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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zog. Seine Stirn glänzte mittlerweile, so wie Juarez es ihr vorhergesagt hatte.
    »Irene«, sagte Präsident Hayes, »möchten Sie auch etwas dazu sagen?«
    Kennedy hätte einiges zu sagen gehabt, aber sie wollte den Plan nicht gefährden, den sie sich zurechtgelegt hatte. Und so machte sie mit ihrem Spiel weiter und antwortete: »Es wäre mir eine Ehre, Ihrer Regierung zu dienen, Vizepräsident Ross.«
    »Gut«, sagte Ross und zog an seinem Kragen. Er blinzelte und schüttelte kurz den Kopf. »Und jetzt zu dieser Begnadigung.« Er schüttelte erneut den Kopf und rieb sich die Augen. »Wir haben alle zuständigen Beamten im Justizministerium davon überzeugen können, die Sache zu unterstützen, sodass Sie überhaupt keine negativen Folgen zu befürchten hätten.« Ross hielt abrupt inne und holte tief Luft.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte Hayes.
    »Ich weiß nicht recht.«
    Kennedy packte die Gelegenheit beim Schopf. Sie nahm ihr Glas und reichte es Ross über den Tisch hinweg. »Hier, trinken Sie einen Schluck Wasser.«
    Ross griff begierig nach dem Glas und nahm mehrere kräftige Schlucke.
    Kennedy verfolgte das Ganze mit einer gewissen nüchternen Distanz. Juarez hatte ihr erläutert, wie es funktionieren würde. Die Substanz, die sie ihm in den Kaffee gemischt hatte, sollte seinen Herzschlag beschleunigen und Übelkeit verursachen, vor allem aber sollte sie dafür sorgen, dass man die zweite Substanz nicht entdecken würde. Diejenige, die sie in ihr eigenes Wasserglas gegeben hatte, nachdem sie einige Male getrunken hatte. Nur einige wenige Personen wussten, dass der Secret Service aus Sicherheitsgründen eine winzige Kamera an der Decke des Oval Office installiert hatte. Alles wurde aufgezeichnet, es sei denn, der Präsident verlangte ausdrücklich, dass das System abgeschaltet wurde. An diesem Tag wollte Kennedy, dass die Kamera eingeschaltet war.
    Ross trank noch einige Schlucke Wasser und sah dann den Präsidenten an. Er schien Mühe mit dem Atmen zu haben. »Ich glaube, es ist das Herz. Ich habe Herzprobleme.« Plötzlich schien ihn die Kraft zu verlassen. Das Wasserglas glitt ihm aus der Hand und landete auf dem Teppich.
    Der Präsident sprang auf, um ihm zu helfen, und fasste den Mann an den Schultern.
    Ross sah Kennedy an. Seine Atmung war nun schon ganz flach. »Das weiß niemand. Ich habe ein schwaches Herz.«
    Ich weiß es, dachte Kennedy ohne einen Funken schlechten Gewissens. Sie stand auf und eilte zur Tür, wohl wissend, dass sie ihre Rolle weiterspielen musste. Sie riss die Tür auf und rief: »Wir brauchen dringend einen Arzt! Schnell! Und holt den Defibrillator!«
    Kennedy eilte zurück zu der Sitzgruppe. Ross war in den Armen des Präsidenten zusammengesunken. »Legen wir ihn auf den Boden«, rief Kennedy, während sie den Kaffeetisch an einem Ende packte und zur Seite zog.
    Hayes und Stokes nahmen Ross und legten ihn auf den Boden. Kennedy nahm das heruntergefallene Wasserglas und stand einige Augenblicke beim designierten Vizepräsidenten, ehe sie zur Seite treten mussten, weil schon die ersten Agenten eintrafen. Rasch füllte sich der Raum mit Leuten. Kennedy sah Carl in der Tür stehen, die zum privaten Esszimmer des Präsidenten führte. Special Agent Warch erschien an seiner Seite, so wie sie es vereinbart hatten. Er zeigte auf den Kaffeetisch und sagte etwas zu Carl. Der eifrige Navy-Steward eilte zum Tisch und begann das Geschirr abzuräumen, während immer mehr Leute hereinströmten. Mit ruhiger Hand stellte Kennedy das Glas auf Carls Tablett und ging um die Couch herum, um ihre Handtasche zu holen. Der Arzt traf eine halbe Minute später ein und forderte die Anwesenden auf hinauszugehen. Kennedy warf noch einen letzten Blick auf Ross’ bleiches Gesicht und verließ den Raum.

55
Langley, Virginia
    Rapp stand vor Kennedys Schreibtisch – in demselben Outfit, das er auch in Genf getragen hatte. Er war erschöpft und brauchte dringend Schlaf, doch er wollte unbedingt vorher hören, wie Mark Ross im Oval Office ums Leben gekommen war. Sie waren kurz nach zehn Uhr vormittags gelandet, als ihnen einer der Mechaniker im Hangar berichtete, was mit Ross passiert war. Rapp versuchte schon seit einer Stunde, Irene Kennedy zu erreichen, doch sie hob nicht ab. Schließlich verriet ihm eine ihrer Sekretärinnen, dass sie auf dem Weg nach Langley sei. Rapp fuhr sofort ins CIA-Hauptquartier und traf Kennedy allein in ihrem Büro an, wo sie eine Akte studierte.
    »Wie ich sehe, hast du

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