine leuchtend gelbe Markise. Ich wusste nicht, ob ich klopfen oder einfach hineingehen sollte. Die Tür war nicht verschlossen, und so drehte ich langsam den Knauf und betrat eine neue Welt.
    Es war zwar eine Art Kanzlei, doch sie sah ganz anders aus als die von Marmor und Mahagoni beherrschten Räumlichkeiten bei Drake & Sweeney. In dem großen Raum standen vier Schreibtische aus

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