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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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mir nicht gefallen …«
    »Hast du ihn begehrt?«, keuchte Himmelsfeuer und stieß immer heftiger und wilder zu. »Hast du ihn geliebt?«
    »Ich habe ihn nicht begehrt … und nicht geliebt!«, rief Wisterie verzweifelt.
    »Dann sag mir«, stieß er atemlos hervor, »dass ich der einzige Mann bin, den du jemals geliebt hast …«
    »Du bist der einzige!«, schrie Wisterie. Die Augen geschlossen, ließ sie den Schmerz und die Demütigung hilflos über sich ergehen; nur noch verschwommen nahm sie die Kälte, den rauen Boden und die lachenden Gaffer wahr.
    Himmelsfeuer stieß noch fester und schneller zu. »Wenn jemand es wagt … dich auch nur anzuschauen … töte ich ihn«, keuchte er. »Und wenn du mich jemals betrügst … oder mir nicht gehorchst … oder mir Schwierigkeiten machst … töte ich auch dich!«
    Zu Wisteries Schmerz und Scham gesellte sich nun heiße Angst, denn sie wusste, dass Himmelsfeuer die Wahrheit sprach. Dann hörte sie, wie sein Stöhnen sich zu einem Aufschrei wilder Lust steigerte, als er den Höhepunkt erreichte. Er löste sich von ihr, atemlos und schwitzend. Ermattet fiel Wisterie zur Seite, während ihr Verstand in einem schwarzen Abgrund der Abscheu zu versinken drohte.
    Benommen wurde ihr klar, dass aus ihrem Befreier ihr Entführer geworden war, der sie nie mehr freigeben würde und noch grausamer, noch rücksichtsloser war als der schlimmste Bordellbesitzer. Zwar hatte Wisterie sich von allen Geldschulden befreien können – nun aber gehörte sie diesem Mann, den sie mit ihrem Körper bezahlen musste, mit ihrem Fleisch und Blut, und der sie als seinen persönlichen Besitz betrachtete. Wisterie hatte gehofft, sich die Kraft und Rücksichtslosigkeit Himmelsfeuers zunutze machen zu können, um ihre eigenen Ziele schneller zu erreichen, das aber war ein schrecklicher Irrtum gewesen: Ein Mann wie Himmelsfeuer war nicht zu bändigen. Verzweifelt musste Wisterie erkennen, dass sie endgültig die Macht über ihr Schicksal verloren hatte, anstatt die erhoffte Freiheit erlangt zu haben.
    Niemand würde je erfahren, ob sie unschuldige Zeugin eines Mordes oder Komplizin bei dem Verbrechen gewesen war. Wenn Fürst Mitsuyoshi doch nicht tot wäre! Dann hätten die Dinge einen ganz anderen Verlauf genommen. Dann wäre sie jetzt vielleicht frei und könnte die Früchte ihrer geheimen Pläne genießen.
    Doch es hatte keinen Sinn, Gelegenheiten nachzutrauern, die ein ungnädiges Schicksal zunichte gemacht hatte. Sie musste sich damit abfinden, dass sie sich Himmelsfeuer in die Hände gegeben hatte und dass ihr eigenes Schicksal nun mit dem seinen verknüpft war, ob zum Guten oder zum Schlechten.
    Von Anfang an war Himmelsfeuer von entscheidender Wichtigkeit für ihre Pläne gewesen – und war es noch immer.
    Wisterie konnte nur hoffen, seine Eifersuchtsanfälle und seine gewalttätigen Stimmungsumschwünge zu überleben.
    Sie schloss die Augen und betete stumm zu den Göttern, dass sie und Himmelsfeuer lebend aus Edo entkamen.

7.

     
    S
    chatzminister Nitta wohnte im Beamtenviertel auf dem Gelände des Palasts zu Edo. Sein Anwesen lag an einer Straße, die sich hoch oben auf dem Hügel befand, näher am Palast des Shōgun als an Sanos Villa, wie es seinem Rang und Ansehen entsprach. Nittas Anwesen ähnelte in Baustil und Aufteilung denen der anderen hohen Beamten, die in dem Viertel zu Hause waren: Kasernen voller Wachsoldaten umschlossen den Innenhof, den Garten, die Stallungen und die eigentliche Villa des Ministers, ein niedriges Gebäude mit braunem Ziegeldach, das auf einem Steinfundament errichtet war. Doch Nittas Anwesen war größer als die Villen der anderen Beamten, um seinen überlegenen Rang hervorzuheben.
    Als Sano mit einem Trupp Ermittler am nächsten Morgen dort eintraf, um Nitta zu vernehmen, wölbte sich ein klarer, strahlend blauer Himmel über dem Palastgelände. Die Sonne schmolz bereits den Schnee auf den Dächern, doch die noch immer klirrende Kälte in den Schatten ließ die Wassertropfen an den Dachvorsprüngen zu kleinen Eiszapfen gefrieren, die im Morgenlicht funkelten. Der schmelzende Schnee auf den Straßen verwandelte sich unter den Pferdehufen in rutschigen Matsch.
    Trotz der Kälte und der frühen Stunde kam der Schatzminister aus der Wärme seiner Villa, kaum dass Sano und dessen Männer am Eingangstor erschienen.
    » Sōsakan-sama ! Wie könnt Ihr es wagen, Eure Leute in mein Haus zu schicken und mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen?« Er zeigte

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