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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Mailun.
    »Glaubst du, dass irgendjemand tatsächlich mit mir sprechen würde, um mich abzuweisen?«, fragte er. »Die Leute wissen, warum wir hier sind, Mutter.«
    Mailuns Kiefer waren angespannt. »Sei nur vorsichtig«, sagte sie und pustete auf ihren Nonyu. »Irissa war vorhin hier, um dich zu besuchen.«
    Tallis runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll«, sagte er.
    »Das heißt nicht, dass du gar nichts sagen solltest.«
    Das bezweifelte Tallis.
    »Ich bin fertig.« Shaan kam mit einem Bündel frischer Kleider in der Hand aus dem Zelt.
    »Dann komm.« Tallis führte Shaan auf den Eingang der großen Höhle zu.
    Niemand hielt sie davon ab, den Brunnen oder die Tunnel zu den Quellen zu betreten, und jeder, dem sie in den Gängen begegneten, ging ihnen rasch aus dem Weg, doch keiner sagte ein Wort. Tallis war sich nie so sehr bewusst gewesen, wie stark er jetzt vom Clan getrennt war. Jared war wirklich sein einziger Freund gewesen.
    Zielstrebig gingen sie zu der kleinen Quelle ganz am Ende der Höhlen und hatten sie ganz für sich allein; sie badeten schweigend, während ringsum das Wasser tröpfelte. Zu dem Zeitpunkt, als sie zu ihren Zelten zurückkehrten, war Rorc wieder da, sagte aber nichts über seinen Besuch, und sein Gesichtsausdruck verbot jegliches Fragen. Anspannung umfing ihn wie ein Mantel.
    »Das Treffen beginnt gleich«, sagte Rorc und stand auf; er hatte am jetzt gelöschten Feuer gesessen. »Wir müssen los.«
    Die vier gingen auf den Eingang der großen Höhle zu. Blicke folgten ihnen, als sie zwischen den Zelten hindurchkamen, und in der Höhle war es genauso. Gerüchte, warum sie gekommen waren, hatten sich zwischen den Clanleuten ausgebreitet wie Feuer in trockenem Geäst. Feuchtländer strebten ein Bündnis an, Feuchtländer, die von einem Ausgestoßenen der Baal angeführt wurden. Tallis fragte sich, ob sie überhaupt eine Aussicht auf Erfolg hatten.
    Mailun begleitete sie nur bis zu dem Tunnel, der zum Versammlungsraum führte. Sie war nicht hinzugebeten worden.
    »Wir sehen uns bald«, sagte sie, als sie sie am Eingang stehen ließen. »Sprich gut, Sohn.«
    Tallis nickte; er war zu aufgewühlt, um zu antworten. Hinter ihr stand Irissa mit ihrer Mutter, Pilar, und Miram, die zum Führerkreis des Jalwalah-Clans gehörte. Irissas Mutter war hochgewachsen und muskulös; ihre Wangenknochen traten scharf hervor, und ihre Haut war glatt und dunkel wie die eines viel jüngeren Menschen. Sie sah ihrem Sohn zu ähnlich, und Tallis ertrug es kaum, ihr in die Augen zu sehen. Irissa dagegen starrte ihn wild in einer Mischung aus Besorgnis und Enttäuschung an. Er spürte, wie Shaan seine Hand ergriff und sie drückte.
    Miram neigte den Kopf. »Sprich gut, Tallis«, sagte sie.
    Er hörte Gemurmel, als Leute auf Mirams Worte reagierten, hatte aber nicht die Zeit, zu verstehen, was sie sagten, da Thadin herauskam, um sie den Tunnel entlang zu der Versammlung zu führen.
    Tallis’ Herz klopfte schnell und heftig, als er zwischen seinem Vater und seiner Schwester am oberen Ende der Stufen stand. Das letzte Mal, als er hier gewesen war, hatte ein anderer Kreis über ihn geurteilt. Er spürte für einen Moment den Geist jenes Tages: die Trauer, die er wegen Haldanes Tod getragen hatte, und die Furcht, so stark, dass sie seinen Hals wie mit Händen gepackt hatte. Aber er war nicht mehr derselbe wie der, der schon einmal hier gestanden hatte.
    Rorc warf ihm einen mahnenden, unterstützenden Blick zu und führte sie hinab vor die fünf Männer, die auf den Steinsitzen auf sie warteten.
    Karnit saß in der Mitte und beobachtete mit feindseliger Miene, wie sie herankamen. Zu seiner Linken saßen die Anführer der Raknah und Halmahda, zu seiner Rechten die Häuptlinge der Shalneef und der Baal. Shila saß getrennt von den Übrigen, als sei sie nur als Beobachterin hier, aber sie nickte ihnen zu, als sie hereinkamen.
    Der Raknah-Anführer war der Jüngste, wahrscheinlich ein paar Jahre jünger als Rorc, muskulös und dunkelhaarig. Sein dichtes Haar war zu einem Kamm geschoren, der ihm von Ohr zu Ohr über die Kopfhaut lief. Der Ausdruck seiner Augen verriet einen Verstand, der häufiger auf den Krieg als auf den Frieden gerichtet war. Er musterte sie mit ausdruckslosem, starrem Blick, während neben ihm der Halmahda-Anführer, ein kahlköpfiger, zierlich gebauter Mann mit der dunklen, wettergegerbten Haut eines Jägers eher neugierig als bedrohlich wirkte. Der Anführer der Shalneef war

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